Aus der Seele
Zum Kommentar „Differenzieren lernen“ (CIG Nr. 7, S. 2)
Leider kenne ich Russland nur von kurzen Besuchen. Doch durch vielfältige Kontakte zu Zeiten der Sowjetunion, Perestrojka und des demokratischen Aufbruchs habe ich die Entwicklung miterlebt und die Hoffnungen meiner Gesprächspartner für Frieden in Freiheit geteilt. Nun müssen sie und unzählige Gleichgesinnte und wir diesen katastrophalen Rückschlag erleben. Dieser Aufruf aus der katholischen Schule St. Paulus ist mir „aus der Seele gesprochen“.
Otto Walterspiel (auf cig.de)
Ich kann diese Aufforderung, Russland nicht einseitig zu verurteilen, nur unterstützen. Zwischen 1998 und 2012 habe ich Unterrichtswochen in einem theologischen Seminar in Moskau gehalten. Die Studierenden, Pastorinnen und Pastoren unserer evangelisch-methodistischen Kirche, kamen aus allen Teilen dieses Landes und diese Herkunftsvielfalt hat das Miteinander bereichert.
2012 musste ich meine Unterrichtswoche vorzeitig abbrechen und „mit der nächsten Maschine“ zurückfliegen. Gegen mich sei ein Verfahren eingeleitet worden, sagte man mir. Ich konnte mich gerade noch beim Frühstück von den Studierenden verabschieden. Bald darauf hießen Leute, die aus dem Ausland kamen, „ausländische Agenten“.
Manfred Wilhelm (auf cig.de)
Ja, natürlich war die Hungersnot von Leningrad ein Kriegsverbrechen, eines von vielen, welchen die Ukraine als Teil der damaligen Sowjetunion ebenso ausgesetzt war. Hat man auch über den Holodomor („Hungermord“) gesprochen, mit welchem Stalin die Ukraine überzogen hatte? Haben die Schüler auch das Konsulat der Ukraine besucht? Es ist natürlich wichtig und gut, persönliche Verbindungen zu knüpfen, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. Aber ein offizielles Sprachrohr eines Terrorregimes durch einen freundschaftlichen Besuch aufzuwerten entbehrt jeglicher Differenzierung.
Wolfgang Röckl, Würzburg
Ich war selbst fünf Jahre lang Gast in Russland und denke gerne an all die schönen Momente zurück, in denen ich die russischen Menschen und ihre Mentalität kennenlernen durfte. Ganz zu schweigen davon, dass unser kulturelles Leben sehr viel ärmer wäre, wenn alles Russische darin verschwinden würde. Zum Teil ist es ja schon Realität: Dirigenten werden ihres Amtes enthoben, es gibt keine Gastspiele russischer Ensembles mehr … Ganz absurd wird es, wenn Werke der reichen russischen Literatur „auf den Index gesetzt werden“.
Jürgen Werth, Erfurt
Hochgebet
Zum Beitrag „Erhebet die Herzen“ (CIG Nr. 7, S. 8)
Meiner Meinung nach muss man diese Betrachtungen mit denen in Heft 6 zusammen lesen. Nachdem wir die Herzen erhoben haben und bis zum Sanctus stehend mitbeten, wird nach dem Sanctus mit der knienden Haltung das Wort „Hochgebet“ konterkariert. Durch den Anstoß einer älteren Dame habe ich für mich daraus gefolgert, dass die kniende Haltung etwas Besonderes sein sollte. Deshalb stehe ich beim Hochgebet und knie gezielt während der Wandlung – für mich ein besonderer Moment der inneren Versammlung beziehungsweise Anbetung. Seitdem gelingt es mir besser, während des Hochgebetes nicht wegzudämmern, sondern mitzubeten, wenn auch nur in Gedanken.
Karl Gather (auf cig.de)
Doppelgebot?
Zum Artikel „... wie dich selbst“ (CIG Nr. 7, S. 5)
Sehr habe ich mich über diesen Artikel gefreut! Ich habe ihn als große Bestätigung für die Sinnhaftigkeit meines Tuns als Gemeindereferentin in der Familien-Pastoral gelesen. Nicht zuletzt durch meine frühere Tätigkeit in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bin ich überzeugt davon, dass durch das Ausblenden des letzten Teils des Dreifachgebotes viel Unheil angerichtet wurde und leider immer noch wird. Viele Generationen – und ganz besonders die Mädchen und Frauen – haben durch eine christliche Prägung gelernt, sich bis zur Selbstaufgabe aufzuopfern. Eine „Frohe Botschaft“ in der Lehre der christlichen Kirchen zu erkennen fällt da oftmals nicht leicht...
Susanne Gerhards, Aldenhoven
Das Hauptgebot der Liebe ist gewiss eine der zentralsten Leitlinien, wie Leben gelingen kann. Theologen sprechen gern von einem „Doppelgebot“, das die heilsame Selbstfürsorge aber völlig ausblendet. In meiner langjährigen Tätigkeit als Seelsorger bin ich oft Menschen begegnet, die in ausschließlicher Fremdsorge sich selbst los und krank geworden sind.
Hermann Mellar, Roßtal
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