Während seiner Anfänge im 19. Jahrhundert wurde der Spitzensport von einer weißen, männlichen Elite geprägt: „Ausschließlich Männer, alle weiß. Die allermeisten dieser selbst ernannten Herren des Sports waren Christen“, so Krauß. Er erzählt die Geschichte jener, die der Diskriminierung im Sport die Stirn boten und es immer noch tun. Eine von ihnen war die Italienerin Alfonsia Strada. Sport war anfangs für Mädchen Frauen verpönt, doch das hielt sie nicht ab auf das Fahrrad zu steigen. Von der Öffentlichkeit musste sie für ihre Leidenschaft Hass und Häme über sich ergehen lassen. Doch sie behauptete sich im männlichen Starterfeld. 1924 nahm sie – bis heute als einzige Frau – am Giro d’Italia teil.
Nicht chronologisch erzählt Krauß Sportgeschichte, sondern anhand von Dimensionen wie Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Religion. So wird etwa der weltweite Sportkalender so geplant, dass christlichen Athletinnen und Athleten möglichst keine Wettkämpfe an Weihnachten zugemutet werden. Anliegen anderer Religionen werden hingegen nur untergeordnet berücksichtigt. Viele geraten daher immer wieder in einen inneren und äußeren Konflikt zwischen den Anforderungen des Spitzensports und religiösen nichtchristlichen Pflichten. Vor rund zehn Jahren ließ etwa die Deutsche Fußball Liga (DFL) Musterarbeitsverträge aufzusetzen, die zum Beispiel muslimischen Spielern das Fasten zu Ramadan verbieten sollten. Gestrichen wurde der Passus erst, nachdem eine Spielergewerkschaft explizit das in der Verfassung verankerte Recht auf Religionsfreiheit verletzt sah.
Ist der Sport also eine „große demokratische Integrationsmaschine“? – Martin Krauß sieht das aus diversitätssensibler Sicht widersprüchlich. Visionen für einen besseren, demokratischeren, diversen Sport, wie er sie formuliert, sollten in Höchstgeschwindigkeit die Sportwelt erreichen, was auch sein Resümee augenscheinlich macht: „Nicht nur die Sportgeschichte, auch die Sportgegenwart ist ein Kampf um Teilhabe."