Die Freiheit des Gewissens und ihr Schutz im RechtIst die Gesellschaft das Maß des Menschen? Überlegungen im Anschluss an Grégor Puppinck

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Abstract / DOI

Die Freiheit des Gewissens und ihr Schutz im Recht. Das Gewissen, dem der Mensch nur ‹in interiore hominis› begegnen kann, findet und äußert sich in der Innerlichkeit des Menschen – und nur dort. Sein Anruf ist immer bedingungslos, nicht verhandelbar, ausnahmslos geht er aufs Ganze und er steht keiner Abwägung mit anderen Erwägungen offen. Hier liegt einer der Gründe, warum der Mensch als die seinem Gewissen verpflichtete Person der Maßstab jeder gesellschaftlichen Ordnung sein muss. Heute jedoch ist mehr und mehr nicht mehr das Menschenbild die Prägeform einer an ihm Maß nehmenden Gesellschaftsordnung, sondern umgekehrt prägt die Konstruktion eines ‹Gesellschaftsbildes› das Bild, das der Mensch von sich selbst zeichnen soll, jedenfalls jenes Selbstverständnis des Menschen, das öffentlich, mehrheitlich und maßgebend als solches gilt. In diesem neuen Verständnis findet sich eine Umkehrung, wie sie grundlegender nicht sein könnte. Die europäische Rechtsprechung ist infolge dieser Kehre bemüht, Gewissensvorbehalte aus der Perspektive des Ideals einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft zu entwickeln und zu bestimmen.

Freedom of Conscience and its Protection in Law and Judication. The conscience, which a person can only encounter ‹in interiore hominis›, finds and expresses itself in the person’s interiority – and only there. Its call is always unconditional, non-negotiable and without exception goes all out and is not open to weighing up against other considerations. This is one of the reasons why man, as a person committed to his conscience, must be the benchmark of every social order. Today, however, the image of man is no longer the mold of a social order that takes measures from him, but, conversely, the construction of a ‹Gesellschaftsbild› shapes the image that people should draw of themselves, at least that self-image of people that is public, by the majority and is authoritative as such. In this new understanding there is a reversal that could not be more fundamental. As a result of this turn, European jurisprudence is attempting to develop and define reservations of conscience from the perspective of the ideal of a democratic, pluralistic society.

DOI: 10.23769/communio-53-2024-676-686

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