Rolling StonesDer Himmel und die Hölle der "Rolling Stones"

Die „älteste Rockband der Welt“, die „Rolling Stones“, wurden vor fünfzig Jahren gegründet. In ihren mehr als 350 Songs spiegeln sich viele Geschehnisse der Zeitgeschichte - und manchmal auch religiöse oder quasi-religiöse Erfahrungen.

In den bisher fünf Jahrzehnten ihrer Karriere haben die „Rolling Stones“ eine „weltweit akzeptierte Volksmusik geschaffen“, schreibt der Journalist Willi Winkler im Jubiläumssonderheft des „Stern“. Weniger beachtet ist, dass ihr musikalischer Kosmos auch religiöse - und „gegenreligiöse“ - Bilder sowie zahlreiche Anspielungen auf Biblisches enthält. Das Musikvideo „Following the river“ („Dem Fluss folgen“; 2010) zum Beispiel, das verschiedene Straßenszenen verknüpft, lässt einmal ein Neon-Kreuz aufleuchten, auf das ein Mann optimistisch zugeht. Später werden Menschen im Fluss getauft. Im 1971 veröffentlichten Album „Exile on Main Street“ („Exil auf der Hauptstraße“) lautet der Refrain wie in einem Spiritual „Möge der gute Herr dich erleuchten“ („May the good Lord shine a light on you“).

Solche religiösen Anspielungen scheinen zunächst zur ältesten und einst auch rebellisch skandalträchtigen Rockband der Welt nicht zu passen. Von Beginn ihrer Karriere an galten die fünf Musiker - in Urbesetzung Mick Jagger (Gesang, Bluesmundharmonika), Keith Richards (Gitarre), Brian Jones (Gitarre), Ian Stewart (Klavier), Dick Taylor (Bass), Mick Avory (Schlagzeug); später mit Bill Wyman (Bass) und Charlie Watts (Schlagzeug), Mick Taylor und Ron Wood (Gitarre) - in den Augen einer Nachkriegs-Elterngeneration als Gefahr für die öffentliche Ordnung, als Verderber der Jugend schlechthin. An weltlichen Genüssen haben die „Stones“ nichts ausgelassen. Wegen ihrer Drogen- und Alkoholexzesse, sexuellen Ausschweifungen sowie ihres antiautoritären Aufbegehrens hatte man ihnen sogar einen „Bund mit dem Teufel“ nachgesagt.

Sympathie für den Teufel?

Heutzutage wird vor allem der gigantische kommerzielle Erfolg der Band wahrgenommen. Allein die Platte und die Konzerttour zur 2005 veröffentlichten CD „A Bigger Bang“ („Ein größerer Knall“) soll laut „Rocklexikon“ in zwei Jahren fast eine halbe Milliarde Dollar eingespielt haben. Der 1968 entstandene Hit „Sympathy for the devil“ („Sympathie/Mitgefühl mit dem Teufel“) gelangte wegen seiner Bekanntheit auch in ein Liederbuch der „Katholischen Jungen Gemeinde“. Der Text beruht allerdings nicht auf einer vermeintlichen Vorliebe für Satanismus, sondern auf Mick Jaggers Lektüre des Romans von Michail Bulgakov „Der Meister und Margarita“. Thematisiert wird der Einfluss des Bösen, das in Gestalt des Teufels in der Weltgeschichte wirkt: von der Versuchung Jesu Christi, seiner Verurteilung bis hin zur Ermordung von Präsident John F. Kennedy. Jeder kann zum Handlanger des Bösen werden, ist die Botschaft. Denn „what’s puzzling you is the nature of my game“: was dich bestürzt, ist die Art, wie er mit uns spielt.

Die „Rolling Stones“ waren nie religiös in einem bekennenden Sinn. Aber sie spielen textlich und musikalisch mit religiösen - christlichen - Metaphern, um Erfahrungen anklingen zu lassen, die keinem Menschen fremd sind. Sie zitieren bisweilen sogar Evangelientexte und interpretieren sie - auf ihre Art. Eine Spurensuche zum fünfzigjährigen Jubiläum der Band, die am 12. Juli 1962 erstmals im Londoner Marquee-Club auftrat, kann das verdeutlichen.

