In Aktion

Der Wochenrückblick

Seit Jahrtausenden streitet sich die Philosophie und auch die Theologie darum, was wichtiger sei: die vita contemplativa, das heißt das betrachtende, nachdenkende, auch wissenschaftlich forschende Leben, oder die vita activa, das soziale, karitative, tätige. Endgültig beantwortet ist die Frage nie worden, und auch der CHRIST IN DER GEGENWART hängt zwischen diesen beiden Polen, jede Woche. Viele allerdings halten sich mit solchen gelehrten Streitigkeiten nicht auf. Sie handeln, wo es nötig ist. Oder sie es für nötig erachten. Davon gibt der Wochenrückblick ein Bild. Andere zerbrechen sich darüber den Kopf, ob das Handeln klug war. Änderung nicht in Sicht.

1 | Ulm. Lebensrettend in Aktion trat der Ulmer Andreas Bichert: Auf dem nächtlichen Nachhauseweg hörte er aus einem Altglascontainer seltsame Geräusche. Schon daheim angekommen, drehte er nochmal um. Und fand im Container ein Neugeborenes, das seine Mutter dort wohl zum Sterben zurückgelassen hatte. Der Erstretter bekam nun den Preis der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst für Zivilcourage. Das Kind trägt seinen Namen als Zweitnamen.

2 | London. Noch immer aktiv sind die britischen Bauern, ähnlich wie ihre Kollegen in Frankreich, Deutschland und anderswo. Zehntausende Farmer bewegen sich mit ihren Traktoren in Richtung Londoner Regierungsviertel, um gegen die Reform der Erbschaftssteuer zu protestieren. Unter den Protestierenden: der bekannte Fernsehmoderator Jeremy Clarkson (Top Gear), seit geraumer Zeit selbst Landwirt.

3 | Düsseldorf. Wie weit darf Handeln gehen? Manchmal ist das Äußerste gefordert. Militärbischof Franz-Josef Overbeck hält den gewaltsamen Widerstand der Ukraine für gerechtfertigt. Trotz des Zieles des gerechten Friedens brauche man auch Kriterien für einen gerechten Krieg. „Es gibt keine andere Möglichkeit, einem Diktator wie Putin Widerstand zu leisten. Das kann nicht nur mit Worten geschehen.“

4 | Hamburg. Weil er einer Kita ungefragt einen Weihnachtsbaum vor die (abgeschlossene) Tür stellte, wurde ein Hamburger Gärtner zu einer Geldstrafe von 3000 Euro verurteilt. Die Kita hatte sich aus interreligiösen Gründen gegen einen Baum entschieden. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich Demonstranten mit „Kein Baum ist illegal“-T-Shirts; eine Person kam als Baum verkleidet.

5 | Marburg. Doch kein mittelalterlicher Aktionismus? Laut dem Marburger Historiker Georg Strack hat Papst Urban II. das berühmte Deus lo vult („Gott will es!“) nie verwendet. Das angebliche Motto der Kreuzfahrer ziert, neben zahlreichen anderen martialischen Tattoos, den Arm des künftigen US-Verteidigungsministers Pete Hegseth.

6 | Bonn. Die Welt ist „klobalisiert“. Oder doch nicht? Der „Welttoilettentag“ der UN soll auf die hygienische Situation von mehr als 3,5 Milliarden Menschen aufmerksam machen, die keine hygienische Toilette aufsuchen können oder ihr Geschäft gar im Freien erledigen müssen. Verunreinigtes Wasser kostet laut den Vereinten Nationen jeden Tag 1000 Kindern unter fünf Jahren das Leben.

7 | Lübeck. Abschließend ein Appell zum Nichtstun. Vor 100 Jahren erschien Thomas Manns epochaler Roman Der Zauberberg. Noch heute empfiehlt es sich, gemeinsam mit dem Protagonisten Hans Castorp eine Liegekur auszuprobieren, um dem hektischen Aktionismus der Welt zu entfliehen. Bei Fiebermessen und warmen Aufgüssen wird Zeit irrelevant und verflüchtigt sich im Dampf der Bäder. Jahre und Buchseiten vergehen wie im Fluge. Damals wie heute.

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