Die Israel-Reise des PapstesFranziskus an der Mauer

Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, Verständigung zwischen Orthodoxen und Katholiken, eine Perspektive für Christen in der arabischen Welt - die Erwartungen an den Papstbesuch waren übermenschlich. Franziskus I. überraschte mit persönlichen Zeichen an den Rändern.

Die medial inszenierten Erwartungen an Papst Franziskus und seine Reise in den Nahen Osten waren geradezu messianisch. Politik und Diplomatie sind im Fall des Syrien-Krieges gescheitert. Nun - so die übersteigerte Hoffnung - solle der Papst mit seinem Friedens-Appell die Konfliktparteien zur Einsicht treiben. Auch die Millionen Syrer, die sich vor dem Bürgerkrieg in den Libanon, nach Jordanien, in die Türkei oder in ruhigere Gebiete Syriens geflüchtet hatten, setzten auf die Worte und Gesten des Argentiniers. Schließlich hatte er den Europäern bereits vor der Mittelmeerinsel Lampedusa wegen ihrer abwehrenden Haltung gegenüber den Flüchtlingen aus Afrika deutlich ins Gewissen geredet. Die Minderheit der Christen - nicht einmal mehr zwei Prozent leben heute auf dem Gebiet, von dem aus vor 2000 Jahren der Weg zur Weltreligion mit nunmehr 2,2 Milliarden Gläubigen begann - erhoffte sich ebenso eine neue Perspektive wie all jene, die sich im ökumenischen Dialog zwischen der katholischen und den orthodoxen Kirchen bemühen. Deshalb wurde das Treffen zwischen dem Nachfolger des Apostels Petrus und dem Nachfolger des Apostels Andreas, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., bereits vorab als historisch bezeichnet - fünfzig Jahre nachdem Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras in Jerusalem mit der Versöhnung zwischen den seit 1054 gespaltenen Kirchen begannen.

Übertroffen wurden all diese Hoffnungen noch von den Erwartungen an die Rolle des Papstes im Grundkonflikt, der die gesamte Region seit der Gründung des Staates Israel 1947 nicht zur Ruhe kommen lässt: das Ringen um zwei Staaten, die sich gegenseitig anerkennen sollen, aber auch von den Nachbarstaaten respektiert werden. Doch die Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern ziehen sich seit Jahrzehnten hin. Zuletzt ist der Eindruck entstanden, dass keine der beiden Seiten sich noch ernsthaft um eine Zwei-Staaten-Lösung bemüht. Monatelang hatte der Außenminister der Vereinigten Staaten, John Kerry, vergeblich versucht, mit den Gegnern über den Verlauf der künftigen Grenzen, eine Verbindung zwischen dem derzeit von Israel nahezu vollständig abgeriegelten Gaza-Streifen zum Westjordanland sowie Ausgleichsflächen für die jüdischen Siedlungen auf palästinensischem Gebiet zu verhandeln. Am Ende ist es nicht einmal mehr gelungen, die Gespräche fortzusetzen.

Kann ein Papst vermitteln?

Stattdessen sucht Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nun den Ausgleich mit der im Gaza-Streifen regierenden extremistischen Hamas, die eigentlich mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation tief zerstritten ist. Gleichzeitig zeigt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu immer offener seine Sympathien für die jüdische national-religiöse Siedlerbewegung, die sich für den rechtmäßigen Erben und Besitzer des gesamten Gebiets vom Mittelmeer bis zum Jordan hält.

Wer, wenn nicht Papst Franziskus, kann in einer solch verfahrenen Situation Zuversicht und Aufbruch verbreiten? Doch realistisch betrachtet: Mit welcher Autorität soll ausgerechnet ein christlicher Führer hier etwas erreichen?