Der Dorn in meinem Kopf

Die musikalische Wurzel der „Stones“ ist ihre Treue zum Blues der Schwarzen in Nordamerika, die Musik der Rechtlosen und Unterdrückten in der Tradition eines John Lee Hooker, Muddy Waters, Willie Dixon oder eines T-Bone Walker. Der Musikjournalist Ernst Hofacker bemerkte in dem Standardwerk „Rolling Stones. Confessin’ the Blues“: „Wer die musikalische Entwicklung der ‚Rolling Stones‘ verfolgt, erfährt, wie aus den hingebungsvollen Bluesjüngern … zunächst souveräne Popkünstler mit einzigartigem Profil, später dann gelassene Rock-Adelige mit ehrfurchtgebietender Autorität wurden… Er erfährt, wie sich die unschuldige Popmusik der frühen sechziger Jahre zur globalisierten Kunstform entwickelte, wie das Geschäft rund um den Rock’n’Roll zur Multimillionen-Dollar-Branche wucherte und wie der Pop-Lifestyle zur beherrschenden Kultur der Welt wurde, erst der westlichen, später dann der komplett globalisierten.“

Das Werk der „Stones“ ist subversiv, immer das Andere, den Umsturz suchend. Es passt auch in kein Schema kirchlicher Realität der sechziger Jahre, weshalb der Verdacht der unmoralischen und zügellosen Genusssucht damals häufig auch von Christen geäußert wurde. Doch in ihrem größten Hit „(I can’t get no) Satisfaction“ („Ich finde keine Befriedigung“; 1965) geht es nicht allein um Sexualität, sondern um eine grundsätzliche Medien- und Konsumkritik. Das Album „Beggars Banquet“ („Bankett der Bettler“) wurde nach einer Hitflaute 1968 zum künstlerischen Triumph. Es enthält neben dem berühmten „Sympathy for the devil“ auch den ursprünglich vom Prediger Robert Wilkins geschriebenen Blues-Gospel „Prodigal Son“, die Geschichte vom verlorenen Sohn, und mit „Salt of the Earth“ („Salz der Erde“; vgl. Mt 5,13) eine Hymne auf hart arbeitende arme Leute.

Das ebenfalls auf der Platte enthaltene „Jumpin’ Jack Flash“, am ehesten mit „Hampelmann-Blitz“ zu übersetzen, wurde im Zuge der Studentenunruhen in Paris und ganz Europa zu einer Art Protesthymne. In drei Strophen werden Leid und Erlösung besungen. Das reicht bis zur Anspielung auf die Dornenkrone Jesu: „I was crowned with a spike right through my head“ („Ich wurde mit einem Dorn gekrönt, der sich in meinen Kopf bohrt“).

Ein ähnlicher Reflex auf den Gekreuzigten kehrt 1994 wieder: „Did you ever feel the pain / that he felt upon the cross?“ („Hast du je den Schmerz gefühlt, / den er am Kreuz empfunden hat?“). Im Lied „Blinded by rainbows“ („Geblendet von Regenbogen“) scheint der Gegensatz zwischen der alttestamentlichen Heilsverheißung an Noah durch den Regenbogen und dem Leid, das der Mensch selbst anrichtet, unauflöslich. Der Text endet mit einer Anspielung auf den Schächer am Kreuz, der mit Jesus stirbt: „Do you see the light / is the end in sight / see the face of Christ / enter paradise / I doubt it“ („Siehst du das Licht, / ist das Ende in Sicht, / schaue das Antlitz Christi / betrete das Paradies / Ich zweifle daran“). Der historische Hintergrund ist der seinerzeit in Großbritannien wütende Terror der IRA. Mit der biblischen Anspielung fordert der Text zum Mitleiden und Mitempfinden mit den Opfern auf.

Viele Texte wirken auf den ersten Blick aufgrund der englischen Slang- und Umgangssprache schlicht. Schaut man sie sich jedoch näher an und beginnt, sie in der Wiederholung auszukosten, sickern die Metaphern und Worte nach und nach in die Tiefen des Bewusstseins, vergleichbar mit den Psalmen beim wiederholten Beten. Häufig kommentieren die Lieder das allgemeine Zeitgeschehen. Die Inhalte bleiben mehrdeutig, sind selten ausdrücklich politisch orientiert.

