Sein christlicher Glaube war ihm Kompass und Richtschnur für sein politisches Handeln, er verhalf ihm oft zu einem unabhängigen und eigenständigen Urteil.“ Mit diesen Worten würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den CDU-Politiker und früheren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, der im Alter von 92 Jahren in Speyer gestorben ist.
Vogel, der in Göttingen geboren wurde, übernahm 1967 das Amt des Kultusministers in Mainz, das er bis zur Wahl zum Ministerpräsidenten 1976 innehatte. Nach einem CDU-internen Führungsstreit trat er 1988 zurück. Vier Jahre später wurde Vogel der erste Ministerpräsident des Freistaats Thüringen nach der Wiedervereinigung.
Mehr als vier Jahrzehnte gehörte der Bruder des früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel (1926–2020) dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an. Dessen Präsident war er von 1972 bis 1976. Seine aktuelle Amtsnachfolgerin, ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, würdigte Vogel als einen „herausragenden Akteur des politischen Katholizismus unserer Zeit“.
Einen seiner letzten öffentlichen Auftritte hatte Vogel im Mai 2024 in Speyer, wo er seit Jahrzehnten wohnte. Bei der Vorstellung seiner Autobiografie Erst das Land: Mein Leben als Politiker in West und Ost (Verlag Herder, Freiburg) zeigte sich Vogel nicht als Mann von gestern. Äußerlich schon gebrechlich, die Stimme aber nach wie vor fest und kräftig, gab er Empfehlungen zum Umgang mit der AfD. „Es darf nicht darum gehen, sich den inhaltlichen Aussagen der AfD anzunähern. Es muss darum gehen, die Wähler, die die demokratischen Parteien der Mitte an die AfD verloren haben, zurückzugewinnen.“
Mit seiner Autobiografie, so schrieb er im Vorwort, wolle er „einiges richtigstellen und anderes vor dem Vergessen bewahren“. Vor allem aber wolle er zum Engagement in Politik und Kirche ermutigen. „Unser Land und unsere Gesellschaft brauchen Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Im Rückblick auf meine eigenen jahrzehntelangen Erfahrungen kann ich versichern: Es lohnt sich!“