Von Beton umzingelt

Was messianischen Hoffnungen im Wege stehen kann, sieht man beim Blick vom Ölberg auf das zugemauerte Goldene Tor in der Mauer um die Altstadt von Jerusalem. Wenn der Messias kommt, um am Ende der Zeiten sein ewiges Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufzubauen, wird er vom Ölberg durch eben dieses Tor einziehen, so die traditionelle jüdische Vorstellung. Da selbst die Muslime fürchten, dass der jüdische Messias sich nicht durch ein paar mit Mörtel zusammengehaltene Steine aufhalten lässt, haben sie vor dem Tor sicherheitshalber zur „Abschreckung“ noch einen Friedhof angelegt. Die Drohung einer kultischen Verunreinigung als ein wirkmächtiger Abwehrzauber.

Natürlich handelt es sich um eine Legende und nicht um wissenschaftliche Geschichtsschreibung. Süleyman der Prächtige, der im 16. Jahrhundert die Stadtmauer wieder aufbauen ließ, wollte mit der Versiegelung bloß verhindern, dass die Heiden auf den nunmehr islamischen Tempelberg gelangen. Und der Friedhof sollte wohl eher jüdische Fromme abschrecken als einen Messias. Das verschlossene Tor ist dennoch ein gutes Bild für die aktuelle Situation im Nahen Osten, die sich in Jerusalem wie durch ein Brennglas verdichtet. Es geht sowohl um konkrete Machtansprüche und Machtdemonstration als auch um symbolische. Jede Gruppe hebt immer nur die historischen Fakten in der für sie günstigen Deutung hervor, die eigene Ansprüche und Überlegenheit herausstellt.

Die Hoffnungen insbesondere der Christen auf den Papst sind nur zum Teil mit seinem Auftreten zu erklären, das die Menschen weltweit als erfrischend anders, emotional aufmerksam, zugewandt, echt empfinden. Es ist vor allem die allgemeine politische, soziale und auch religiöse Ratlosigkeit, die dazu führt, in irrationaler Weise nun die Lösung nahezu aller Probleme von einer einzelnen „Erlösergestalt“ zu erwarten. Es geht weniger um den Papst und seine Möglichkeiten, Frieden zu stiften, das Gespräch zwischen den Religionen voranzubringen und die christlichen Kirchen zu einen. Vielmehr zeigt sich, wie enttäuscht die Menschen von den Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Religionsgemeinschaften sind angesichts brutal geführter (Bürger-)Kriege, radikalisierter Religionen und sich wieder verfestigender Kirchenspaltungen.

Als Franziskus I. auf dem Weg von Bethlehem nach Jerusalem abseits des Protokolls und jeglicher Absprachen sein Auto an der acht Meter hohen Beton-Sperrmauer halten ließ, mit der Israel die Palästinenser abriegelt, setzte er sowohl die Autorität seines Amtes als auch seine persönlichen Geistesgaben ein, um durch sein stilles Gebet und die Berührung der Wand mehr zu sagen, als Worte vermögen. Die Mauer ist umstritten, weil sie nicht nur palästinensisches Gebiet von israelischem trennt, sondern sich teils auch mitten durch arabische Viertel und Gegenden zieht. Während manche Israelis die Mauer als Schutz vor Terroranschlägen sehen und als Druckmittel für Verhandlungen, verstellt sie aus Sicht der Palästinenser jeden gleichberechtigten Dialog.

Für Hardliner schwer verdaulich

Natürlich brachte die bewegende Geste des Franziskus an der Mauer diese nicht zum Einsturz. Es ist sicherlich auch der Einschätzung der „Frankfurter Allgemeinen“ zuzustimmen, dass Gebete „die Herzen der ineinander feindselig verkrallten Mächtigen der Region nicht erreichen“. Das politische Beben, das durch den Papsthalt im Umfeld von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ausgelöst wurde, dürfte dennoch nicht unerheblich gewesen sein. Die Summe der päpstlichen Gebete, Worte und Gesten sowie deren Wirkung in den Weltmedien, was das israelische Image betrifft, machten den Besuch für manchen „Hardliner“ in Israel schwer verdaulich.

