Die USA nach der WahlVerzweifeln Sie nicht!

In den letzten Tagen des US-Wahlkampfs teilte der Priester James Martin einen „Leitfaden zur Wahl“ nach Ignatius von Loyola. Helfen dessen Lehren, das Land zusammenzubringen?

Die Stimmung in Amerika ist tief gespalten, und das spiegelt die Wahl wider: Die eine Hälfte der Menschen ist begeistert, die andere Hälfte ist am Boden zerstört. In solch einem Moment ist es wichtig, sich an die Weisheit des heiligen Ignatius von Loyola zu erinnern. Er lehrt uns, dass Gefühle der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit – das Gefühl von Hilflosigkeit – nicht von Gott kommen. Hoffnung und Inspiration kommen von Gott. Deshalb möchte ich allen, die deprimiert sind, sagen: Verzweifeln Sie nicht!

Die Analyse der Wahl zeigt ein komplexes Bild. Natürlich wählen die meisten Menschen „mit ihrem Geldbeutel“, wie wir hier sagen, doch für viele stand diesmal noch mehr auf dem Spiel. Donald Trump repräsentiert eine Vision von Amerika, wie wir sie so noch nie gesehen haben, und ich denke, dass diese Vision für die Wähler genauso bedeutend war wie wirtschaftliche Versprechen. Für mich sieht es mehr nach einer sozialen als nach einer wirtschaftlichen Wahl aus. In meinen Gesprächen hörte ich kaum etwas über die Wirtschaft – stattdessen hieß es oft: „Ich liebe Donald Trump“ oder „Ich hasse Donald Trump“. Auch unter christlichen Wählern hat Trump viel Unterstützung erfahren, insbesondere bei Katholiken. Doch ich möchte betonen, dass die christliche Gemeinschaft in den USA unglaublich vielfältig ist. Sie reicht von konservativen Evangelikalen, die für Donald Trump beten und ihn als eine Art Messias sehen, bis hin zu progressiven Katholiken, die seinen moralischen Charakter abstoßend finden und es verurteilen, wie er mit Menschen am Rand der Gesellschaft umgeht.

Ich blicke in die nächsten vier Jahre und sehe ein Land, das tief gespalten und unberechenbar sein wird. Ehrlich gesagt sehe ich im Moment wenig Grund zur Annahme, dass diese Spaltung bald überwunden werden könnte. Im Gegenteil, sie wird sich vermutlich noch vertiefen, wenn Präsident Trump beginnt, seine Veränderungen umzusetzen. Trotzdem bleibt die Hoffnung auf Gottes Beistand, und ich bete dafür, dass die Menschen in dieser schwierigen Zeit nicht den Mut verlieren und immer wieder Trost und Kraft finden.

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