FürbittenDu bittest uns, dich zu erhören

Mit der schwierigen Gebetssprache und dem Gottesverständnis in den Fürbitten der Liturgie haben sich Autoren des CIG bereits mehrfach auseinandergesetzt. Wie sinnvoll sind Fürbitten überhaupt? Was muss sich ändern? Wir publizieren einen Erfahrungsbericht und Vorschläge aus der Schweiz.

Lasset uns beten: „Für die Regierenden Europas sowie der Länder und Völker im Nahen Osten: Zeige ihnen Wege zum Dialog und zu Recht und Frieden für alle. Wir bitten dich, erhöre uns!“ So lautete eine Fürbitte im Vorschlag des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz für das Hochfest der Erwählung Mariens (8. Dezember). Die nächste Bitte: „Für alle Frauen und Mädchen, die unterdrückt, ausgebeutet oder misshandelt werden: Befreie sie aus ihrer Not. Wir bitten dich, erhöre uns!“ Es sei betont: Diese Bitten richten sich an Gott!

Da meldete sich eine kritische Gottesdienstbesucherin zu Wort: „Diesen Gott verkündet ihr als gerecht, allmächtig und verstehbar? Ist er nicht fähig, den Regierenden notwendige Wege zu zeigen? Ist er nicht willens, einzugreifen und Frauen und Mädchen aus ihrer schreienden Not zu befreien? So ist er selber schuld am Elend, und wir sind aus dem Schneider.“ Solche Rückfragen können ärgern. Sie können auch nachdenkliche Gespräche auslösen. Lassen wir uns auf sie ein, wendet sich das Beten. Dazu einige Erfahrungen, weil ich als Historiker und Theologe mit Schwerpunkt Liturgiegeschichte gelegentlich an der Vorbereitung von Gottesdiensten mitwirke.

Ein Pharao-Gott?

Innerhalb der schweizerischen Reformbewegung „Tagsatzung“ entstand 2010 die Arbeitsgruppe „Neue religiöse Sprache“. Dort wandte ich mich dem Sachbereich „Fürbitten“ zu. 2013 organisierten wir in Winterthur die Tagung „Den lieben Gott ins Gebet nehmen“. Freiweg schrieb ich in der Einladung: „Zu überwinden ist die Vorstellung eines Gottes-Götzen, der in seiner Allmacht an sich schon helfen könnte, der sich aber erst dann punktuell zum Eingreifen bequemt, wenn er lange und laut genug bestürmt wird, vor allem mit dem inständigen Ruf: ‚Wir bitten dich, erhöre uns!‘“

Wir stellten die These ins Zentrum, die der Religionspädagoge Hubertus Halbfas seit Jahrzehnten mit Nachdruck vertritt: Die Ursache der Glaubenskrise, des Glaubensverlusts liegt in den Bildern und in der Sprache des Glaubens selbst, vorab in der Vorstellung eines Herrscher-Gottes. Das Problem ist das sogenannte theistische Gottesbild, wie es in der theologischen Fachsprache bezeichnet wird. Dieser Theis­mus leitet in die Irre. Die Fürbitten sind daher angesichts der wissenschaftlichen, aufgeklärten Denkbilder anders als bisher zu formulieren, damit sie glaubwürdig werden. Denn mit einem jenseitigen Eingreifen in den Lauf der Dinge unserer Welt ist nicht zu rechnen. Den Gott der überkommenen Schöpfungstheologie gibt es nicht. Die Idee eines allmächtigen, gütigen und fürsorglichen Gottes, der wie ein großer Zauberer das Geschehen der evolutiven Welt verändert, ist mit der Natur, den Naturgesetzen unvereinbar. Gott hat mit Erdbeben, Überschwemmungen, Krankheiten, Unfällen und dem Wettergeschehen nichts zu tun. Denn er hebt die Eigengesetzlichkeit der Welt nicht auf. Die meisten Fürbitten-Vorlagen klammern sich jedoch an ein Gottesbild, das die Menschen unmündig hält und Gott in kindlicher Weise zum Lückenbüßer macht. Er muss herhalten, wenn er gerade gebraucht wird. Er wird zum imaginierten quasi-menschlichen Partner, der tröstet, aber letztlich vertröstet.