Das begann schon mit der Reihenfolge der Reiseziele: zuerst der vom Vatikan diplomatisch anerkannte Staat Palästina, danach erst Israel; zuerst der Besuch des islamischen Felsendoms, dann der jüdischen Klagemauer. Die Einladung zum gemeinsamen Gebet im Vatikan richtete Franziskus I. an die Präsidenten Shimon Peres von Israel und Mahmud Abbas von der Palästinensischen Autonomiebehörde. Es handelt sich bei ihnen um Politiker, die gegen Kritik aus den je eigenen Reihen an einer Zwei-Staaten-Lösung festhalten. Viele der radikaleren und jüngeren Politiker setzen darauf, dass man in einem einzigen, gemeinsamen Staat die anderen aufgrund des eigenen, rascheren Bevölkerungswachstums eines Tages beherrschen werde (vgl. CIG Nr. 18, S. 189).

Doch hat es der Papst vermieden, sich von den Palästinensern vereinnahmen zu lassen, die sich selbst gern als machtloser David gegenüber einem übermächtigen Goliat Israel sehen. Er umarmte vor der westlichen Stützmauer des ehemaligen jüdischen Tempels Rabbiner Abraham Skorka und Imam Omar Abboud, nachdem er einen Zettel mit dem handschriftlich notierten Gebet Jesu zu Gott dem Vater aller Menschen in eine Mauerritze gesteckt und diese Wand ebenfalls berührt hatte. Mit den beiden Argentiniern, die ihn auf der dreitägigen Reise begleiteten, ist Bergoglio seit seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires eng befreundet. Die Geste der Freundschaft von Judentum, Christentum und Islam fordert alle Konfliktparteien zum Frieden auf. „Niemand gebrauche den Namen Gottes als Rechtfertigung für Gewalt. Arbeiten wir gemeinsam für die Gerechtigkeit und den Frieden“, so der Papst beim Treffen mit islamischen Vertretern am Felsendom, dem nach Mekka und Medina wichtigsten heiligen Ort der Muslime, erbaut auf dem Areal des ehemaligen jüdischen Tempels.

Wegen der Ankündigung, mit dem befreundeten Rabbiner zu reisen, hatten israelische Medien gemutmaßt, Franziskus wolle sich zwar als Freund der Juden, aber nicht als Befürworter des Staates Israel zeigen. Mit seinem Besuch am Grab von Theodor Herzl (1860-1904) widerlegte er diese Kommentare. Herzls 1896 veröffentlichtes Buch „Der Judenstaat“ gilt als die Schrift des politischen Zionismus. Der Wiener Schriftsteller warb für seine Idee eines nichtreligiösen, säkularen Staates für die weltweit verstreuten und immer wieder Verfolgungen ausgesetzten Juden auch bei Papst Pius X. in Rom. Herzls Tagebuchaufzeichnungen zufolge lehnte der Papst das Ansinnen mit den Worten ab: „Die Juden haben unseren Herrn nicht anerkannt, und daher können wir das jüdische Volk nicht anerkennen.“

Indem Franziskus I. einen Kranz auf dem israelischen Nationalfriedhof niederlegte, zeigte er seine Anerkennung für den Staat Israel. Indem er in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sechs Überlebenden der Schoa die Hände küsste und eine anrührende Meditation über den Sündenfall der Menschen hielt, stellte er sich der geschichtlichen Verantwortung. Indem er - ob nun ungeplant aus eigenem Antrieb oder aber von Ministerpräsident Netanjahu gedrängt - am nationalen Denkmal für die israelischen Terroropfer hielt, zeigte er sein Mitgefühl für die Verletzungen auf jüdischer Seite. Israels Präsident Peres urteilte: Der Papst habe mit seinem Besuch die Anstrengungen belebt, „den Friedensprozess zwischen uns und den Palästinensern zum Abschluss zu bringen, basierend auf zwei Staaten, die in Frieden leben - einem jüdischen Staat und einem arabischen Staat Palästina“.

