Wer öffentlich trauert oder sich gar zu Mahnwachen versammelt, muss mit willkürlichen Gefängnisstrafen rechnen. Das machte die russische Regierung unmissverständlich deutlich, kaum dass der Tod Alexej Nawalnys bekannt wurde – und sie ließ ihre Drohung hundertfach wahr werden. Der Kremlkritiker starb am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einer sibirischen Strafkolonie unter ungeklärten Umständen. Seitdem ist das Leben in Russland für viele noch düsterer.
Nawalny war der bekannteste Oppositionelle des Landes und wohl der einzige, der eine ernsthafte Gefahr für Präsindent Putin darstellte. Seit 2008 trat er als Antikorruptionsaktivist in Erscheinung und ließ seitdem nicht nach im Kampf gegen das Kreml-System. Nach einem Giftanschlag, den er nur knapp überlebte, kehrte Nawalny 2021 nach Russland zurück – wohl wissend, dass ihm dort die Verhaftung drohte. In einem Dokumentarfilm formulierte er damals sein Vermächtnis. „Meine Nachricht, wenn ich ermordet werde, ist sehr einfach: Gebt nicht auf. Wenn sie entschieden haben, mich umzubringen, bedeutet das, dass wir unglaublich stark sind.“ Nun will Nawalnys Witwe Julija seinen Kampf weiterführen.