Papst FranziskusNicht Petrusdienst: Christusdienst

Jorge Mario Bergoglio kam als Bischof nach Rom vom „Ende der Welt“, weiter, als Petrus reisen musste. Dem Petrusamt hat der Argentinier eigene und eigenwillige Akzente eingeprägt. Franziskus I. wird nun achtzig Jahre alt.

Das All durchtönt ein mächtger Ruf: Einheit! Einheit! Einheit! Wenn politische oder religiöse „Oberhirten“ in Krisen nicht weiterwissen, aber meinen, etwas sagen zu müssen, appellieren sie an Geschlossenheit. Die bischöflichen Führer melden sich außerdem besonders gern bei Turbulenzen im säkularen Gemeinwesen zu Wort und wirken dann wie Sozial-Agenten für einen „Ruck durch die Gesellschaft“. Ein Primas, ein Kardinal, ein Patriarch, ein Landesbischof oder Ratsvorsitzender übernimmt dann nicht selten die öffentliche Funktion eines „Staatskaplans“, selbst wenn sich der Säkularismus längst über alle Bereiche des Lebens ausgebreitet hat.

Dabei ist „Einheit“, seit es den aus dem Tierreich hervorgegangenen Menschen gibt, stets mehr Fiktion als Wirklichkeit. Umso mehr wird sie beschworen. Der Papst soll zum Beispiel der erste Garant der - katholisch-kirchlichen - Einheit sein. Wieviel Einheit aber braucht und verträgt der Mensch? Andererseits: Gibt es die behauptete große Vielfalt überhaupt? Wenn die von einflussreichen Meinungsmachern gesteuerten Mainstream-Moden fast von einem Tag auf den anderen ihre Farbe - und mehr - wechseln können, ist das noch kein Beweis für echten geistigen Pluralismus. Selbst in demokratisch-rechtsstaatlich verfassten freiheitlichen Systemen gibt es weit weniger intellektuelle Vielfalt als vermutet oder unterstellt. Die unterschiedlichen Verhaltens- und Lebensweisen wecken oftmals bloß diesen Eindruck des Pluralen.

Die Spannung zwischen einem geistigen Uniformismus im Inneren und einem tendenziell abweichenden Verhalten von Menschen im Äußeren betrifft allerdings nicht nur Gesellschaften, sondern ebenso die Kirchen - darunter auch die Papst-Weltkirche. Sie leidet momentan sogar recht heftig darunter, einerseits die in Dogmen, Katechismen, Rechtscanones, Paragrafen und Lehrschreiben über zwei Jahrtausende hinweg festgeschriebene Einheit aufrechtzuerhalten und andererseits anzuerkennen, dass ihre Mitglieder polarer leben, als es die amtliche Theorie des Christseins vorsieht.

Dabei wird so getan, als ob es die von Hans Küng und anderen seit langem festgestellten historischen Paradigmenwechsel, ja Brüche im Glaubens-, Gottes- und Christusverständnis sowie in den humanwissenschaftlich-moralischen Erkenntnissen nie gegeben habe. Die „Hermeneutik der Kontinuität“ schwebt wie ein Fixstern über dem Erdenhimmel. Es ist der Versuch der kirchlichen Lehrautorität, in allen Veränderungen eine logische Entwicklung zu sehen, als ob das Spätere aus dem Vorherigen harmonisch, organisch hervorgegangen sei und bloß genauer zum Ausdruck bringe, was bereits angelegt war. Mehr und mehr aber erweist sich dieser Fixstern als ein goldener Käfig, der die Kirche und das Glaubensleben in eine Art babylonische Gefangenschaft frommer Illusionen geführt hat und dort festhält. Wer aber will daraus ausbrechen? Wer will dieser Wahrheit ins Gesicht schauen?