Die ökumenische Glut glimmt

Neuen Schwung erhofften sich viele für den Dialog der katholischen Kirche mit den orthodoxen Kirchen. Dies war vonseiten des Vatikan auch als Hauptziel der angeblich rein religiösen Pilgerfahrt in den Nahen Osten ausgegeben worden. Dass diese einseitige Lesart der Realität nicht standhielt, lag nicht nur an den politischen „Ausflügen“ des Papstes, sondern auch an der blassen Zehn-Punkte-Erklärung, die das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., und Papst Franziskus I. in demselben Raum unterschrieben, in dem es vor fünfzig Jahren zu einem wahrhaft historischen Treffen zwischen Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras kam. Der erste Papst, der den vom Vatikan damals noch nicht anerkannten Staat Israel besuchte, und der ökumenisch hoch engagierte Patriarch von Konstantinopel ermöglichten mit ihrer Begegnung, dass in der Folge der gegenseitige Bann, der 1054 Ost- und Westkirche definitiv trennte, aufgehoben wurde.

Dagegen lesen sich die aktuellen Ankündigungen, den „gemeinsamen Weg zur Einheit fortzusetzen“, die Würde des Menschen in allen Lebensphasen und die Unantastbarkeit der auf der Ehe gegründeten Familie zu verteidigen, den Frieden und das Gemeinwohl zu fördern und das Geschenk der Schöpfung zu bewahren, eher wie eine schwache Wiederholung der Wiederholung der immer gleichen kirchlichen Appelle.

Dass die beiden Kirchenoberhäupter „erwartungsvoll dem Tag“ entgegensehen, „an dem wir endlich gemeinsam am eucharistischen Mahl teilnehmen werden“, ist noch am ehesten dazu geeignet, wenigstens ein kleines Auflodern der allenfalls noch glimmenden ökumenischen Glut zu erzeugen. Das gilt auch für die Bereitschaft von Franziskus I., die rechtliche Vorrangstellung des Bischofs von Rom zur Diskussion zu stellen: Er lud wie einst schon Johannes Paul II. dazu ein, eine Form der Autoritätsausübung zu finden, „die sich öffnet und auch heute ein von allen anerkannter Dienst der Liebe und der Gemeinschaft sein kann“.

Christen gehen, weil sie können

Im Nahen Osten herrscht in Bezug auf die Ökumene die pragmatische Einstellung vor, dass man sich als Minderheit konfessionelle Streitigkeiten gar nicht mehr leisten kann. In den Wochen vor dem Papstbesuch hatten die Attacken gegen Christen vor allem von nationalistischer jüdischer Seite zugenommen. „Tod den Arabern, den Christen und allen, die Israel hassen“, wurde an die Hauswand des Büros der katholischen Bischofskonferenz geschmiert. Am See Gennesaret wurde ein Altar mit Schlamm beschmutzt, und Kreuze wurden zerstört. Selbst christliche Pilger waren Angriffen ausgesetzt. Hinter der Aktion „Price Tag“ („Preisschild“) gegen christliche und muslimische Einrichtungen stehen Vertreter der extremen Siedlerbewegung. Der liberalen Tageszeitung „Haaretz“ zufolge sehen Sicherheitskräfte einen direkten Zusammenhang zwischen dem Abriss von Gebäuden in der Siedlung Yitzhar durch die Armee und dem „Preis“ dafür: dem darauf folgenden Anstieg von Übergriffen auf Palästinenser und israelische Araber - Muslime und Christen, die mit israelischer Staatsangehörigkeit auf israelischem Gebiet leben.

Pater Nikodemus Schnabel von der Benediktinerabtei Dormitio auf dem Zionsberg in Jerusalem ist von der Zunahme der Gewalt gegen Christen beunruhigt. Er kritisiert auch deutlich, dass die Polizei die Attacken auf die leichte Schulter nehme. Mit Blick auf die sonst eher von muslimischer Seite ausgehende Bedrängnis betonte er aber in einem Gespräch: „Wir dürfen uns nicht unter dem Schlagwort ‚Christenverfolgung‘ einfach vereinnahmen lassen.“ Denn damit versuchten in den überwiegenden Fällen jüdische Politiker die christliche Minderheit für ihre Interessen gegen die Muslime zu nutzen.