Die Winterthurer Tagung bescherte eine besondere Erfahrung, weil sich einzelne Gläubige durch solche Ausführungen und provozierenden Stellungnahmen verletzt fühlten. Die Vorstellung eines gütigen Vaters, der uns insgeheim führt und im Sterben in die Arme nimmt, sei doch tröstlich. Warum dürfen wir uns darin nicht wohlfühlen? Das Tröstende entspreche doch auch biblischem Beten.

Überweltliche Persönlichkeit?

Die evangelische Theologin Dorothee Sölle (1929-2003) ging entschieden vom Ende des beschriebenen Theismus in der Gegenwart aus: „Die Vorstellung eines höchsten Wesens an der Spitze der Pyramide des Seins, das alle Ordnungen ins Dasein gesetzt hat und sie erhält, ist nicht mehr denkmöglich. Der Theismus als die selbstverständliche Annahme Gottes ist unfähig, die Erfahrungen mit Gott, die auch heute gemacht werden, zu kommunizieren. Und darauf käme es doch gerade an.“

Wie sich Theologen dieses höchste Wesen in früheren Jahrzehnten denkerisch vorgestellt hatten, zeigt eindrucksvoll etwa der Text, den der Frankfurter Jesuit und Theologe Ludwig Kösters (1872-1939) im alten „Lexikon für Theologie und Kirche (1930-1938) zum Stichwort „Gott“ verfasst hatte. Unter anderem heißt es: „Der eine, wahre Gott ist das höchste, überweltliche, persönliche, absolut notwendige, unverursachte, aus sich seiende, daher ewige und unendlich vollkommene Wesen, der Schöpfer des Himmels und der Erde… Gott ist eine singuläre, ganz und gar einfache und unveränderliche geistige Substanz, also überweltliche Persönlichkeit… Das Wollen Gottes ist … wesentlich Liebe Gottes zu sich selbst als dem unendlichen, mit dem unendlichen Willen identischen Gute: Gott ist die in sich selbst ruhende begierdelose Liebe … Alle wirklichen außergöttlichen Güter liebt Gott nur wegen seiner eigenen Güte, weshalb er auch in der Schöpfung frei ist und keineswegs die relativ beste Welt schaffen muss… Das Natur- und Strafübel will er nur wegen eines damit verbundenen Gutes; die Sünde aber kann er zulassen, niemals wollen.“ Dieses Gottesbild und dieses Glaubensverständnis scheinen jedoch vielfach weiterzuwirken und weiterhin verkündet zu werden, so dass viele nachdenkliche, aufgeklärte, gebildete, kritische Menschen genau daran ihren Glauben verlieren.

Gott als unveränderliche Substanz, als überweltliche Persönlichkeit, die das Böse zwar nicht wollen, aber zulassen kann? In Gesprächen über diese Frage war es hilfreich, auf den scharfen Protest des schweizerischen Religionsphilosophen, Mystikers und Theologen Maurice Zundel (1897-1975) hinzuweisen, der im deutschen Sprachraum allerdings wenig bekannt ist. Er wandte sich bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts unverblümt gegen jenes verbreitete Gottesbild und die entsprechende Gnadenlehre: „Ich werde wütend, wenn ich sagen höre, Gott lasse das Böse zu.“ Und mit beißender Ironie: „Dieser Gott, eure Erstursache, genügt also sich selbst, liebt sich selbst, ist vollkommen glücklich in sich selbst. Er kennt seine Auserwählten, weil er schon im Anfang beschlossen hat, ihnen eine unfehlbar wirksame Gnade zu verleihen, vor jedem Verdienst ihrerseits, weil der Verdienst ja die Frucht der Gnade sein wird. Die andern aber hat er nicht erwählt. Er hat sie also verdammt, weil er beschlossen hat, ihnen keine unfehlbar wirksame Gnade zu verleihen. Die Auserwählten werden Gott in seinem Erbarmen verherrlichen, die Verdammten in seiner Gerechtigkeit. Behaltet diesen Gott für euch, ihr Herren! Er ist eure Erfindung, euer Monopol. Unter seinem Namen betet ihr euer eigenes Bild und die Absicherung eurer Privilegien an - und das Volk stirbt an ihm.“ Die Vorstellung eines gewaltigen Pharao-Gottes könne außerdem Gewalt „im Namen der Religion“ schüren.

