Am 20. Januar 2009 hatte ich mich zusammen mit zahlreichen Mitstudenten in der Cafeteria meiner kalifornischen Universität versammelt, um gemeinsam die Liveübertragung der Amtseinführung von Präsident Obama zu verfolgen. Angesichts des begeisterten Jubels und der hoffnungsvollen Aufbruchsstimmung im Saal und in den ganzen USA hat sich dieses Datum als absoluter Gänsehautmoment in mein Gedächtnis eingeprägt.
Exakt 16 Jahre später verfolge ich nun mit meiner Familie die Amtsübernahme von Donald Trump, und wieder habe ich Gänsehaut – diesmal allerdings nicht aus bewegter Freude, sondern es fröstelt mich vielmehr angesichts der düsteren Rhetorik und der besorgniserregenden Vorhaben Trumps. Lediglich bei einem obligatorischen Satz kann ich dem neuen Präsidenten zustimmen: God bless America. Ich meine es allerdings ganz anders als Trump! Möge Gott in den nächsten vier Jahren Amerika segnen oder besser gesagt schützen – vor antidemokratischen Tendenzen, wie gefährlichen Großmachtsphantasien. Und möge er besonders den Menschen beistehen, für die die neue politische Agenda eine existenzielle Bedrohung darstellt.
1 | Erding. Nach kritischen Aussagen über die AfD und Alice Weidel in seiner Silvesterpredigt ist der Erdinger Pfarrer Martin Garmaier wegen des Verdachts auf Volksverhetzung angezeigt worden. Der katholische Geistliche will sich aber auch in Zukunft deutlich zu politischen Fragen zu Wort melden.
2 | Rom. Papst Franziskus hat in einer italienischen Fernseh-Talkshow angekündigt, im März Schwester Raffaella Petrini zur Regierungschefin des Vatikanstaats zu ernennen. Die Sozialwissenschaftlerin ist aktuell bereits die Vizegouverneurin und Mitglied des Bischofsdikasteriums.
3 | Villanova. Der in den USA lehrende Theologieprofessor Massimo Faggioli hat sich angesichts der „Kriecherei der US-Geistlichen, die bei Trumps Amtseinführung zu sehen war, an Wladimir Putins Kreml und die russisch-orthodoxe Kirche“ erinnert gefühlt. „Wir sind von einem nationalen Christentum in den USA zu einem Hofchristentum übergegangen, in dem der Wille des Kaisers Gesetz ist und der Palast voller falscher Propheten“, kritisierte der Theologe.
4 | München. Das Deutsche Museum hat ein Bild von Elon Musk, das ihn als Raumfahrtpionier der Gegenwart ausweist, wieder abgehängt. Ein Museumssprecher begründete den Schritt laut Süddeutscher Zeitung damit, dass der Tech-Milliardär in den letzten Monaten durch rechtsextreme Äußerungen und Provokationen aufgefallen sei.
5 | Bozen. Als erstes italienisches Bistum hat Bozen-Brixen am Montag einen von der Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl erarbeiteten Missbrauchsbericht vorgelegt. Die Hellfeldstudie führt 67 Missbrauchsfälle und 59 Betroffene auf.
6 | Frankfurt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat bei einer Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde angesichts des nahenden 80. Jahrestages der Auschwitz-Befreiung dazu aufgefordert, nicht untätig zu bleiben: „Wir schauen hin und wir handeln, wenn Bürgerinnen und Bürger unseres Landes angefeindet werden, weil sie Jüdinnen und Juden sind“, denn „unsere Verantwortung hört nicht auf.“
7 | Washington. Bei einem Gebetsgottesdienst zum Amtsantritt Trumps hat die episkopalische Bischöfin von Washington, Reverend Mariann Budde, den neuen Präsidenten in ihrer Predigt um einen barmherzigeren Umgang mit LGBTIQ-Personen und Arbeitsmigranten ohne Papiere gebeten: „Sie haben [beim Attentat im Juli letzten Jahres] die schützende Hand eines liebenden Gottes gespürt. Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, sich der Menschen in unserem Land zu erbarmen, die jetzt Angst haben.“