„Gesetz“ ist nicht einfach der CIC

Einige reformwillige Theologen taten und tun es, oft genug bestraft mit Lehrverboten. Papst Franziskus I. will es anscheinend auch, jedenfalls ein bisschen. Er ist erst seit gut dreieinhalb Jahren im Amt, aber er hat für Bewegung gesorgt, die Ängstliche als Turbulenzen mit ungewissem, womöglich „chaotischem“ Ausgang betrachten, Mutige hingegen als frischen Wind wahrnehmen. Nun zum achtzigsten Geburtstag des amtierenden Bischofs von Rom sind in öffentlich ausgetragenen kirchlich-theologischen Debatten die seit langem bestehenden Spannungen deutlicher hervorgetreten.

Der äußere Anlass sind Meinungsverschiedenheiten, wie die beiden Synoden über Ehe und Familie und vor allem das päpstliche Abschlussdokument zu deuten seien. Dabei spitzt sich alles auf eine Anmerkung im Text zu, ob der jetzige Papst das bisherige Verbot der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene mit der lehramtlichen Tradition lockern will, indem er auf Fallunterscheidung und Gewissensprüfung setzt, oder nicht. Es wäre zweifellos ein Bruch, aber einer, der im Grunde nur bestätigt, was längst Faktum ist. Die vagen Formulierungen lassen anscheinend jedoch verschiedene Interpretationen zu.

Wie auch immer der Disput ausgeht: Papst Franziskus will entschiedener als seine Vorgänger Lehramt wie Kirchenvolk ermutigen, auch den Getauften wieder als das wahrzunehmen, was er ist: Mensch - und nichts als Mensch. Daher auch fehlbarer, sündiger, versagender Mensch, der immer wieder ins Tragische verstrickt wird und sich selber darin verstrickt. Dieses Tragische aber ist für Papst Franziskus nicht die antike, heidnische Tragik eines vorherbestimmten Schicksals anonymer Mächte, was unabwendbar ins Trostlose führt. Tragik bedeutet für ihn vielmehr im christlichen Sinne die Tragik Christi. Diese hat ein österliches Ziel, das heißt: Befreiung, Erlösung, Rettung. Heilung und Heil sind möglich - und wirklich. Was die Christen zu Weihnachten besingen: Seht, der Heiland, der Retter ist da, soll das religiöse Dasein durchgehend bestimmen, nicht nur das liturgische Sonntagsdasein mit Sonntagsreden. Das „Gesetz Christi“ ist für den aktuellen Papst nicht einfachhin das Gesetz des Codex Iuris Canonici, also des Kirchenrechts, des Kompendiums der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen durch die Jahrhunderte oder der vielen katechismusartigen Zugaben, sondern das Gesetz des Logos, der sich inkarniert, ins Menschsein eingefleischt hat. Was Paulus fast hymnisch in einen einzigen Satz des Galaterbriefes fasste, will der Franziskus vom Ende der Welt in Erinnerung rufen: „Für die Freiheit hat uns Christus freigemacht.“ Also menschlich gemacht.

Das „Programm“ Evangelium

Das schließt Bindung ein. Gemeint ist aber die Bindung an Christus, an seine Art, mit den Menschen umzugehen, die frohe Botschaft vom Heil Gottes zu verkünden: Evangelium. Die Freude des Evangeliums ist das „Programm“ Bergoglios, der ein entsprechend tituliertes Schreiben seiner römischen Dienstzeit vorangestellt hat: „Evangelii gaudium“. Schon durch seine Namenswahl für das mit höchster Autorität ausgestattete katholische Amt hat er sichtbar gemacht, dass die Schlichtheit und Einfachheit, wie sie der Ur-Franziskus von Assisi lebte, nichts mit Banalität oder Trivialität zu tun haben, weil sie die ganze Existenz des Menschen fordern, erschüttern, leiten und beleben.

Daher sucht der Bischof von Rom gern die einfachen und bedrängten Leute aller Art auf. Daher kann er sehr spontan, unmittelbar, direkt mit ihnen umgehen, Nähe zeigen, ja Nähe annehmen und Konventionen brechen. Er hat keine Hemmungen, flapsig und deutlich zu reden, zu plaudern. Er kann ohne falsche Scheu Menschen herzen, berühren, segnen - und Frauen küssen. Franziskus I. sorgt sich nicht darum, dass manche seiner Zeichen und Aussagen widersprüchlich wirken oder auf Unverständnis stoßen. Zum Beispiel wenn er sagt: „Diese Wirtschaft tötet.“ Oder wenn er der lutherischen Gemeinde von Rom einen Abendmahlskelch schenkt als Zeichen der tieferen Verbundenheit in Christus, deren dichtester Ausdruck ja das sakramentale Herrenmahl ist, dann aber kenntlich macht, dass die gemeinsame Kommunion, die ökumenische Verbindung am Tisch des Herrn, nicht möglich sei.

