Wenn in christlichen Kreisen die Rede von der "Verbreitung" des Evangeliums ist, von seinem "Ankommen" bei "den" Menschen, wird dies meist als eine Frage der Kommunikation, der Reichweite und Sprachform gedacht. Vielleicht ist es jedoch eher eine Frage der Intensität, also dessen, was beim Zusammenwirken und Zusammenklingen einer Botschaft entsteht.
Es ist an der Zeit, von den "The medium is the message"-Dogmen der Nullerjahre Abschied zu nehmen und zurück zur Wucht der Message zu finden: also eine Intensität, eine Symbiose, zum Beispiel ein plötzliches, heftiges Erglänzen der Seele, wenn sie mit vielen taumelt; eine Kraft, die dem Zusammenwirken und Zusammenspiel entspringt.
Das meiste Licht auf Erden springt in Glasfaserkabeln hin und her. Ist das Glasfaserkabel – ähnlich den gigantischen, gleißenden Teppichen des Seegrases, die aus abertausenden kilometerlangen Fäden bestehen, eine organische, lichtatmende Fläche, dahin wogend auf den Gezeiten – ist das Glasfaserkabel die größte technische Installation der Welt? Eine Kathedrale, der Eiffelturm, das Burj Khalifa wirken wie Zwergbauten angesichts von 1,4 Millionen Kilometern dieser sogenannten Lichtwellenleitern, die aktuell allein in 552 Unterseeleitungen verlegt sind.
Und so springt das Licht rhizomatisch hin und her zwischen denen, die damit rechnen. Von einem Prozessor in einen Laptop, in eine Serverfarm, in eine Smartwatch, einen Kühlschrank, nur auf den letzten Metern überbrückt von einem Funknetz, macht das in Glasfasern geleitete, springende Licht die Rechner zu einer Heerschar, einer Gemeinde an verknüpften Instanzen. Sie machen uns alle zu besser informierten Menschen, sie ermöglichen die gewaltige Energie, die unsere heutigen Gesellschaften zu den schönsten Gesellschaften seit dem ersten Tag macht.
Das Prinzip des springenden Lichts ist nicht nur eine Brücke von A nach B, sondern eine alle Dinge verändernde Steigerung an Kraft überhaupt.
Was ist das Prinzip des springenden Lichts? Sicherlich nicht die primitive Vorstellung, die der spanische Journalist Joaquín Navarro-Valls (1936–2017), Leiter des Pressebüros der Vatikanstadt, hatte, als er 1994 die Einführung von E-Mails mit ihrer Bedeutung für die Evangelisierung begründete? Das Prinzip des springenden Lichts ist nicht nur eine Brücke von A nach B, sondern eine alle Dinge verändernde Steigerung an Kraft überhaupt.
"Sister Computer" und die Künstliche Intelligenz
Die Ordensschwester Mary Kennth Keller, Sisters of Charity of the Blessed Virgin Mary, (1913–1985) war vermutlich die erste promovierte Informatikerin der Welt, glaubt man den Recherchen des vatikanischen Observatoriums, eine Bildungseinrichtung des Heiligen Stuhls mit Sitz in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen. Neben ihrem Einfluss auf die Programmiersprache BASIC, wofür sie unter blassbebrillten Nerds bekannt ist, gewann eine Einsicht aus ihren Forschungen jüngst in der Auseinandersetzung mit Deep Learning und künstlicher Intelligenz wieder an Prominenz, obwohl man in den Sechzigerjahren, da sie an der University of Wisconsin promovierte, ihren Ansatz für rückständig abgetan hatte. "Sister Computer" hatte bereits damals erkannt, dass Rechner nicht nur Lösungen nach vorprogrammierten Regeln erreichen könnten, sondern in einem generativen Prozess, wie er heute zum Beispiel ChatGPT oder andere KI-Anwendungen möglich macht; und dass Generierung über viele Computer hinweg, in Teamwork zu bewältigen sei. Viele Computer, die durch Glasfasern sich miteinander austauschen können, können komplexere Aufgaben noch schneller bewältigen als isolierte Geräte. Ihre Wucht wird größer – nicht nur, weil Informationen von A nach B gelangen – sondern weil insgesamt im Zusammenspiel ihre Kraft zunimmt. Das Licht springt nicht um seinetwillen.