Die Anzahl der Christen im Nahen Osten, im Westjordanland, in Israel und Jerusalem schwindet. „Christen gehen, weil sie können, nicht weil sie müssen“, so Schnabel mit Verweis auf eine breite Bildungsstudie von 2012. Die eigentliche Überraschung: Christen sind in Israel die am besten ausgebildete Bevölkerungsgruppe. Für den Benediktiner ein klassisches Minderheitenphänomen. Christliche Araber in Israel stecken als Minderheit der palästinensischen Minderheit Israels alles in die Bildung ihrer Kinder, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Um sich das leisten zu können, haben die christlichen israelischen Araber zugleich die niedrigste Geburtenrate - fast schon auf dem Niveau Deutschlands. Hervorragend ausgebildete junge christlich-arabische Ärzte finden zum Beispiel in Europa oder den Vereinigten Staaten gut bezahlte Arbeit. Unter Christen im Westjordanland sind es vor allem die fehlende Bewegungsfreiheit, die politische Unsicherheit und die Angst vor Terror, die den Wunsch verstärken zu gehen.

Laut einer aktuellen Umfrage der katholischen Universität von Betlehem wollen fast zwei Drittel der palästinensischen Christen Jerusalems auswandern. Um den Trend umzukehren, braucht es Pater Nikodemus zufolge einen Mentalitätswandel gegen die (Selbst-)Ghettoisierung: „Wir sind die am besten ausgebildete Gruppe mit tollen Chancen, die keine Angst zu haben braucht. Wir müssen rausgehen und auch fragen, was wir gesellschaftlich geben können.“

Mehr Selbstwertgefühl, mehr Selbstbewusstsein - das versuchte auch Papst Franziskus im Nahen Osten zu vermitteln und selbst zu leben. Die Israelreise wird dennoch nicht als Höhepunkt seines Pontifikats gelten. Es sind ihm die Herzen der Menschen nicht so sehr wie erwartet zugeflogen, und auch die politisch Mächtigen haben sich von seiner Friedensbotschaft nicht wirklich anstecken lassen. Die Zahl der israelischen Minister, die den Papst am Flughafen empfingen, hielt sich in Grenzen. So fehlten etwa Außenminister Avigdor Lieberman und Religionsminister Naftali Bennett, die für ihre unversöhnlichen Töne im Konflikt mit den Palästinensern bekannt sind. Die Tageszeitung „Jerusalem Post“ stellte klar, dass der Papstbesuch auf wenig Interesse bei Durchschnitts-Israelis stieß. Und selbst in der jordanischen Hauptstadt Amman, wo der König den Papst zu einem Gespräch in seine Familie einlud, blieb ein Drittel der Plätze bei der Eucharistiefeier im Stadion unbesetzt. „Wir sind weniger, als wir hofften. Viele haben Angst zu reisen. Der Krieg in Syrien scheint überall zu sein“, zitierte die FAZ einen ernüchterten Geistlichen aus dem Libanon.

Friedenspotenzial Ebenbild Gottes

Dennoch lässt sich Franziskus I. nicht entmutigen. Er ging auch diesmal zu den Menschen, die an den Rändern leben, teilte zum Beispiel den Mittagstisch mit einer palästinensischen Familie, deren Kind zu lebenslanger Haft verurteilt in einem israelischen Gefängnis sitzt, wohl eines der Opfer der vielen ideologischen Verführer, die den Zorn und die Sehnsüchte junger Leute missbrauchen und sie zu Gewalt gegen Israel anstacheln.

Der Papst mit dem Namen Franziskus hat an den Mauern des Nahen Ostens gebetet und der vielen Klagerufe gedacht. Noch schwerer als die Mauern aus Stein sind die Mauern des Geistes zu bewegen und zu erweichen. Aber es war dem Papst den Versuch wert, den „Hooligans der Religion“, wie sie Pater Nikodemus nennt, wenigstens etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, so dass sich Raum für den wahren Glauben, nämlich die Gottsuche öffnet. „Den anderen als Ebenbild Gottes anzuerkennen, das hat Friedenspotenzial“, meint Pater Nikodemus.

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