7 Momente aus 7 TagenVortritt

Der Wochenrückblick

Kleine Geste, große Wirkung – wie neulich vor dem Kiosk im Thermalbad: Die Warteschlange war etwas unübersichtlich; ein Mann fühlte sich benachteiligt und war im Begriff, seinem Ärger Luft zu machen. Da drehte sich die Person vor ihm lächelnd um und ließ ihm den Vortritt. Der wütende Mann wurde augenblicklich still. Kurz meinte ich beobachten zu können, wie er sich darüber ärgerte, dass seinem Ärger der Anlass entzogen worden war. Dann bedankte er sich aber freundlich und auch alle Umstehenden wurden von der positiven Stimmung ergriffen.

Falls es noch nicht zu spät für Neujahrsvorsätze sein sollte, würde ich gern häufiger die Person sein, die andere vorlässt. Schließlich können wir nicht nur im Alltag, sondern auch in den großen und kleinen Nachrichten des Weltgeschehens leicht ablesen, wo Freundlichkeit herrscht und wo nicht – und welche Konsequenzen das hat.

1 | Karlsruhe. Die Drogeriemarktkette dm will zur aktiven Mitwirkung am demokratischen Prozess motivieren. Dazu hat sie angekündigt, allen Mitarbeitenden, die sich bei der vorgezogenen Bundestagswahl ehrenamtlich als Wahlhelfer beteiligen, die dafür geleisteten Stunden als Arbeitszeit anzurechnen.

2 | Nürnberg. Der Jesuit und Klimaaktivist Jörg Alt fordert ein grundlegendes Umdenken in der Migrations- und Wirtschaftspolitik. In einem Einwurf zum laufenden Wahlkampf kritisierte er auf seiner Homepage, dass mit dem Export deutscher Waffen „an der Verursachung von Fluchtbewegungen Geld verdient“ werde. Zudem sei Deutschland als einer der größten Verursacher von Treibhausgasen mitverantwortlich für Klimawandel-bedingte Migration.

3 | Mannheim. Unter dem Titel „Stimmen der Hoffnung“ haben sich jüdische Kantorinnen und Kantoren erstmals seit der NS-Zeit in Deutschland zu einer mehrtägigen Konferenz zusammengefunden. Ziel sei es, voneinander zu lernen und sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, sagte Amnon Seelig, der Vorsitzende des 2022 gegründeten Verbands Jüdischer Kantoren.

4 | Marburg. Der Ausdruck „biodeutsch“ ist Unwort des Jahres 2024. Mit dem Wort gehe eine rassistische „Unterteilung in angeblich ‚echte‘ Deutsche und Deutsche zweiter Klasse“ einher, begründete die institutionell unabhängige Jury ihre Wahl. Kritiker gaben mit Blick auf vorherige Unwörter wie „Remigration“, „Klimaterroristen“ oder „Volksverräter“ zu bedenken, dass die Aktion Begriffen aus dem rechtsextremen Milieu unnötig Verbreitung verschaffe.

5 | Potsdam. Vor einem Jahr löste die Recherche des Netzwerks Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremen die größte Protestwelle der Bundesrepublik aus. Bis zur Jahresmitte demonstrierten mehr als drei Millionen Menschen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Für das Abflauen der Bewegung macht der Protestforscher Piotr Kocyba „das Ausbleiben politischer Konsequenzen und eine zunehmende Resignation“ verantwortlich.

6 | Karlsruhe. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) muss sich künftig an den Polizeikosten bei „Hochrisikospielen“ beteiligen. Das Bundesverfassungsgericht hat zugunsten einer entsprechenden Regelung der Hansestadt Bremen entschieden. Ob andere Bundesländer dem Beispiel folgen werden, ist noch unklar.

7 | Berlin. Entgegen dem Großtrend konnten deutsche Programmkinos 2024 im Vergleich zum Vorjahr wieder mehr Menschen anziehen und ein Besucherplus von 3,1 Prozent verzeichnen.

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