Zum Beispiel „Street Fighting Man“ („Straßenkampf-Mann“; 1968). Von Politaktivisten als Revolutionshymne einverleibt, ist der Song jedoch weder ein Aufruf zur Demonstration noch eine klare Absage dagegen. Musikalisch ist er mehr eine Meditation über Protest und Revolte. Ernst Hofacker meint: „Street Fighting Man“ war nichts weiter „als ein dreiminütiges Stück Rockmusik - aber ein meisterlich gestricktes mit weiß Gott subversiver Kraft“.

Himmlisch und familiär gebunden

Jagger und Richards, die meistens gemeinsam als Texter und Komponisten arbeiten, beziehen die eigenen Höhen und Tiefen in ihre Musik mit ein. „Ich werde meinen Weg zum Himmel finden, denn ich habe meine Zeit in der Hölle verbracht“, singt Keith Richards mit ironischem Unterton 1977 auf dem Album „Some Girls“ („Manche Mädchen“). In seiner 2010 erschienenen Autobiografie arbeitet er auch seinen ausgiebigen Drogenkonsum schonungslos auf und rät ausdrücklich von Nachahmung ab. Ende der siebziger Jahre lernte er das amerikanische Fotomodell Patti Hansen kennen, die aus einer christlichen Familie stammt. Die Beziehung habe sein Leben stabilisiert, schreibt er. Auch die anderen Band-Mitglieder suchen trotz ihrer Eskapaden Rückhalt in familiären Bindungen.

Musikalisch haben die „Stones“ einen eigenen Stil geprägt - im Wandel mit dem Wandel der Zeit. Dann trennten sich teilweise die Wege, neue Band-Mitglieder kamen, persönliche Krisen und verschiedene Therapien erregten öffentliches Aufsehen. In den siebziger und achtziger Jahren verarbeiteten sie Reggae, Punk und Disco in ihren Kompositionen. Das „Rock-Lexikon“ schreibt: „Es waren faszinierende Tanznummern auf der Höhe der Disco-Mode ohne Verlust der Rhythm&Blues-Tradition.“

Seit den achtziger Jahren interpretieren die „Rolling Stones“ ihren eigenen Stil, ob vorwärtsgewandt, rückwärtsgerichtet oder in Neufassungen früherer Stücke. Indem sie die Welt abbilden, den Hörern zugleich das Urteil überlassen und damit weiterhin erfolgreich sind, demonstrieren sie, dass Rock’n’Roll in der Postmoderne angekommen ist. In „It must be hell“ („Es muss die Hölle sein“; auf dem Album „Undercover“, 1983) lassen sie menschliches Unheil, Kritik an der Wohlstandsgesellschaft und den Eifer eines Fernsehpredigers ausklingen mit den Worten „I say we, we are heaven bound“: „Ich sage: Wir sind auf dem Weg zum Himmel“ oder „Wir sind an den Himmel gebunden“. Das mag bittere Ironie sein. Man könnte es aber auch deuten im Sinn des Philipperbriefs, wonach unsere Heimat im Himmel ist (3,20). Der Text schillert. Zumindest hat Keith Richards einmal behauptet, er habe die Bibel mehrfach vollständig gelesen. Freilich ist die Verarbeitung religiöser Motive häufig auch subtil und kann nicht für die christliche Religion vereinnahmt werden.

Musikalische Kontemplation

Eine musikalisch-spirituelle Dimension zeigt sich auch in der Dauer und Intensität des Band-Zusammenspiels. Aus dem gezielten Einsatz begrenzter Mittel entsteht ein Rhythmusteppich, der über alles hinwegträgt. Die Rhythmusgruppe arbeitet zuverlässig und effektiv wie ein mechanisches Uhrwerk. Keith Richards pflegt mit dem jeweiligen zweiten Gitarristen eine ganz eigene Art der musikalischen Verbindung, die Willi Winkler so beschreibt: „Am Anfang war das Brian Jones, der geniale Phantast. Ihm folgte Mick Taylor. Doch erst in Ron Wood fand Keith den kongenialen Partner, auf den er angewiesen ist. Nur im beständigen Ineinander von Lead- und Rhythmusgitarre - Keith nennt es ‚weaving‘ (verweben; d. Red.) - entsteht der Klangteppich, der jedem Song die charakteristische ‚Stonalität‘ gibt.“ Man könnte es auch so ausdrücken: Richards strebt an der Gitarre weniger technische Perfektion an als musikalische Kontemplation: Er könne den Song „Jumpin’ Jack Flash“ die ganze Nacht hindurch spielen, „wenn meine Handgelenke es aushielten“.

