Genau fünf Jahre ist es her, dass der erste Fall des Corona-Virus in Deutschland bestätigt wurde. Kurz darauf waren es zehn, dann tausend, schließlich ließ sich die Zahl nur noch schätzen. Als ich noch einmal durch das CIG-Archiv der damaligen Zeit blätterte, schlug mir die gespenstische Stimmung dieser ersten Monate wieder entgegen. Erst kleine Meldungen auf Seite 2, die trocken von Erkrankungszahlen berichten, dann größere Artikel und schließlich ganze Zeitgänge, die sich mit den dramatischen, unabsehbaren Folgen der Pandemie beschäftigten. Heute, fünf Jahre später, scheint die Krise für die meisten ausgestanden, auch wenn das Virus selbst nicht besiegt ist und zahllose Menschen noch immer unter den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Zeit leiden. Beim Blick in die Tagesnachrichten erwische ich mich bei der Frage: Welche Meldung, so klein sie auch scheint, hat als Nächstes das Zeug dazu, die Weltgeschichte zu verändern?
1 | USA I. Die Trump-Regierung lässt keine Zeit verstreichen und beginnt mit großflächigen Massenabschiebungen. Kritik von Papst Franziskus an dem Vorgehen lässt Grenzschutz-Minister Tom Homan kalt: „Um den Vatikan gibt es auch eine Mauer.“ Ein reichlich schräger Vergleich, der unter Trump-Fans trotzdem verfangen dürfte.
2 | USA II. Während die einen kriminalisiert werden, werden tatsächlich verurteilte Kriminelle begnadigt: Die Trump-Anhänger, die nach der Wahl 2021 das Kapitol gestürmt und unliebsame Politiker bedroht hatten, sollen durch präsidiales Dekret freigelassen werden. Immerhin eine verurteilte Kapitolstürmerin schlug die Begnadigung aus. „Ich habe mich schuldig bekannt, weil ich schuldig war“, sagte die 71-jährige Pamela Hemphill der BBC. Ein nachträglicher Straferlass wäre Geschichtsfälschung.
3 | EU. In Europa bestimmen im Normalfall Gerichte und nicht Präsidenten über Haftstrafen. Damit neben den juristischen die moralischen Gesichtspunkte nicht zu kurz kommen, hat sich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte jetzt einen eigenen Ethikrat eingerichtet.
4 | Deutschland. Ein Gerichtsprozess in Gütersloh wurde vorzeitig beendet, weil der Angeklagte unerwartet verstorben ist. Ermittelt wurde gegen einen katholischen Gemeindepfarrer, der insgesamt 120 000 Euro aus der Kirchenkasse an einen Online-Betrüger überwiesen hatte. Jetzt wurde bekannt gegeben, dass die Versicherung die Schadenssumme übernimmt.
5 | Rom I. Um deutlich größere Summen dürfte es den italienischen Hotelbetreibern gehen, die ihre Zimmerpreise pünktlich zum Heiligen Jahr stark erhöht hatten. Inzwischen sinken die Preise wieder, weil der Pilgerstrom wohl doch geringer ausfällt als zunächst erwartet.
6 | Rom II. Die meisten Pilger werden zu Ostern erwartet. Das Fest fällt dieses Jahr im Kalender der West- und Ost-Kirche ausnahmsweise auf denselben Sonntag. Papst Franziskus rief jetzt dazu auf, sich dauerhaft auf einen gemeinsamen Termin zu einigen. „Die katholische Kirche ist bereit, ein Datum zu akzeptieren, das alle wollen“, betonte er.
7 | Berlin. Bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau warnten Überlebende davor, sich heute in einer Geisteshaltung des Hasses und der Ausgrenzung zu verlieren. „Unsere jüdisch-christlichen Werte wurden überschattet von Angst, Extremismus und Argwohn“, sagte die Autorin Tova Friedmann, die als junges Mädchen in das Vernichtungslager deportiert worden war.