Der Protest gegen das herrschende Gottesbild setzte bereits im Wirken des jungen Priesters ab 1919 in Genf ein. Doch Zundels Bischof beschimpfte ihn als „Sonderling und Freischärler“ und verbot ihm ab 1925 jede Seelsorge im Bistum Lausanne, Genf und Fribourg. Zundel ging ins Exil nach Rom, Paris, London, Jerusalem und Kairo. Erst 1946, nachdem der Bischof gestorben war, durfte er heimkehren. Bis zu seinem Tod 1975 wirkte er von Lausanne aus als Schriftsteller, Vortragsredner und spiritueller Meister. Hoch geschätzt waren seine Zuwendung zu den Notleidenden, seine „schweigende“ Art der Seelenführung und sein Wissen in Philosophie, Literatur und Naturwissenschaft. Seine rastlose Tätigkeit schlug sich in unzähligen Referaten, Artikeln und Predigten sowie in dreißig Büchern nieder (zum Teil posthum). Eines davon, auf die Sexualität eingehend, wurde auf bischöfliches Geheiß aus dem Handel gezogen. Zwei Bücher erschienen auch in deutscher Übersetzung, sind aber verhallt.

Welchen Gott meinen wir?

Im Pariser Exil (1927-1929) war Zundel dem Mailänder Intellektuellen Giovanni Battista Montini begegnet, dem späteren Papst Paul VI. (1897-1978). Dieser bewunderte ihn als Dichter, Mystiker, Schriftsteller und Theologen, „mit Intuitionen wie Wetterleuchten“. Nach der Wahl zum Papst 1963 wollte Montini ihn augenscheinlich rehabilitieren. Er bat ihn, die tieferen Ursachen für die Krise unserer Zeit zu ergründen, dachte 1965 daran, ihm die Kardinalswürde zu verleihen und lud ihn 1972 ein, im Vatikan die Vorträge für die Fastenexerzitien zu halten.

Zundels letztes Buch, die Vorträge im Vatikan, erschien ein Jahr nach seinem Tod unter dem Titel „Welcher Mensch und welcher Gott?“. Das war das Kernanliegen seines Denkens. Fragte ihn jemand: „Glaubst du an Gott?“, antwortete er: „Glaubst du an den Menschen?“ Oder: „Ich glaube nicht an Gott, ich durchlebe ihn. Wir entdecken ihn, wenn wir selber Mensch werden. Er ist in uns der schweigende Raum, in dem unsere Freiheit zu sich selber kommt.“

In diesem Sinn erfuhr Zundel das Göttliche als rufende und schöpferische Leere im Menschsein, als Sog in eine weitere Dimension hinein, als Ruf zur Freiheit. „Nicht Gott erhört uns, wir erhören ihn.“ Und: „Wir tragen ein heimliches Geschehen in uns, unendlich geheim. Ich spreche niemals über Gott, niemals, niemals, außer zu jenen, die das verstehen können. Es ist hochheilig. Wir zerbröseln das Wort Gott, wenn wir es vor den Ohren jener aussprechen, die nicht im Vertrauen sind.“

Die rufende Tiefe des Lebens

Das Göttliche im Hinblick auf eine Welt erahnen, die auf uns zukommt und die der Mensch zu erschaffen berufen ist; Gott entdecken, indem wir selber Mensch werden; jenen Lebendigen, der in uns der schweigende Raum ist, in dem unsere Freiheit zu sich selber kommt: Die schweizerische Maurice-Zundel-Gesellschaft versucht, solche Intuitionen im ideengeschichtlichen Zusammenhang zu begreifen. Sie sind mit anderen Denkbildern zu verbinden. So tauschte der Theologe Paul Tillich (1886-1965) die Gottessymbolik von Höhe und Himmel gegen eine nicht mehr räumlich verstandene Tiefe aus. „Wer um die Tiefe weiß, weiß auch um Gott.“ Die holländische Jüdin Etty Hillesum (1914-1943) schrieb in ihr Lager-Tagebuch: „Mit jedem Herzschlag wird mir klarer, dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen und deinen Wohnsitz in unserem Innersten bis zum Letzten verteidigen müssen.“