In seiner Autobiografie erwähnt Richards das Phänomen, dass man beim Musizieren Raum und Zeit vergisst und fast zu schweben scheint. Ähnlich haben Zeitgenossen der Karmeliterin und Mystikerin Teresa von Ávila über deren Ekstasen gesprochen.

Parallelen mit der spanischen Mystik zeigen sich etwa in „Love is strong“ („Liebe ist stark“; aus „Voodoo Lounge“; 1994). Wie Johannes vom Kreuz in poetischen Bildern menschlicher Liebe die mystische Vereinigung zwischen Gott und Mensch als nächtliches Geschehen beschreibt („Dunkle Nacht“), sucht in „Love is strong“ ein Liebender „vor dem Sonnenaufgang“ ein fast „transzendentes“, jenseitiges, unerreichbares Gegenüber, dem er doch ganz nahe sein kann. Vom gemessenen Rhythmus bis zum Ticken der Hihats am Schlagzeug sind Faszination und Anziehungskraft der Liebe spürbar und die Sehnsucht, unermüdlich nach dem Anderen zu suchen in allen Höhen und Tiefen. Lautmalerische Akkorde begleiten den Refrain: „What are you scared of, baby / It’s more than just a dream / I need some time / We’d make a beautiful team“ („Vor was fürchtest du dich / Es ist mehr als nur ein Traum / Ich brauche noch Zeit / Wir würden ein wunderbares Team abgeben“). Doch die Vereinigung bleibt ein Wunsch. Die Suche ist getragen von der Hoffnung, dass ein Partner erreichbar und eine Beziehung möglich ist („I wait for you“; „Ich warte auf Dich“) - über das Sexuelle hinaus.

Ohne jede Anspielung auf physische Begierden hingegen haben die „Stones“ 1997 auf dem Album „Bridges to Babylon“ („Brücken nach Babylon“) ein Liebeslied im Countrystil veröffentlicht. In „Always suffering“ („Immer leidend“) lässt die Achtsamkeit in Gesang und musikalischer Begleitung buddhistischen Einfluss vermuten. Ständig wiederholt Mick Jagger: „Jetzt leiden wir immer / sind schon verloren.“ Am Ende scheint das Leiden im Gitarrenklang aufgehoben, überwunden. Der Schluss lautet: „Bitte, nimm diese Blumen / Rieche den Duft / Lass deine Seele lebendig werden / Lass Hoffnung zu / Hoffnung in deinem Herzen / dass unsere Liebe neu wird // Denn das Leben ist nur eine Chance / Auf einem Hügel, vom Wind umweht / Und die Samenkörner der Liebe / wirbeln darüber / Lass sie immer bestehen“.

Auf derselben Platte findet sich auch das Stück „Saint of me“. Darin werden die Bekehrung des Paulus zum christlichen Glauben und des heiligen Augustinus sowie der Märtyrertod Johannes des Täufers in Kontrast gesetzt zur eigenen Unzulänglichkeit: „Du machst aus mir nie einen Heiligen“ („You’ll never make a saint of me“). Zugleich spricht der Text davon, dass „ich wirklich an Wunder glaube / Und ich meine Seele retten will“. Offen bleibt, wer in dem Lied angesprochen wird.

