Urlaub benediktinischAuch Ordensleute brauchen Auszeiten

Das Wort Urlaub findet sich in der Benediktsregel nicht. Dennoch lässt sich unter Verweis auf das Bemühen um das rechte Maß in allen Dingen herleiten, warum es manchmal geboten sein kann, dass auch Ordensleute aus dem Alltag ausscheren.

Mauritius Wilde
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"Müßiggang ist ein Feind der Seele", sagt Sankt Benedikt in seiner Regel (RB 48,1). Ist also an Urlaub für den Mönch gar nicht zu denken? Dass Mönche Urlaub haben, ist erst Brauch seit dem letzten Jahrhundert, in dem auch die Weltmenschen in größerer Zahl anfingen, Urlaub zu machen. Das ist schon der Tatsache geschuldet, dass heute Mönche zum Teil sehr komplexe Arbeiten verrichten müssen, die von Zeit zu Zeit eine Auszeit erfordern. Sollte nicht ein Mönch eigentlich immer in Kontemplation und Herzensruhe vertieft sein, so dass ein Urlaub nicht nötig ist? Man kann mit der Benediktsregel viel begründen, den Urlaub jedenfalls nicht. Er ist schon deshalb problematisch, weil wir das Kloster ja in der Regel nicht verlassen sollten.

In diesem Sinn könnte der Urlaub so ein Moment sein, in dem wir das leben, was im Alltag sonst zu kurz kommt. 

Was also, wenn ich den Urlaub dennoch brauche und ihn trotzdem im Sinn Benedikts gestalten will? Tatsächlich spricht auch der Ordensvater einmal von "freier Zeit", übrigens im selben Kapitel über die Handarbeit: "Deshalb sollen die Brüder sich beschäftigen, zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu anderen Stunden mit heiliger Lesung." Die Freizeit widmet der Ordensvater also im Wesentlichen dem Lesen, speziell dem Lesen der Bibel. Wir hören aus dieser Regel auch den typischen, guten, benediktinischen Rhythmus heraus: ora et labora (et lege). Denn für Benedikt soll alles im rechten Maß geschehen: ob es ums Essen oder Trinken geht, um das Arbeiten oder andere Dienste: Benedikt ist stets darum bemüht, dass es nicht zu viel wird und nicht zu wenig (vgl. z. B. RB 64,19).

In diesem Sinn könnte der Urlaub so ein Moment sein, in dem wir das leben, was im Alltag sonst zu kurz kommt. Wir könnten zu viel Kopfarbeit durch Körperliches ersetzen, zu viel schnelles Essen durch langsames, zu viele Kontakte durch mehr Alleinsein, zu viel Monotonie durch neue Erkundungen, zu viel unterwegs sein mit zuhause bleiben, zu viel Äußerlichkeit durch Zeit für das Innere. Ich vermute, dass hier jedem und jeder etwas einfällt, was als Ausgleich gut tut. Wenn wir es dann im Sinne Benedikts richtig machen, kommt auch der Moment wieder, in dem wir uns auf unseren Alltag freuen. Denn auch mit der Muße kann es einem ja einmal zu viel werden.

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