"Solche Geistliche braucht die Kirche, die die Menschen ansprechen können und selbst herzlich lachen können, danke!", "So einer bringt auch die Jugendlichen zur heiligen Messe!", "Wären alle so menschlich, würde ich wieder eintreten". Das sind nur drei von hunderten begeisterten Kommentaren, die sich unter den YouTube-Videos der letzten Jahre finden, in denen der Passauer Bischof Stefan Oster einen Osterwitz erzählt. Es sind Reaktionen, wie man sie sich in der aktuellen Situation der Kirche nur wünschen kann – und das allein dadurch, dass ein Bischof einen Spaß macht. Die oft als starr, verstaubt und unglaubwürdig wahrgenommene katholische Kirche erscheint lebendig und authentisch.
Das sogenannte Osterlachen ist tatsächlich eine kirchliche Tradition. Dass sie nicht erst gestern erfunden wurde, lässt sich an ihrem lateinisch überlieferten Namen risus paschalis ablesen. Sie stammt aus dem Mittelalter, als die Kirche nach und nach ihre zuvor ablehnende Haltung zu Humor und Komik änderte. Am Ende der österlichen Liturgie erzählt der Priester einen Witz, der der Freude über die Auferstehung Jesu Christi Ausdruck verleiht. Der Übergang von der verhaltenen Stimmung der Fastenzeit zum erlösten Osterjubel wird so greifbar.
In der letzten Zeit hat das Osterlachen an unterschiedlichen Orten eine kleine Karriere gemacht – von der kleinen Landgemeinde bis zur bekannten Münchner Pfarrei von Rainer Maria Schießler. Einen besonderen Höhepunkt stellte im deutschsprachigen Raum das vergangene Jahr dar: Der Witz von Bischof Oster ging viral und wurde 1,8 Millionen Mal auf YouTube geklickt. Entscheidend ist dabei wahrscheinlich weniger die konkrete Geschichte, die mit der Doppeldeutigkeit der Abkürzung von W.C. für Wasserklosett und Wald-Kapelle spielt, sondern wie der Passauer Oberhirte selbst immer wieder ins Stocken gerät und Tränen lacht. Zahlreiche Medien berichteten, der SPIEGEL titelte: "Der Lachanfall des Bischofs". Der Zuschauer erlebt, wie ein sonst fern wirkender Vertreter der Kirche von seinen Gefühlen mitgerissen wird und so echt und nahbar wirkt. Wer einen Witz erzählt, geht ein Wagnis ein und gibt ein Stück weit die Kontrolle ab. Damit verlässt der Zelebrant das sichere Geländer der Liturgie, denn er weiß vorher nicht, wie seine Erzählung ankommt und ob die Pointe funktioniert. Zugleich gibt er etwas von sich selbst preis, schließlich hat er den Witz ausgesucht und findet ihn offenkundig selbst lustig. Dadurch macht er sich verletzlich und angreifbar.
Weniger Heuchelei, mehr Demut
Hier scheint auf, warum die Wiederentdeckung dieser kleinen, aber feinen Tradition ein Segen für die katholische Kirche in Deutschland ist. Sie kann das Image einer mit dem erhobenen Zeigefinger auftretenden Institution aufbrechen und sich menschlich und unvollkommen zeigen. Wie wichtig es ist, sich nicht immer ernst zu nehmen, betont Stefan Oster im Interview mit COMMUNIO: "[D]ie heiligen Männer und Frauen waren sich immer sehr bewusst, dass sie selbst Sünder sind. Das führt dazu, dass man über sich selbst lachen und sich auch darüber freuen kann, dass einem vergeben wird. Im Christentum gibt es ja auch ziemlich viel Heuchelei: Wir tun so oft, als ob ... und der Humor kann uns helfen, weniger heuchlerisch und wirklich demütiger zu werden."
Auch wenn Dunkelheiten drohen, sind Christen sich sicher, dass diese nie so massiv werden können, dass sie das Licht des Lebens wegnehmen könnten. Wenn sich das in ihrem Alltag Bahn bricht, so war sich Franziskus sicher, kann die Kirche wieder neu in die Welt ausstrahlen und Menschen für sich begeistern.
Und nicht zuletzt erinnert das Osterlachen an den fundamentalen Zusammenhang von Glaube und Freude. Der gerade verstorbene Papst wurde nicht müde, auf diese enge Verbindung hinzuweisen. In seinem programmatischen ersten Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" stellte Franziskus die Freude in den Mittelpunkt. Es gebe Christen, "deren Lebensart wie eine Fastenzeit ohne Ostern erscheint" (EG 6). In seiner typischen markigen Sprache mahnt er darin an, dass "ein Verkünder des Evangeliums nicht ständig ein Gesicht wie bei einer Beerdigung haben" (EG 10) dürfe. Christen haben auf der Grundlage des "Tod, wo ist dein Stachel?" (1 Kor 15,55) eine andere Perspektive auf das Leben. Auch wenn Dunkelheiten drohen, sind sie sicher, dass diese nie so massiv werden können, dass sie das Licht des Lebens wegnehmen könnten. Wenn sich das in ihrem Alltag Bahn bricht, so war sich Franziskus sicher, kann die Kirche wieder neu in die Welt ausstrahlen und Menschen für sich begeistern. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Vermächtnis des Papstes weiterwirkt – in der kleinen Tradition des Osterlachens und darüber hinaus.