Quote statt DiakonatMehr Frauen in die erste Reihe!

In der Frage, ob Frauen zu Diakoninnen oder Priesterinnen geweiht werden können, wird sich in der katholischen Kirche nichts bewegen. Die theologischen Argumente scheinen zu gewichtig. Statt sich in das Thema zu verbeißen, sollten die Bischöfe dafür sorgen, dass Frauen auf anderen Wegen verstärkt auf sichtbare Positionen in der Kirche kommen.

Alina Oehler
© Carsten Schütz

Wer sich bei der Frauenfrage auf die Weiheämter fokussiert, muss zwangsläufig enttäuscht werden. Hier ist aktuell keine Bewegung zu erwarten, auch nicht von Papst Franziskus. In einem Interview mit einem US-amerikanischen Fernsehsender hat er jüngst der Hoffnung auf einen Frauen-Diakonat einen Dämpfer erteilt; die Priesterweihe stand ohnehin nicht zur Debatte. Viel Kritik hagelt es seitdem an dem päpstlichen "Nein", das er so weiter erläutert hat: "Wenn es um geweihte Diakone geht, dann nein. Aber Frauen haben schon immer, würde ich sagen, Aufgaben einer Diakonin übernommen, ohne Diakonin zu sein. Frauen sind großartig im Dienst als Frauen, aber nicht im Dienst mit Weihe". Schon 2003 war die Internationale Theologische Kommission zum Schluss gekommen, dass es in der Urkirche keinen Nachweis für eine sakramentale Diakoninnenweihe gebe.

Papst Franziskus ist berüchtigt dafür, sich in wichtigen Fragen nicht festzulegen, immer wieder ausweichend zu antworten. Schon zwei Kommissionen hatten die Frage in seinem Auftrag untersucht, die Ergebnisse wurden nie veröffentlicht. Eine weitere Studiengruppe widmet sich derzeit der Frage im Rahmen der Weltsynode. Dieses ständige Aufschieben in immer neue Prüfkommissionen ist dabei dem Anlass unwürdig. Der Verdacht, in der Angelegenheit Zeit zu schinden zu wollen, stand nicht ganz unplausibel im Raum. Umso überraschender war nun das kategorische "No" des Papstes im Fernsehinterview. War das synodal?

Andere Wege einschlagen

Es ist Zeit, endlich andere Wege einzuschlagen, um Frauen in der Kirche mehr Stimme und Gesicht zu verleihen. Die Fokussierung auf Weiheämter führt zu keinem Vorankommen, auch nicht bei diesem Papst. Die theologischen Argumente für einen Ausschluss von Frauen scheinen zu gewichtig.

Dass damit aber nicht gesagt ist, dass mehr Einfluss von Frauen unmöglich ist – das zeigt ein Blick in die Kirchengeschichte. Diese kennt Äbtissinnen mit Bischofsvollmachten und große Heilige, ja Kirchenlehrerinnen wie zum Beispiel eine bis heute populäre Hildegard von Bingen oder eine Katharina von Siena als Beraterin des Papstes. Dass die heutigen Strukturen so etwas als undenkbar erscheinen lassen, das sollte doch zu denken geben.

Franziskus hat in diese Richtung bereits vorgearbeitet. Kein Papst hat so viele Führungspositionen im Vatikan mit Frauen besetzt wie er. In den ersten zehn Jahren von Franziskus Pontifikat stieg der Frauenanteil innerhalb der Kurie von 19,3 auf 26,1 Prozent. Eine davon, Natalie Becquart, die Untersekretärin der Bischofssynode, wurde dieses Jahr vom FORBES-Magazin zu den einflussreichsten Frauen der Welt über 50 gekürt. Auch eine stellvertretende Pressesprecherin hatte der Weltkirche kurzzeitig ein weibliches Gesicht verliehen.

Der Zugang zu Führungspositionen in der Kirche ist nicht immer an die Weihe gebunden. Generell darf man hinterfragen, ob Weihe und Leitungsgewalt in so vielen Bereichen zusammengehören müssen. Neben den Frauen betrifft das dann auch männliche Laien, die von mehr Einfluss (oder auch dem Einbringen ihrer Charismen) bisher ebenso abgeschnitten sind.

Hier wären jedenfalls Lösungen möglich, die je nach Ortskirche unterschiedlich gehandhabt werden könnten. Längst nicht alle katholischen Länder sind so emanzipiert wie viele in Europa oder Amerika. Würde die römische Zentrale eine andere Mentalität vorleben, könnten sich Frauenbilder auch global verändern. Franziskus hat einmal gesagt: "Die Reden, die ich über die Rolle der Frau in der Kirche höre, sind oft von einer Männlichkeitsideologie inspiriert". So etwas lässt sich nur aufbrechen, wenn Männerzirkel von Frauen durchmischt werden und Frauen selbst an entscheidenden Positionen mit am Tisch sitzen. Im Vorwort zu einem gerade erschienenen Buch schreibt Franziskus dann auch: "Es ist notwendig, einander zuzuhören, um die Kirche weniger männlich zu machen. Denn die Kirche ist eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die den gleichen Glauben und die gleiche Taufwürde teilen."

Mehr Frauen müssen auf sichtbare Positionen in der Kirche kommen, sonst bleibt das Gesicht der Kirche auch in der Öffentlichkeit männlich und die Frage nach der Frauenweihe wird allein aufgrund des Ungerechtigkeitsempfindens immer wieder laut.

Weil sich hier seit Jahren aber zu wenig bewegt und es oft nur bei "Frauenförderplänen" und Lippenbekenntnissen geblieben ist: Braucht es den Zwang einer Quote? Eine Idee: Jedes Bistum stellt ab sofort eine qualifizierte Frau als ständige (sichtbare!) Beraterin des Bischofs an. Denn dass man sich bisher auf einen Anteil in Führungspositionen von mindestens ein Drittel verpflichtet hat und mit Beate Gilles eine Frau Generalsekretärin der Bischofskonferenz wurde, kann nur ein Anfang sein. Mehr Frauen müssen auf sichtbare Positionen in der Kirche kommen, sonst bleibt das Gesicht der Kirche auch in der Öffentlichkeit männlich und die Frage nach der Frauenweihe wird allein aufgrund des Ungerechtigkeitsempfindens immer wieder laut.

Und wäre das nicht jesuanisch? Entgegen allen Vorzeichen seiner Zeit versammelte Jesus Männer und Frauen um sich als seine Jünger. Gibt es eine andere Religion in der Frauen wie der Gottesmutter Maria oder Maria Magdalena (von Franziskus sogar zur "Apostelin der Apostel" geadelt) ein so großer Einfluss zukam? Es ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit der Botschaft, dass Frauen wieder mehr Einfluss erhalten und sichtbar werden.

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