Wer verurteilt?
Zum Kommentar „Im eigenen Interesse mit Israel reden“ (CIG Nr. 16, S. 2)
Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) fordert von seinen Mitgliedern die Verhaftung, nicht die Verurteilung, des israelischen Premiers Netanjahu. Das ist etwas anderes als die Weigerung von Jesus, eine Sünderin zu verurteilen. Wenn Netanjahu sich dem ICC nicht stellen will, dann ist das seine Sache. Deutschland sollte sich jedenfalls an das international anerkannte Recht halten.
Dr. Ewald Keßler, Leimen
Zunächst stellt der Verfasser Sachverhalte zutreffend dar. Die Frage, die er eingangs stellt, beantwortet er allerdings nicht. Meint der Autor nun, dass Benjamin Nethanyahu bei einem Besuch in Deutschland festgenommen werden sollte? Oder ist er anderer Ansicht? Der Artikel hat viel von „Ich bin für das Gute und gegen das Böse.“
Markus Wollbrück (online)
Zu verzollen
Zum Kommentar „Groß gemacht, klein gedacht“ (CIG Nr. 15, S.2)
Zachäus’ Aufgabe war klar erkennbar die Eintreibung von Inlandszollabgaben. Mit Außenwirtschaft im Sinne von Einfuhrzöllen hatte Zachäus’ Aufgabe wohl nichts zu tun. Aber erweitern wir doch einmal den Horizont bezüglich der Zollwirkungen. Vor Augen geführt wird uns durch Trumps Zoll-Politik doch, wie fragil unser immer noch kolonialer Welthandel ist. Eine Ökonomie mit der Gier nach immer mehr, zu Lasten der Schwachen. Die ökologische und möglicherweise auch ökonomisch nachhaltige Wirkung von Zöllen darf nicht beiseitegeschoben oder gar verteufelt werden.
Werner Heidiri, Holzhausen
Mit Zöllen führt Trump einen Handelskrieg mit zu erwartenden negativen Folgen, auch für die eigene Bevölkerung. Auf Kosten anderer Menschen frönt er seinen von Eitelkeit und Großmannssucht dominierten Neigungen. Sein Motto: Amerika zuerst. Nationalismus pur. Dabei benimmt er sich wie ein Kleinkind, das alle Ordnung zerstören will.
Alfred Dilger, Rees
Früher importierte man in Amerika Sklaven – heute bringt man die Arbeit zu den Sklaven! Und dies ist nach der Lesart gut für den „Freihandel“. Globalisierung ist gut, weil es der Status quo ist. Die negativen Folgen werden ausgeblendet. In Amerika leben 100 Millionen Menschen in Elend, unter der Armutsgrenze. Warum? Die USA haben einen Großteil ihrer Industrieproduktion nach Fernost verlagert. Den Gewinn streichen die Aktionäre ein.
Dr. Gerhard Engler, Feldkirchen-Westerham
Verteilte Rollen
Zum Beitrag „Wer liest hier was?“ (CIG Nr. 15, S. 5)
Ich habe vor Jahren in einem Schwesternkonvent vorgeschlagen, dass zumindest an einem der Tage, an denen die Passion verlesen wird, ein anderer oder eine andere die Passagen des Jesus lesen sollte. Daraufhin wurde mir mitgeteilt, dass dann einige Schwestern dem Gottesdienst fernbleiben würden. Nur ein Priester könne den Jesus sprechen. In diesem Jahr werde ich die Karliturgie mit einer katholischen Gemeinde feiern, in der eine Transfrau den Jesus spricht.
Torsten Frings, Köln
Schon lange stört mich die Selbstverständlichkeit, mit der Jesus vom Priester verkörpert beziehungsweise gelesen wird – vorhersehbar und festgelegt. Ist Jesus nicht vielmehr unvorhersehbar aufgetreten, indem er (un-)menschliche Festlegungen durcheinandergewirbelt hat?
Isabel Stümpel-Hatami, Frankfurt a.M.