Konferenzen ohne Lehrautorität?

Manchmal verwendet der Papst vage, wolkige Worte - und überlässt es seinen untergebenen Verwaltungsbeamten, das Gesagte theologisch oder kanonisch zu korrigieren. Fast scheint es so, als ob Franziskus darauf vertraut, dass sein Wort, einmal in die Welt gesetzt, sich schon auf seine Weise fruchtbringend ausbreitet, wirkt und nicht einfach wieder zurückkehrt oder gar eingefangen wird. Das ist seine Art, jenseits von Papieren, Dokumenten, theologischer oder sonstiger Absicherung Begriffe und Bilder zu verwenden, die missverständlich sind und manchmal Ärgernis erregen, im Kern aber ausdrücken, wohin er die Glaubensgemeinschaft anstupsen, zum Selberdenken und Selbertun anregen will.

Immer wieder hat er die Bischöfe ermuntert, doch bitte schön selber aktiv zu werden, Neuerungen in die Wege zu leiten, die um des Seelenheils der Gläubigen willen notwendig sind. Aber das scheinen viele „Oberhirten“ noch nicht begriffen zu haben. Woher sonst dieses Zaudern, diese Trägheit, einmal Unübliches zu versuchen, Anstößiges im besten Sinne des Wortes auszuprobieren. Nicht nur reden oder auf seit langem blockierte weltkirchliche Entscheidungen ablenken, sondern tun. Wenn Papst Franziskus offensichtlich das synodale Prinzip und damit die Kollegialität der Bischöfe stärken will, dann will er es. Da können noch so viele Untergebene ihn danach „zurückpfeifen“ und erklären, er könne nicht gemeint haben, was er gemeint hat. Ein Einwand lautet, die Bischofskonferenzen seien bloße Verwaltungseinrichtungen, Gesprächskollegien. Sie hätten keine apostolische Vollmacht, könnten keine Entscheidungen mit theologisch-lehrmäßiger Verbindlichkeit treffen. Wenn Bischofskonferenzen sich derartige rhetorische Einschränkungen gefallen lassen, sind sie allerdings selber schuld. Sie müssten ja nur einmal - auch im regionalen europäischen, afrikanischen oder südamerikanischen Bereich - wagen, ihre theologische Lehrkompetenz aufgrund der Apostolizität jedes Bischofs wahrzunehmen und die römische Zentrale auf diese Weise vor vollendete Tatsachen stellen und somit zwingen, die sakramentale Autorität des wahren apostolischen Ursprungs zu akzeptieren. Man würde sehen, was passiert. Das scheint Papst Franziskus indirekt zu verlangen, ja zu erwarten. Aber die Hirten der Herde wirken nach wie vor wie eingeschüchtert.

Das bestätigt freilich nur, wie sehr auch die Autorität eines Papstes, der aus eigener Vollmacht entscheiden und Reformen durchsetzen, ja erzwingen könnte, letztlich abhängt von der apostolischen Autorität einer möglichst breiten Konsensbildung der Vielen im Kollegium. Die vollkommene Einheitsmeinung wird es auch da nie geben. Trotzdem! Warum soll es einer sakralen Regierung anders ergehen als der säkularen? Auch eine deutsche Bundeskanzlerin hat soeben die Delegierten ihrer Partei um Hilfe und Unterstützung gebeten, um schwerwiegende Probleme zu lösen, wenigstens zu mildern. Papst Franziskus versteht sich als ein Papst der Hilfe, der helfen will, dafür aber die Hilfe nicht nur Gottes, sondern auch aus dem Glaubenssinn des ganzen Volkes Gottes, besonders aus dem Glaubensmut seiner Kollegen im Bischofsamt braucht. Dieses Flehen scheinen die allerwenigsten bisher verinnerlicht zu haben. Immerhin wurde bei den letzten Synoden anscheinend einmal deutlich kontrovers debattiert. Und endlich haben einige auch die Courage gefunden, sogar dem Papst offen und öffentlich zu widersprechen, was bei den Vorgängern keiner in der Weise wagte. Widerspruch - ein Fortschritt, der Franziskus I. und seine Absichten nur stärken kann, gerade wenn ihm Wind entgegenweht.

