Vergangene Woche besuchte ich die Jahrestagung der "Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands" (GKP) in Augsburg. Verhandelt wurde das Thema "Ökumene" mit hochkarätigen Referenten, Podiumsteilnehmern und bischöflichen Hintergrundgesprächen. Nach viel Gesagtem sind es oft einzelne Sätze, die im Kopf bleiben. Mir blieb vor allem ein Ausdruck im Ohr, der auf einem Podium gefallen war. Die Rede war von "Ökumene-Hassern in den Konfessionen", die nicht mehr das Wort haben dürften. Ich habe mich gefragt: Wer ist damit eigentlich gemeint? Redet man mit ihnen? Waren Sie bei der Tagung eingeladen, haben aber nicht zugesagt? Schade, dass in Augsburg Dämonisierung und Verschwörungstheorien unwidersprochen blieben. Gern hätte ich zum Beispiel Johannes Hartl gehört, wie er auf den Vorwurf reagiert, das Klientel seines Gebetshauses in Augsburg sei "konservativ – identitär – elitär", was neben anderen prominent von Johanna Rahner so behauptet wurde.
Das Problem taucht auf allen Ebenen auf. Studenten differenzieren sich nach Hochschulen aus, Professoren scheinen nicht mehr an einen gelingenden Dialog mit Gegnern zu glauben, immer wieder ist auch die Rede von angeblicher Gesprächsverweigerung der jeweils anderen Seite – und: Bischöfe zeigen Bischöfe an, statt miteinander zu reden. Bartosz Dudek, Journalist für die Deutsche Welle, hat Letzteres aufgegriffen, als er über den Brief der polnischen Bischöfe sprach, die die Deutschen wegen des Synodalen Wegs und damit einhergehenden Häresie-Vorwürfen in Rom "wie in der Schule beim Lehrer verpetzt haben". Dudek sagte den entscheidenden Satz: "Wir brauchen auch eine innerkatholische Ökumene!"
Tatsächlich: Mit der gleichen Verachtung, mit der in früheren Zeiten die Vertreter der christlichen Konfessionen übereinander gesprochen haben, redet man heute innerhalb der Konfessionen übereinander. Während man sich bemüht, 500 Jahre alte Spaltungen zu überwinden, vertieft man die Spaltungen in der eigenen Kirche.
Bin ich naiv, wenn ich denke, dass beide Seiten im Gespräch gewinnen könnten? Sollten wir nicht auch hier alle Impulse zur Synodalität von Papst Franziskus ernst nehmen?
Die Fronten scheinen verhärtet. Es war viel die Rede von den verschiedenen "Bubbles". Diese Blasen wirken für sich, in jeder werden Feindbilder gepflegt, werden die Gegner verächtlich gemacht. Eine Polarisierung, die am Ende niemanden voranbringt. Die Liberalen werden in ihrem eigenen sektiererischen Verhalten ihre inhaltlichen Gesichtspunkte so niemals wirksam in Rom zu Gehör bringen können, geschweige denn sich gewinnbringend mit der Zentrale vernetzen. Auf der anderen Seite lassen die streng Konservativen sich an gewichtigen Punkten aber auch keine Warnungen aufzeigen, wenn sie beispielsweise politisch fragwürdige Bündnisse eingehen und bei Veranstaltungen wie dem "Marsch für das Leben" zunehmend Gefahr laufen, sich instrumentalisieren zu lassen.
Ohne Agenda miteinander sprechen
Bin ich naiv, wenn ich denke, dass beide Seiten im Gespräch gewinnen könnten? Sollten wir nicht auch hier alle Impulse zur Synodalität von Papst Franziskus ernst nehmen? Das geht nicht ohne die Bereitschaft, das Eigene grundsätzlich einmal für einen Moment infrage zu stellen. Es wäre eine gesunde Irritation. Reibung erzeugt Wärme, Impulse, Ideen. Das wird möglich, wenn alle Seiten vorläufig darauf verzichten, ihre Agenda durchsetzen zu wollen. Wenn man miteinander spricht und sich zuhört, werden vielleicht sogar gemeinsame Ziele sichtbar.
Diese Erfahrung habe ich jedenfalls schon mal gemacht. Vor genau sechs Jahren war ich in diesem Moment in Rom, als eine Delegierte der vorsynodalen Versammlung der Jugendsynode. Über 300 Jugendliche aus aller Welt bereiteten ein Dokument für die Bischöfe vor. Willkürlich wurden wir in Sprachgruppen zusammengestellt, ähnlich wie die Bischöfe in ihren Synoden. Kirchenpolitisch war hier alles versammelt, Kontinente trafen aufeinander. Im gegenseitigen Zuhören haben wir gewonnen, der Streit war produktiv, die Wertschätzung füreinander und der gemeinsame Glaube konnte vieles überbrücken.