Der Papst: religiöse Autorität von 1,4 Milliarden Katholiken, einziger Religionsführer der Welt mit einem eigenen diplomatischen Dienst, moralische Autorität auch nicht für Nichtkatholiken. Der aktuelle Papst, Franziskus, ist in seiner eigenen Kirche umstritten. Franziskus ist als 2013 als Reformer angetreten – in der katholischen Kirche, die vielen als eine der konservativsten Institutionen überhaupt gilt. Doch hat er mehr verändert als den Stil der Amtsführung? Journalist und Kirchenkenner Lucas Wiegelmann meint: Das Vatikan-Papier zur Segnung Homosexueller ist eine echte Neuerung. Doch mit der übergroßen Mehrheit der afrikanischen Bischofskonferenzen scheint fast ein ganzer Kontinent dem Papst in der Frage die Gefolgschaft zu verweigern. Es droht ein massiver Verlust der päpstlichen Autorität. Ist die Welle des Widerstands gegen das Papier ein schlechtes Zeichen für Kirchenreformer hierzulande? Nicht unbedingt, sagt Wiegelmann: Wenn Rom es zulässt, dass die Ortskirchen in der Frage eigene Wege gehen, könnte sich auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ermutigt sehen, ohne Rücksicht auf die Zentrale einen eigenen Kurs zu verfolgen. Dabei ist der Zentralismus für Wiegelmann eigentlich die große Stärke der katholischen Kirche, Grund für ihre Langlebigkeit und Robustheit. Es zeigt sich: Auf dem Papier hat der Papst absolute Macht, doch in der Realität kann er seine Kirche nicht nach Gutdünken regieren. Zudem nutzt Franziskus nicht alle Gestaltungsmöglichkeiten, weil er dem Apparat misstraut und sich wenig für Organigramme interessiert. Hinzu kommt, dass Franziskus endgültige Entscheidungen meidet und sich oft nicht eindeutig äußert. Was für eine Persönlichkeit werden die Kardinäle beim nächsten Konklave zum Papst wählen?