Der jüdische Philosoph Hans Jonas (1903-1993) legte 1984 in seiner Rede zum „Gottesbegriff nach Auschwitz“ das Bekenntnis ab: „Nach Auschwitz können wir mit größerer Entschiedenheit als je zuvor behaupten, dass eine allmächtige Gottheit entweder nicht allgütig oder total unverständlich wäre. Wenn aber Gott auf gewisse Weise und in gewissem Grade verstehbar sein soll, dann muss sein Gutsein vereinbar sein mit der Existenz des Übels, und das ist es nur, wenn es nicht allmächtig ist… Durch die Jahre des Auschwitz-Wütens schwieg Gott. Nicht weil er nicht wollte, sondern weil er nicht konnte, griff er nicht ein.“ Jonas spricht von einem leidenden, werdenden, sich sorgenden Gott, von einer werbenden Tiefendimension des Lebens und der Welt.

Der italienische Kulturphilosoph und „Denker der Moderne“ Gianni Vattimo (geb. 1936) hat sich vornehmlich mit dem Denken von Friedrich Nietzsche und Martin Heidegger auseinandergesetzt. Er versteht sich als Katholik und Atheist. Er glaube nicht an einen theistischen Gott, sei aber offen für die Erfahrung eines „schwachen Gottes“, etwa im Sinn des urchristlichen Hymnus über „Gottes Selbstentwerdung“ (Phil 2,5-11).

Aus all dem ergeben sich vielfältige Vorschläge für die Komposition von Fürbitten in nach-theistischer Zeit. Erwähnt seien einige, die in Gesprächen aufmerken lassen. Wir rechnen zum Beispiel konsequent nicht mehr mit Eingriffen einer „außerweltlichen Persönlichkeit“. Wir meiden den Antwortruf „Wir bitten dich, erhöre uns“. Wir tauschen die Symbole Höhe und Himmel gegen das Symbol der Tiefe aus. Wir nehmen das gemeinsame Schweigen ernst und öffnen uns tastend der Vorstellung einer leidenden und schweigenden, einer werdenden und werbenden Tiefendimension des Lebens und der Welt. Es kann sich ein Denkbild von einem Du entwickeln, das in den vielfältigen Möglichkeiten unserer Person und unserer Welt auf uns zukommt, aus dieser Zukunft uns entgegenkommt - und uns ruft.

Beten kann nun heißen: Solidarität verkünden und sich mit Menschen und Gemeinschaften verbinden, an die wir denken. Das „Beten für“ wird zum: „Denken an“, „Wünschen für“, „Beten mit“ … Wir bringen das Leiden und den Schrei der Welt zum Ausdruck, auch unsere Betroffenheit. Wir nehmen darin vielleicht jenes Rufen wahr - ein Flehen, das wir betend beantworten.

Die Ansagen können in zwei oder drei Schritten erfolgen. Zunächst die Solidarität verkünden: „Wir verbinden uns mit…“, „Wir denken an…“ Zu nennen wären eventuell Menschen oder Gemeinschaften, deren Not und Klage, Freude und Hoffnung. Dann die Einladung: „Wir denken still an sie…“ Anschließend eine längere Stille, eingeleitet vielleicht mit einem Gongschlag. Danach die Aufforderung an die Gemeinde: „Wir rufen ihnen zu…“, „Wir sind dankbar und singen…“ Der Antwortruf wird entsprechend gesungen.

