Ihre ZuschriftenLeserbriefe zum Thema "Gemeinsam den Glauben feiern"

Kirchentag – das Wort elektrisiert! Für viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, waren und sind Kirchen- und Katholikentage Zeiten und Orte besonderer Glaubensmomente. Oft sind auch ganze Biographien eng mit den kirchlichen Großereignissen verbunden. Genauso wie weltpolitische Ereignisse, die wiederum die Glaubenstreffen prägen. Von diesem Spannungsverhältnis zeugen auch die Leserbriefe, die uns zu dieser Ausgabe erreichten.

Der Katholikentag 1964 in Stuttgart war in zweifacher Hinsicht von Bedeutung für mich: Die erste lässt sich am Motto festmachen: Wandelt euch durch ein neues Denken. Das war eine deutliche Nachwirkung des gerade begonnenen Konzils. Auch die Stimmung bei den Teilnehmern, Organisatoren, Rednern und Predigern war entsprechend. Der Jesuit Mario von Galli fasste dies bei der Schlusskundgebung in dem legendären Satz zusammen: „Mensch, Kirche, was bist Du schön.“ Ja, genau so haben wir das damals empfunden.

Die andere, ganz persönliche Seite: Als gerade mal 26-jähriger Diözesanjugendleiter hatte ich die Leitung der Jugendkommission übernommen – vom Programm bis zur Unterbringung von 10 000 jungen Menschen. Danach habe ich es nicht mehr geschafft, zu einer Großveranstaltung zu gehen.

Alexander Myhsok, Langenargen

Bin ich katholisch genug, um zum Katholikentag zu fahren? – Diese Frage stellte ich mir 2016 vor meinem ersten Katholikentag in Leipzig. Die anfängliche Skepsis wandelte sich schnell in Begeisterung: Die Musik in den Straßen, die anregenden Diskussionen zum politischen und gesellschaftlichen Diskurs und die Präsenz verschiedenster Zugänge zu Glauben und Spiritualität sprachen mich sehr an. Diese Begeisterung spürte ich auch beim folgenden Katholikentag in Münster in meiner Helfenden-Gruppe: Hier haben junge Menschen wie ich zwei Jahre vorher Kirche in einer Breite und Vielfalt erfahren, wie sie es vor Ort nicht kannten. Das hat mich motiviert, mich für den Katholikentag 2026 in Würzburg zu engagieren, um auch weiterhin Menschen diese Erfahrung zu ermöglichen.

Dominik Großmann, Referent für den Katholikentag 2026 in Würzburg

Hab Mut, steh auf – so lautet das Leitwort für den Katholikentag in Würzburg. Es knüpft bewusst an das Motto des Kirchentages in Hannover an: mutig – stark – beherzt. In der Begegnung mit vielen Menschen spüre ich, dass sie sich von diese beiden Leitworten sehr angesprochen fühlen – gerade in den unsicheren Zeiten, in denen wir leben. Mutig und beherzt versuche ich mich einzubringen in die gesellschaftlichen Diskussionen und andere dazu zu ermutigen. In den Jahren 2004 bis 2010 war ich als Bundespräses für die Katholische Arbeitnehmerbewegung mitverantwortlich für unser Programm auf den jeweiligen Katholikentagen und habe dabei wahrgenommen, wie wichtig das gemeinsame Suchen und Ringen zu gesellschaftlichen Fragen auf Podien und in Arbeitskreisen ist. Dabei unseren Glauben als Quelle und Motor zu entdecken, hat mich sehr geprägt. Ich freue mich auf das Fest des Glaubens und der Gemeinschaft in Hannover – und dann nächstes Jahr in Würzburg.

Domkapitular Albin Krämer, Bischofsvikar für den Katholikentag 2026 in Würzburg

1984 fand die Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Budapest statt. Mein Gedanke als junger Pfarrer war: Das möchte ich einmal miterleben! Als Familie fuhren wir in Ungarn-Urlaub und von dort privat zu der Großveranstaltung, ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben des Dekanats, das uns bei der Vollversammlung Türen öffnete.

Zwei Lieder sind mir unvergesslich. Am Samstag fand der Schlussgottesdienst im Nep-Stadion statt, der mit dem Lied Verleih uns Frieden gnädiglich endete. Mich bewegte das Bewusstsein: Hier sind wir als Bürger eines NATO-Landes in der Hauptstadt eines „Warschauer Pakt“- Landes und bitten über die Grenzen politischer Blöcke hinweg den Allherrscher um Frieden.

Aus den ungarischen Gemeinden kam Protest gegen diesen Schluss. Deshalb wurde ein weiterer Gottesdienst angesetzt. Posaunenbläser hatten sich dafür den Satz von J.S. Bach zu dem Lied Nun danket alle Gott vorgenommen. Kaum hatten sie die ersten Akkorde gespielt, sangen alle mit – jeder in seiner Sprache! „Gemeinschaft der Heiligen“ im Geist von Offenbarung 7,9: „aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen“...

Martin Oeters, Altmannsdorf/Unterfranken

Kirchentag – und ich mittendrin! Was ich erwarte? Auf jeden Fall jenen Spirit, den die Losung vermittelt. Mutig und stark zu sein in einer Zeit voller Ungewissheiten? Gar nicht so einfach – aber gerade weil die Welt unserer Tage schwankt wie ein Schiff auf hoher See, bedarf es Mut, Kraft und eines Glaubens, der den Rücken stärkt. Ich wünsche mir, dass der Kirchentag das nicht nur nach innen ausstrahlt, sondern auch nach außen trägt. Um gerade diejenigen neu zu erreichen, die sich von Kirche abgewandt haben. Wohin haben sie sich gewandt? Ob sie zu Gott zurückfinden? Wenn die Botschaft des Kirchentags möglichst viele der Abgewandten neu ermutigt und stärkt, ist ein großes Ziel erreicht.

Eine optimistische Prognose: Es wird wieder mehr Menschen in den Kirchen geben. Wir Gläubigen sind gefordert, dazu beizutragen. Erzählen wir von der Frohen Botschaft, vom Heilsversprechen Christi! Dafür müssen wir uns weder verbiegen noch allzu sehr dem Zeitgeist hinterherrennen. Natürlich muss sich Kirche den Fragen unserer Gegenwart stellen. Aber sie muss nicht immerfort beweisen, wie modern sie ist, sondern das zeitlos Wahre in den Mittelpunkt stellen: Mehr Evangelium, weniger Brimborium.

Im Programm von Hannover finde ich eine Menge Evangelium. Und das gibt mir ebenjene Zuversicht, die die Losung vermittelt. Mutig – stark – beherzt: Genau so müssen wir sein, nicht nur, um uns selbst den Rücken zu stärken. Sondern auch als kraftvolle Botschafter für die Welt, die den Trost, die Liebe und die Ermutigung Gottes so dringend benötigt.

Dirk Müller, Freiburg

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