Abstract / DOI
Der Mensch als Sehnsuchtswesen. Überlegungen zur gegenwärtigen systematisch-theologischen Bedeutung eines klassischen Theologoumenons. Der französische Jesuit Henri de Lubac hat im 20. Jahrhundert mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass der Gedanke der Unentgeltlichkeit der Gnade nicht um den Preis erkauft werden darf, die menschliche Natur als gleichgültig gegenüber der Gnade zu betrachten. Vielmehr sieht er den Menschen als ein Wesen, das sich nie mit dem Endlichen zufrieden gibt und seine Vollkommenheit nur in der Gemeinschaft mit Gott erreichen kann. Diese anthropologische Grundannahme wurde zwar von der gesamten theologischen Tradition bejaht, ist aber in der gegenwärtigen Zeit besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Andererseits bietet sie verschiedene theologische Vorteile, die trotz gewisser Vorbehalte eine Bejahung der betreffenden anthropologischen Annahme auch heute noch sinnvoll und wichtig erscheinen lassen.
Being human means longing. Reflections on the current theological significance of a classical theologoumenon. In the 20th century, the French Jesuit Henri de Lubac emphatically insisted that the idea of the gratuitousness of grace must not be bought at the price of regarding the human nature as indifferent to grace. Rather, he sees humans as beings who are never satisfied with the finite and can only reach their perfection in communion with God. Although this basic anthropological assumption was affirmed throughout the entire theological tradition, it is subject to specific challenges in modern and contemporary times. On the other hand, it also offers various theological advantages which, despite certain reservations, make an affirmation of the anthropological assumption in question appear meaningful and important even today.
DOI: 10.23769/communio-53-2024-133-144