Etwas ökonomisches Denken würde der Kirche durchaus guttun, meint Justin Arickal. Die Kirchenbürokratie ist vielfach noch ineffizient, gleichzeitig ist die Kirche unter Druck, weil sie sich in einem epochalen Strukturwandel befindet. Die Expertise von Unternehmensberatungen kann dabei helfen, diese Veränderungsprozesse zu managen, findet der Theologe. Beratungsfirmen können auch helfen, eine langfristige Vision zu entwickeln. Doch es gibt da ein Problem: Während es sich bei großen Marken wie Apple oder Mercedes von selbst versteht, wofür sie stehen, scheint es der Kirche heute schwer zu fallen, zu formulieren, was ihr Alleinstellungsmerkmal ist. Justin Arickal meint: Das Wesen der Kirche liegt darin, das "Licht Christi" widerzuspiegeln. Wenn das nicht mehr klar ist, vernachlässigt sie ihr Kerngeschäft. Doch bei aller Sympathie für einen markttheoretischen Blick auf die Dinge ist es dem Theologen wichtig, zu betonen, dass Effizienzdenken und Optimierungslogik bei der Kirche an eine Grenze stoßen. Die Kirche als sakramentale Wirklichkeit lässt sich nicht anhand von Kennzahlen führen, ihr Wesen liegt jenseits der Zwecke. Arickal spricht von einer "Signatur des Paradoxen", das die normale ökonomische Logik durchkreuzt. "Im Loslassen steckt ein Gewinn", sagt Arickal, der früher als Manager gearbeitet hat, dann aber sein Leben mit vielen Annehmlichkeiten aufgegeben hat, um Theologie zu studieren: der "größte Luxus" seines Lebens. Wie das seine Perspektive verändert hat und warum ihm heute "zweckfreie Räume" so wichtig sind, erzählt er im Podcast zum aktuellen Heft von COMMUNIO: "Jenseits des Funktionalismus".