Amazing!Wie man dem deutschen Missmut mit einem amerikanischen Lächeln entgegentreten kann

Der Fisch fühlt sich nicht nass. Er bemerkt das Wasser überhaupt nicht, in dem er schwimmt; so sagt man zumindest. Für Kulturen und Gepflogenheiten gilt das jedenfalls ein gutes Stück weit und deshalb kann das Reisen einen so manches über die eigene kulturelle Suppe lehren, die einen ständig umgibt.

Frau und Mann mit USA-Flagge
Frau und Mann mit USA-Flagge © Foto von frank mckenna auf Unsplash

Diese Zeilen werden in den USA getippt, und trotz aller Mühe der Immigrations-Prozedur stellt sich jedes Mal bei der Ankunft ein spezifisches Gefühl ein: dass es hier ein wenig optimistischer, ein wenig netter, ein wenig lebensfroher zugeht als im fernen Deutschland. Dass alles etwas weiter ist, nicht nur landschaftlich. Die Freundlichkeit der Bedienung im Restaurant mag äußerlich erlernte Gewohnheit sein. Das fast übertriebene Sich-Entschuldigen, wenn jemand im Bus nur ein paar Zentimeter zu nahe an einem vorbei muss, mag leicht komisch wirken. Dennoch ist es unübersehbar: in Deutschland ist man durchwegs weniger freundlich, weniger höflich, lächelt weniger, hat offenbar schlechtere Laune.

Nur oberflächlich sei, so erwidert der Deutsche gern, das Amerikanische. Nur Mummenschanz, nur Fassade. Freilich stimmt auch das. Die Einladung, bei Gelegenheit doch gern einmal zu Besuch zu kommen, wenn man in der Gegend sei, ist natürlich nicht wörtlich zu verstehen. Die Tatsache, dass auf jede mögliche Idee oder Frage danach, was man arbeitet oder vorhat, mit superlativ-positiven Ausrufen reagiert wird, ist auch meist nur Konvention. Doch selbst, wenn es oberflächlich ist: ist eine unfreundliche Oberfläche denn besser? Oder garantiert der Missmut und die Einsilbigkeit, dass darunter ein Glutkern der wahren Herzenswärme sich verbirgt?

Der Deutsche kann sofort erklären und ein Dutzend Gründe anführen, warum etwas nicht funktioniert. Die Amerikaner fangen derweil einfach an. 

Wer wollen wir eigentlich sein?

"Wenn er sonst auch gar nichts mehr hat, eines hat der Deutsche immer noch: Bedenken", so soll Kurt Tucholsky gesagt haben. Dieser Satz scheint mir einen der markantesten Unterschiede zwischen amerikanischer und deutscher Mentalität zu beschreiben. Der Deutsche kann sofort erklären und ein Dutzend Gründe anführen, warum etwas nicht funktioniert. Die Amerikaner fangen derweil einfach an. Uns fehlt es an Unternehmergeist, Gestaltungsmut, Zukunftswillen und positiver Einstellung. Wenn ein US-Präsident von der "großartigsten Nation der Welt" spricht und die Flaggen der USA oder des Bundesstaats in Amerika allgegenwärtig sind, berührt uns das eher peinlich.

Uns in Deutschland scheint dagegen die Frage nicht ganz klar, wer wir eigentlich sein wollen. Und ob sich das überhaupt lohnt. Ob es uns braucht. Derweil gilt "Made in Germany" auf der ganzen Welt noch immer als Garant von Qualität und ganz allgemein hat jedes Land seine eigenen kulturellen Schätze, seine eigene Schönheit und seine ganz eigenen Stärken.

Weshalb dem deutschen Missmut nicht einfach öfter ein amerikanisches Lächeln oder ein rundherum positiv ermutigendes Wort entgegensetzen? 

Ein positives Wort verändert

Europa wirkt gealtert und kraftlos, wenn man aus anderen Ländern zurück in den alten Kontinent fliegt: besonders Deutschland. Wer meint, hier würden die Vereinigten Staaten glorifiziert, liegt falsch. Die sozialen Zerwürfnisse und die extreme Spaltung der Gesellschaft sind unübersehbar. Auch hier gibt es gewaltige Probleme. Das deutsche Manko an Herzlichkeit, Zuversicht und Lebensfreude wird aber im Vergleich dennoch deutlich. Tatsächlich braucht es dafür nicht einmal die USA. Ebenso kann man nach Afrika reisen, nach Südamerika, nach Israel oder nach Singapur: von überall dort zurück kommend könnte man die germanische Depression in der Luft spüren. So als sei von hier nicht mehr viel zu erwarten.

Doch weshalb dieses Spiel mitspielen? Schon mancher Italienurlauber hat sich von dort die Liebe zum Olivenöl mitgebracht. Weshalb dem deutschen Missmut nicht einfach öfter ein amerikanisches Lächeln oder ein rundherum positiv ermutigendes Wort entgegensetzen? Auf die Gefahr hin, dass das oberflächlich ist. Es wird etwas verändern, garantiert. Nur so als Tipp. You're welcome.

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