Von Buddha zu Jesus

Auf seinem Soloalbum „Goddess in the doorway“ („Göttin im Eingang“, 2001) schlägt Mick Jagger einen Bogen von Buddha zu Jesus Christus: „Ich schaute auf zum Himmel / Und ein Licht liegt auf meinem Gesicht / Niemals, niemals, niemals / hätte ich gedacht, Gnade zu finden / Ich suchte nach Buddha / und ich sah Jesus Christus / Er lächelte und zuckte mit seiner Schulter / und zündete eine Zigarette an / Sagte: Laufe vor Freude / werde laut / Erinnere dich, was ich sagte / Oh Freude / Die Liebe, die du bringst / lässt mein Herz singen / Freude über alles.“ Ist das selbst erlebte religiöse Erfahrung, erdichtet oder nur eine Masche? Auf demselben Album lautet eine andere Zeile: „God gave me everything“ („Gott gab mir alles“). Wer Mick Jagger wirklich ist, darüber ist sich nicht einmal Keith Richards im Klaren, der ihn von allen „Stones“ am längsten kennt.

2005 erschien das letzte Studioalbum „A Bigger Bang“, das von manchen Musikfachleuten scharf kritisiert wurde. „Man hat ja sonst nichts gelernt“, urteilte die „Süddeutsche Zeitung“ und beklagte, dass bei den mittlerweile Sechzigjährigen keinerlei musikalische Entwicklung mehr zu beobachten sei. Doch mit diesem Urteil stand die Münchner Zeitung weitgehend allein. Die „New York Times“ urteilte: „Ein scharfer Gitarrenton, ein Rhythmusschlag, ein Stöhnen, ein Lachen. Das reicht, damit eine große Band weitermachen kann.“

Während sie im Konzert ihre Songs immer wieder neu aufbereiten, sind die Gesamtkonzepte der letzten Welttourneen ihrer Zeit ein Stück voraus. Ein Sinnbild fürs anbrechende Internet-Zeitalter war die „Voodoo Lounge“-Bühne 1994: Im Hintergrund befanden sich eine chromblitzende, dem Hals und Kopf einer Kobra nachempfundene feuerspeiende Säule und der größte Bildschirm, den es damals gab. Von Beginn an waren im Mittelpunkt die Musiker und auch computeranimierte Darstellungen mit leicht bekleideten Damen zu sehen.

Puppentheater und Kathedrale

Bei den „Rolling Stones“ ging und geht es um (Selbst-)Darstellung, um menschliche Gefühle und Leidenschaften, um Handwerk, das aus Freiheit und musikalischer Disziplin berührt, begeistert, unterhält. „Stones“-Konzerte sind geeignet, eine Stadt für einen Abend zu romantisieren, ganz gleich, wo auf der Welt man sich befindet. Auf der Bühne sind die vier immer auch Kunstfiguren, die in ihrem Stück „Rolling Stones“ selbst mitspielen. Ihr Publikum von mittlerweile mehreren Generationen ist dankbar für die neuen Songs, freut sich aber immer noch über die alten.

Für den Religionspädagogen Hubert Treml, der sich intensiv mit dem Verhältnis von Religion und Jugendmusikkultur befasst hat, ist Rockmusik eine „rhythmische Klangkulisse hinter den kollektiven und individuellen Belangen der jeweiligen jungen Generation.“ Sie prägt Identitäten, öffnet Raum für die existenziellen Seiten des Lebens. Sie dient „vielfach als Transportmittel persönlicher Gedanken über die letzten Sinnhorizonte des Lebens“. Auch in der „Volksmusik“ der „Stones“ lassen sich solche inspirierenden oder anstößigen Seiten entdecken. Der Himmel über den „Stones“ scheint trotz der Hölle, in der sie sich immer wieder bewegten, zumindest nicht geschlossen.

2006 kam der Film „Shine a Light“ („Es scheint ein Licht“) in die Kinos, den der amerikanische Regisseur Martin Scorsese gedreht hat. Es handelt sich um den Mitschnitt eines Auftritts im relativ kleinen Beacon Theatre in New York, das Mick Jagger deshalb ein „Puppentheater“ genannt hat. Die „Nürnberger Nachrichten“ berichteten unter der Überschrift „Eine Kathedrale für die Stones“. Die „Rolling Stones“ hätten ein angemessenes Repertoire, um gegen Ende ihrer langen Karriere eine Kathedrale zu bespielen, und außerdem eine Vorliebe für überschaubare Hallen. Es müsste ihnen nur jemand die Tür öffnen. Sie sind ständig unterwegs und werden oft missverstanden wie der Menschensohn, der sie mehr als einmal inspiriert hat.

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