Abstract / DOI
«Wer ist der Mensch, der das Leben liebt? Hildegard von Bingen im Diskurs mit Benedikt von Nursia über die Theologie des gelingenden Lebens. Hildegard von Bingen als Kirchenlehrerin zu würdigen erfordert, sie als Benediktinerin zu verstehen, in deren Persönlichkeit gelungene, hervorragende Lehre und gelingendes, heiligmäßiges Leben übereinstimmen. Die benediktinische Lebensform erweist sich als eine Lebensgestaltung im Zeichen des Segens, des glücklichen Lebens. Hildegards Visionen über den hl. Benedikt zeigen die lebensfördernde und befreiende Kraft, die aus dessen Regel ausstrahlt. Es wird deutlich, dass die benediktinischen Gelübden – Gehorsam, Beständigkeit und Umkehr – als anthropologische Grunddaten gedeutet werden können, die ein geglücktes Leben ermöglichen. Zugleich lassen sich diese drei Haltungen mit den theologischen Tugenden – Glaube, Hoffnung und Liebe – verbinden, so dass die innerweltlichen Bemühungen nach einem gelingenden Leben den Menschen schließlich auf Gott hin öffnen und ihn zum Empfang göttlicher Liebe fähig und bereit machen.
«Who is the Person who Loves Life?». Hildegard von Bingen in Discourse with Benedict of Nursia on the Theology of a Successful Life. To recognize Hildegard of Bingen as a Doctor of the Church requires an understanding of her as a Benedictine nun in whose personality an outstanding teaching and a successful, holy life coincide. The Benedictine way of life proves to be the way of a blessed, happy life. Hildegard's visions of St Benedict show the life-enhancing and liberating power that radiates from his rule. It becomes clear that the Benedictine vows – obedience, stability and conversion – can be interpreted as basic anthropological data that make a happy life possible. At the same time, these three attitudes can be combined with the theological virtues – faith, hope and love – so that the inner-worldly endeavours for a successful life ultimately open people up to God and make them able and ready to receive divine love.