Ein Hauch Populismus

Der jetzige Papst kann wie seine Vorgänger selbstverständlich auch widerborstig, störrisch, eigen sein - und durchaus eigensinnig. Das war er als Provinzial der Jesuiten in Argentinien ohnehin. Nicht immer erfreute seine Art der Führung die Geführten, wie er selber einräumte. Auch ein Papst hat nicht für alles und jedes Klugheit gepachtet. So hatte Franziskus in einer Weihnachtsansprache seine vatikanischen Mitarbeiter verletzend „heruntergeputzt“, als er fünfzehn „Krankheiten“ der Kurie ausmachte. Ein Jahr später hat er dieselben Mitarbeiter gelobt. Vielleicht auch, weil wohlmeinende Ratgeber ihm sagten, dass pauschale Wahrheiten nicht immer die wahren Wahrheiten sind. Auch ein Papst ist Mensch. Der Unfehlbarkeitsdünkel liegt Bergoglio-Franziskus jedenfalls recht fern, obwohl er sehr genau weiß, wie er seine Autorität einbringen kann ins Spiel der Autoritäten, denen nicht immer alles gefällt.

Der Bischof von Rom vom Ende der Welt hat natürlich nicht abgelegt, was er dort erlebte, was ihm in seine Existenzform übergegangen ist. Geprägt hat ihn zweifellos der - wie manche Beobachter meinen - peronistische Populismus, also eine sehr direkte Art, mit dem Volk umzugehen, das Volk auch für sich zu vereinnahmen. Franziskus I. liebt das Volk, er liebt die Menschen. Das spüren die Leute. Er scheut sich nicht, manchmal sehr volkstümlich zu reden, Bilder zu verwenden, die nicht so richtig treffen, theologisch oder politisch inkorrekt sind, aber doch meistens verstanden werden. Außerdem muss man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Manchmal verwirrt er allerdings seine Zuhörer, deutet Dinge nur an. Jedenfalls fürchtet er die Menschen nicht. Darin ist er Johannes Paul II. ähnlich.

Aufgewachsen in einer noch wenig gebrochenen lateinamerikanischen Volksfrömmigkeit voller Wunderglauben, Heiligenverehrung und sakramentaler Magie, hat Franziskus vielleicht nicht so ganz wie der deutsche Theologenpapst Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. das Sensorium und die Sensibilität für die epochalen Umbrüche in den Glaubens- und Unglaubenslandschaften seit der neuzeitlichen - zunächst europäischen - Aufklärungs- und Entmythologisierungsgeschichte. Zu den schwierigen Glaubensfragen hat sich der jetzige Nachfolger Petri noch wenig geäußert - und wenn, dann eher appellierend, ermunternd, ohne den durchaus guten Gründen für die Abbrüche auf den Grund zu gehen.