Der Abschluss geht zurückhaltend mit der Gottesfrage um. Wir meiden das Wort Gott, sprechen andere Symbole an: „Geheimnis des Lebens“, „Atem der Welt“, „Du Rose des Lebens“, „Inneres Du“, „Großes Ich“ … Wir finden Ergreifendes in der Bibel, in der Dichtung und in der Mystik aus Vergangenheit und Gegenwart - und bei uns selbst. Dabei kommt zum Ausdruck: Wir erhören das Rufen, das wir in uns und in der Welt wahrnehmen. Gott bittet uns, ihn zu erhören. Wir hören auf das Geheimnis des Lebens: Du bittest uns, dich zu erhören!

Wir hören dein Rufen

Ein Bericht über die Winterthurer Tagung erschien in der „Schweizerischen Kirchenzeitung“ unter dem Titel: „Fürbitten jenseits theistischer Gottesbilder“. Die Gesellschaft für eine Glaubensreform, die der evangelische Pastoraltheologe Klaus-Peter Jörns gemeinsam mit Hubertus Halbfas gegründet hatte, lud mich daraufhin ein, an ihrer Jahrestagung 2015 in Fürstenried/München über solche Erfahrungen zu informieren. Es gebe noch wenige Versuche, das Ende des Theismus im liturgischen Beten ernstzunehmen. Das Tagungsthema lautete: „Beten in Zeiten der Gotteskrise“. Zur Veranschaulichung dienten vier Beispiele: Fürbitten angesichts von Gewalt, zur Kirchenreform, anlässlich von Trauer sowie bei einer dia­mantenen Hochzeit. Nach der Tagung entstanden Fürbitten zur Entwicklungszusammenarbeit und zur Gottesfrage sowie „Fürbitten im Totentanz des Terrorismus“. Der Vortrag und die sieben Beispiele stehen auf der Homepage der Gesellschaft. Hubertus Halbfas hat die Terrorismus-Fürbitten in sein Buch „Das Christenhaus. Literarische Anfragen“ aufgenommen.

Das Gebet angesichts des Terrorismus, entworfen im Juni 2015, verzichtet zum Beispiel bewusst darauf, einen als allmächtig gedachten Gott anzuflehen, er möge eingreifen und Frauen und Mädchen aus ihrer schreienden Not befreien. Die Eröffnung weist in eine andere Richtung: „Wir wenden uns selber dem Drama zu. Wir denken uns hinein. Wir schweigen und lauschen. Hören wir, was die Stunde schlägt? Was hören wir rufen? Wen hören wir rufen?“ Als Antwortruf kann der Kanon dienen, der Worte aus dem ersten Kapitel der Benediktus-Regel aufgreift: „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“ Er steht in den Gesangbüchern (Deutschland und Österreich: „Gotteslob“ Nr. 433,2; EG 614; Schweiz: KG 600; RG 166).

Eine andere Bitte lädt dazu ein, „an die Opfer der Blutbrunst in ihrer Heimat“ zu denken. Die verzweifelte Lage kommt zur Sprache: „Dörfer und Sippen werden abgeschlachtet. Frauen und Mädchen entführt, verkauft, entehrt. Männer und Kinder ermordet oder zum Morden verdammt.“ Dann die Einladung: „Wir denken an diese Menschen. Aus ihrer Tiefe hören wir ein Rufen und Schreien nach Leben. Was schlägt die Stunde?“ Ins Schweigen hinein wird ein Gong angeschlagen. Er klingt aus. Dann der Aufruf: „Wir singen ihnen zu“. Die Gemeinde singt die Antwort: „Schweige und höre…“

Das Schlussgebet schlägt dann eventuell vor, das Du im „innersten Geheimnis der werdenden Welt“ zu erkennen und zu nennen: „Ja, was schlägt die Stunde in diesem Totentanz? Aus der Tiefe hören wir ein Rufen nach Leben und Liebe: dein Rufen, du innerstes Geheimnis der werdenden Welt. Du rufst uns, dich zu erhören. Ja, wir suchen Wege der Menschlichkeit. So wirst du - in uns und mit uns - zur Geburt einer neuen Welt.“

Eine Teilnehmerin bekannte: „Diese Fürbitten versetzen mich unmittelbar in den Totentanz hinein. Ich höre den Schrei nach Leben. Ich möchte ihn erhören.“

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