Der WochenrückblickDamals

Weihnachtliches damals und heute

Noch wenige Tage bis Weihnachten. Das Fest spannt uns auf zwischen einer historischen Dimension – damals, in der Krippe, vor 2000 Jahren – und der überzeitlichen Heilszusage Gottes in seiner Menschwerdung in Jesus Christus: Nicht nur damals, sondern ab jetzt für immer. Nun sind wir Menschen historische Geschöpfe und das Denken in Ewigkeiten fällt uns mitunter schwer. Angeblich hat auch das Christentum die geschichtliche Denkweise begründet. Also hier und heute wieder historische Themen und keine Unendlichkeit. Wir müssen ja nicht gleich 2000 Jahre zurückgehen. 1000 reichen völlig. Gesegnetes Fest!

1 | Göttingen. Das Jahr 1024 ist kein besonders gutes für Heinrich II., den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Seit Jahren hatte ihn ein schmerzhaftes Steinleiden geplagt, am 13. Juli verstirbt der Kaiser kinderlos in der Pfalz Grona bei Göttingen. Mit ihm endet die Herrschaft der Ottonen. Die Zeit der Salier beginnt.

2 | Kiew. Nach siebenjähriger Bauzeit wird das Goldene Tor von Kiew vollendet (andere Quellen nennen das Jahr 1037). Das durch das Finale von Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung auch musikalisch unsterblich gewordene Bauwerk wurde im Laufe der folgenden tausend Jahre mindestens fünf Mal rekonstruiert. Vielleicht ließ sich Mussorgski auch von einer Bauzeichung eines anderen Stadttores inspirieren – das Goldene Tor ficht das nicht an.

3 | China. Eine Innovation mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirktschaft: Die Regierung der Song-Dynastie (960–1279 n.Chr.) übernimmt 1024 in Chengdu den Druck von Papiergeld. Das Geldsystem verbreitet sich rasend schnell und hält sich bis heute – trotz der Herrschaft der Plastikkarte, deren Beweis einer ähnlichen Langlebigkeit noch aussteht.

4 | Burgund. In der kleinen Gemeinde Semur-en-Brionnais erblickt Hugo von Cluny das Licht der Welt. Später wird man ihn „den Großen“ nennen und in der römisch-katholischen Kirche als Heiligen und Schutzpatron der Fieberkranken verehren. Als sechster Abt von Cluny führt er die Cluniazensische Klosterreform fort und das berühmte Reformkloster auf den Höhepunkt seiner Bedeutung. Das alles ist für den kleinen Hugo in diesem ersten Jahr seines Lebens allerdings noch in weiter Ferne.

5 | Rom. Eher unrühmlich geht es derweil bei den Päpsten zu: Am 9. April 1024 stirbt Papst Benedikt VIII. Sein Nachfolger nimmt den Namen Johannes XIX. an. Pikant an der ganzen Geschichte: Romanus von Tusculum, wie der neue Pontifex mit weltlichem Namen heißt, ist Laie. Deshalb erhält er alle Weihen an einem Tag. Noch viel pikanter ist allerdings: Er ist zudem der Bruder seines Vorgängers. „Nepotismus“ nennt sich diese Ämtervergabe unter Verwandten.

6 | Armenien. Zwischen Vansee und dem Großen Zab, einem Nebenfluss des Tigris, liegt um diese Zeit das armenische Reich Vaspurakan. Unter König Seneqerim Johannes Artsruni wurde das Reich byzantinisch. Er stirbt in diesem Jahr. Mit ihm endet die Dynastie der Artsruni.

7 | Weltweit. Nur ein Bruchteil der Menschheit hat dieses Jahr als 1024 n.Chr. erlebt. Eine Übersicht: Die islamische Welt befindet sich im Jahre 415 nach der Flucht Mohammeds nach Medina – außer in Persien, wo man nach Sonnenjahren rechnet und sich deshalb im Jahr 403 befindet. Das Judentum ist da schon weiter: 4785 Jahre seit der Erschaffung der Welt. Die buddhistische Zeitrechung verzeichnet das Jahr als 1568 nach dem Tod Gautama Buddhas. Wer sich noch als Untertan der Seleukidendynastie versteht, feiert das Jahr 1335. In China hingegen beginnt das Jahr des Schweins.

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