Einstimmung zum Thema "Sehen zum Glauben"Begrüßung

Vielerorts werden in der Fasten- bzw. Passionszeit die Altäre verhüllt. Dieses „Fasten für die Augen“ kann eine Art Sehschule sein. Wir sollen die Bilder, an die wir uns gewöhnt haben, neu sehen lernen. Einen besonderen Akzent haben die Verhüllungen im Zuge der Europäischen Kulturhauptstadt 2025: In Kirchen von Chemnitz und der Region gestalten zeitgenössische Künstler moderne Fastentücher und laden so zu „Interventionen zur Passion“ ein.Unser Foto zeigt das Fastentuch „Ecce Homo“ in Freiberg. (Foto: Klaus Killisch)
Vielerorts werden in der Fasten- bzw. Passionszeit die Altäre verhüllt. Dieses „Fasten für die Augen“ kann eine Art Sehschule sein. Wir sollen die Bilder, an die wir uns gewöhnt haben, neu sehen lernen. Einen besonderen Akzent haben die Verhüllungen im Zuge der Europäischen Kulturhauptstadt 2025: In Kirchen von Chemnitz und der Region gestalten zeitgenössische Künstler moderne Fastentücher und laden so zu „Interventionen zur Passion“ ein.Unser Foto zeigt das Fastentuch „Ecce Homo“ in Freiberg. (Foto: Klaus Killisch)

Von dem vor 800 Jahren geborenen Theologengiganten Thomas von Aquin stammt ein Hymnus, der mich zeit meines Lebens fasziniert hat und dem ich immer wieder neue Facetten abgewinne: Adoro te devote, latens Deitas – „Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir“ (vgl. Gotteslob Nr. 497). Als wir dieses Heft zum Thema „Sehen zum Glauben“ geplant haben, musste ich direkt wieder daran denken. Denn auch auf dieses Spannungsfeld hin lässt sich der Text des Aquinaten lesen.

Wie steht es um das Verhältnis von Schauen und Glauben? „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“, heißt es im Johannesevangelium (20,29). Damit sind genau wir heutigen Nicht-mehr-Zeitgenossen Jesu gemeint. Und klar, glauben können ohne „Fotobeweis“ – das wäre ideal, gewissermaßen die hohe Kunst. Aber brauchen wir Menschen nicht vielleicht doch Bilder, um uns dem „tief Verborgenen“ zu nähern, dem, den „niemand je geschaut“ hat (1 Joh 4,12)? Und wenn dem so ist: Welche Bilder sind die richtigen?

All dem gehen wir in dieser Ausgabe nach. Wir wagen den Blick „Hinter die Dinge“ mit Filmen der Berlinale (vgl. S. 3). Wir lernen ein „Glaubensding“ des Stuttgarter Dekans Christian Hermes kennen (vgl. S. 6). Wir erfahren von Annette Jantzen, was das Erste Testament der Bibel über das Verhältnis von Sehen und Glauben sagt (vgl. S. 7). Und nicht zuletzt haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns wieder wertvolle Gedanken (und Bilder) zum Thema geschickt (vgl. S. 16). Vielen Dank dafür! Und so wünschen wir Ihnen auch mit dieser Ausgabe von „weit!“ eine inspirierende Lektüre.

 

Zum Titelmotiv: Eine Frau betrachtet in sich versunken eine Plastik. Wohin die toten Augen der Statue blicken, wissen wir nicht, sie schaut aus dem Bild hinaus, vielleicht in eine Welt, die für Menschen nicht sichtbar ist. Der brasilianische Film O último azul („O letztes Blau“), Gewinner des Großen Preises der Jury beim diesjährigen Berlinale-Filmfest, aus dem das Bild entnommen ist, handelt von dem Wunsch, hinter den Vorhang des Alltags zu blicken. Eine faszinierende Frage: Welche Kunstwerke ermöglichen einen neuen Blick auf die Welt – und auf den Glauben?

Anzeige: In Gottes Hand. Glaube in Krankheit und Leid - Erfahrungen eines Krankenhauspfarrers. Von Ulrich Lüke

Christ in der Gegenwart im Abo

Unsere Wochenzeitschrift bietet Ihnen Nachrichten und Berichte über aktuelle Ereignisse aus christlicher Perspektive, Analysen geistiger, politischer und religiöser Entwicklungen sowie Anregungen für ein modernes christliches Leben.

Zum Kennenlernen: 4 Wochen gratis

Jetzt gratis testen