"Der Mensch ist das Maß der Schneider," meinte Hans Arp einmal. Wie steht es um die geistliche Kopfbedeckung? Ein Sammler hat eine enthusiastische Kollektion zusammengetragen.

"Manchmal haben die Geistlichen viele Haare, manchmal wenige, gelegentlich keine," sagt Lorenzo Gammarelli, der in sechster Generation die gleichnamige Schneiderei in Rom führt (34 via Santa Chiara). Das Familienunternehmen schneidert seit 1798 ein breites Spektrum an Gewändern und Accessoires für Kleriker wie Strümpfe aus Seide, Quasten mit Holzkern und Wolle oder meterlange Zingula aus Reyon. Die Produkte des Hauses sind aber für jeden erhältlich. Bekanntlich ist "der Mensch", wie der Künstler Hans Arp einmal bemerkte, "das Maß der Schneider." Dies gilt gewiss gerade für eine liturgische Praxis, die aus großen Entfernungen in weiträumigen Orten beobachtet sein will.

Lässige Sommerhüte aus schwarzem Kaninchenfell

Im Gegensatz zum flachen Galero, dem scharlachroten Kardinalshut mit ausladender Krampe, der praktisch gar nicht aufgesetzt wird, oder zur Mitra eines Bischofs oder eines Abtes, die nur bei Amtshandlungen während der Messe getragen wird, gehört das Birett zu einer Gruppe an religiösen Kopfbedeckungen, die sich auch im Alltag aufsetzen lassen.

Das Birett in Schwarz oder Purpur, das seit dem hohen Mittelalter die Häupter die Kirche bedeckt, ist neben dem Saturno, dem lässigen Sommerhut aus schwarzem Kaninchenfell, nicht nur in seiner Zeichenfunktion wirkungsvoll, sondern auch gesuchtes Mode-Accessoire, das zahlreiche Formen mit drei oder vier Hörnern und Bommel ausgebildet hat. Auch die Karmelitin Theresia von Ávila wird häufig in ihrer Rolle als Kirchenlehrerin nach universitärem Brauch mit Birett im spanischen Stil dargestellt.

Klerikalismus?

Die atemberaubende Sammlung des Unternehmers Dieter Philippi präsentiert in seinem neu eingerichteten Museum in Kirkel an der deutsch-französischen Grenze eine erstaunliche Fülle an religiösen Kopfbedeckungen. Darunter auch kunstvolle Kippot, kreisrund und wundervoll bestickt, sowie das zylindrischen Qob der äthiopischen Orthodoxie. Der Haubenconnaisseur aus dem Saarland beschreibt den Beginn seiner Leidenschaft folgendermaßen: Er sei in den Gassen Roms umhergegangen, habe zahlreiche Kirchen besucht und immer wieder die Auslagen der renommierten Schneidereien bestaunt, etwa bei der Manifattura Scalella oder Raniero Mancinelli: "Besonders aufgefallen ist mir ein Kardinalsbirett in schimmernder roter Seide mit Moiré-Effekt. Ich packte mir ein Herz, betrat das Geschäft und fragte, ob ich ein solches käuflich erwerben könne. Dem war so. Damit war der Grundstein gelegt."

Für private Sammlungen typisch stellt die ungeheure Fülle an Kopfschmuck, den der Unternehmer zusammengetragen hat, keine Zusammenstellung nach wissenschaftlicher Systematik da, sondern bringt eine launische und enthusiastische Kollektion zur Anschauung.

Reichen Allwetterjacken, gestopfte Wollsocken und Flanellhemden? Oder braucht es gelegentlich ein wenig Seide und Damast – und auch eine fröhliche Bommel?

Sicher, man kann sich bei der Bewunderung von Paramenten – von Antependien für Altäre, über Baldachine oder Pontifikalhandschuhe bis hin zu Mönchsgewändern mit weitärmeligen Kukullen – stets fragen, ob dies ein betuchter Ausdruck des Klerikalismus sei. Oder man kann sich fragen, warum gerade der dritte Teil von Francis Ford Coppolas The Godfather eine solche Gravitas entwickelte, oder warum einfach hinreißend elegante Messgewänder die kollektive Imagination gerade in Bezug auf das katholische Christentum so berauscht. Reichen Allwetterjacken, gestopfte Wollsocken und Flanellhemden? Oder braucht es gelegentlich ein wenig Seide und Damast – und auch eine fröhliche Bommel?

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