Donald Trump ist knapp 1,90 Meter groß. Als er aber in der vergangenen Woche die Tafel mit den 185 Ländern, die zukünftig von US-Zöllen betroffen sein sollen, neben sich hielt, wirkte er fast klein. Diese globale Liste der Zölle hat das Zeug dazu, die Welt ökonomisch und wohl auch geopolitisch fundamental zu gefährden und an den Abgrund zu führen. Makaber ist, dass viele nun hoffen, diese Strafzölle dienten wieder nur zur Erpressung der restlichen Welt, damit Trump seine nächsten Deals zugunsten der USA machen kann. Dass sie also nur ein Machtinstrument sind, um andere Staaten oder besser Volkswirtschaften den USA (beziehungsweise deren Präsidenten) zu unterwerfen. Ob das für die USA selbst wirtschaftlich gut ist, darf bezweifelt werden. Es geht dem Egomanen im Weißen Haus ums Kleinmachen und Kleinkriegen anderer Staaten und Menschen.
Die Reaktionen fallen entsprechend aus: von Unterwerfung (und selbst Kleinmachen) bis hin zur kämpferischen Aufnahme des Handelskrieges und Rückkehr zu Protektion der je eigenen Wirtschaft (selbst Großmachen). Freiheit, Vernunft und Kooperation scheinen gerade verschwindend kleingeschrieben zu werden.
Der Zöllner Zachäus, der in Jericho für den Fremdherrscher Rom Zoll eintrieb, wird in der Bibel als wirklich ziemlich klein beschrieben. Deswegen hielt er keine Liste mit Zöllen neben sich, sondern kletterte auf einen Baum, um besser sehen zu können, wie sich Jesus näherte. Dieser holte ihn von seiner erhöhten Position aber wieder runter und lud sich als Gast bei ihm ein. Das führte bei Zachäus zum Sinneswandel: Aus der Nähe Gottes zu sich als Sünder entdeckte er die Nähe zu seinem eigenen Fehlgehen und den Armen, denen er einiges schuldete. Er versprach, die Hälfte seines Besitzes den Armen zu schenken. Großzügig.
Zölle werden auf Waren erhoben, weil damit sozusagen ein Recht erworben wird, das andere Land als Absatzmarkt zu nutzen. Es gibt Zölle nur, weil es Grenzen gibt, die signalisieren, hier betrittst du fremdes Land, und dies zu nutzen ist kein Automatismus. Zölle wahren Grenzen und Eigennutz. Das ist an sich nicht nur schlecht. Aber Jesus geht mit dem Zöllner Zachäus einfach einen entscheidenden Schritt weiter: Er überschreitet die Grenze zum Sünder und macht sich zum Gast. Er macht Zölle überflüssig. Wer sich als Gast sieht, benutzt den anderen nicht, er achtet ihn und das, was er hat. Er bringt sich selbst ein ohne Eigennutzinteresse. Jesus schenkte sich dem Zöllner – und seine Ware war das Evangelium für die Armen. Das ist das Großartige an dieser (Anti-)Zollgeschichte.
Aber seien wir realistisch: Aus Trump wird kein Zachäus, sein Jesus ist nicht unser Jesus und seine Strafzölle werden weder bei ihm noch bei anderen zum Umdenken führen. Eher werden abschottendes Grenzverhalten, selbstsüchtiger Eigennutz und ungebremstes Konkurrenzdenken noch mehr befördert. Das ist das Fatale. Aufs Lange gesehen: Es legt sich mir in die Seele und macht uns alle kaputt. Wir brauchen keine Zölle. Wir sind alle Gäste im je fremden Land und so könnten wir uns auch verhalten. Demütig. Das ist unsere eigentliche menschliche Größe und Wirtschaftsleistung. Dann werden wir – statt Akteure des Trump-Unheils zu sein – das zu hören bekommen, was auch Zachäus hörte: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren“ (Lk 19,9).