Auf den Inseln der Tragödien

Dafür hat sich Franziskus I. wieder mehr aufs Terrain der Sozialmoral begeben, vor allem im Kontext der Flüchtlingstragödien. Das scheint sein großes aktuelles Thema zu sein. Auch da schert er sich nicht um Theorien, sondern schaut auf die Praxis. Staats- und sicherheitspolitische Überlegungen, Abwägungen und Bewertungen interessieren ihn in dieser Hinsicht nicht. Er fährt zu den Inseln der menschlichen Tragödien - Lampedusa oder Lesbos. Der Meinungsstreit in Plenarsälen, Talkshows oder auf der Straße tritt als nachrangig zurück. Der einzig gültige Maßstab der Ersten und Letzten Hilfe in dieser himmelschreienden Not ist für Franziskus I. schlichtweg der barmherzige Samariter, der Humanist, der tut, was zu tun ist, und sich nicht lange in Folgenabschätzungen ergeht. Das überlässt der Papst anderen. Auf diesem Feld haben sich die Bischöfe verschiedener Länder eine eigene Meinung gebildet und mehrfach andere Auffassungen vertreten als der Bischof von Rom. Was ist Verantwortungsethik, was Gesinnungsethik? Für derartige Feinheiten, womöglich Spitzfindigkeiten der Unterscheidung hat Papst Franziskus keinen Sinn. Der Papst des Volkes folgt beim Flüchtlingsthema Bedenken des Volkes jedenfalls nicht.

Der Mensch ist Mensch, jeder Einzelne ein Ebenbild Gottes, voller Würde, heilig. Punkt. Da lässt Franziskus I. nicht mit sich verhandeln. Der christliche Glaube ist menschlich, soll menschlich sein - daher genauso universal wie der universale Gottes- und Menschensohn Jesus Christus. Das will der Papst durch seine Amtsführung deutlich machen, ja verkörpern, gerade wenn er zu den Ärmsten, den Schwächsten geht, zu denen, die unter die Räuber gefallen sind, auch wenn sie selber Räuber sind - wie die Strafgefangenen, die er gemäß den Werken der Barmherzigkeit besucht, denen er die Füße wäscht. Franziskus I. sieht sich nicht so sehr als „Stellvertreter“ Christi auf Erden, vielmehr als erster Diener Christi. Er übt das Papstamt nicht als Petrusdienst aus, sondern als Christusdienst, christologisch geerdet, das heißt gott-menschlich. Der Papst ist Mensch. Die säkulare Welt scheint ihn dafür manchmal mehr zu achten und zu ehren als die Binnenkirchenwelt. Verstehen die „Kinder der Finsternis“ das besser als die „Kinder des Lichts“?

Im Grunde tappen alle im Dunkeln. Unter die Schar dieser Tappenden ordnet sich der Lenker der katholischen Weltkirche ein. Aber er vertraut auf das Licht Christi, das als Logos in die Welt kam und immer neu kommt, um die Finsternis ein wenig zu erhellen.

Nach dem Theologenpapst erleben wir jetzt einen Menschenpapst als Menschenfreund, dem man manches nachsieht, was man andernorts und zu anderer Zeit bemängeln, ja kritisieren würde. Autorität entsteht mal so, mal so. Manchmal braucht sie, um modern verstanden zu werden, einen apostolischen Palast, manchmal nur ein Gästehaus Casa Santa Marta. Es gibt eine Zeit für solche Päpste und eine Zeit für solche. Jeder Papst ist ein Übergangspapst. Jeder hat Stärken und Schwächen. Auch ein achtzigster Geburtstag ist kein Heiligsprechungsprozess.

Der Papst ist nicht der präsentische Christus. Aber er kann und soll Christus präsent machen durch den eigenen Glauben, das eigene Leben, letztlich aber ebenfalls durch das eigene Entscheiden - mit der Autorität, die er hat und die nur er hat. Der Papst ist in seiner Aufgabe und Funktion mehr als ein Weltpfarrer, mehr als ein Weltseelsorger. Er ist ein - wie es in säkularer Sprache heißt - Entscheidungsträger. Hin und wieder braucht es dazu das ganz klare Wort und den ganz klaren Beschluss, rechtlich verbindlich dokumentiert. Ohne das kommt die Glaubensgemeinschaft nicht aus. Papst Franziskus scheint darauf hinzusteuern, das vorzubereiten, falls er dafür die Zeit noch hat. Viel Zeit jedenfalls hat die katholische Kirche nicht mehr. Aber es geht gar nicht um sie, sondern um den Glauben, um den Menschen, um Gott. Selbst Gott liebt die Zeit, die Entscheidung. Seine stärkste war, den Logos zu senden, mitten hinein in die Welt, in den Menschen, in die Materie, ins Fleisch.

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