Einfach hingehenMessbesuch am Sonntag: Wiederholung tut gut

Soll ich am Sonntag in die Heilige Messe gehen oder nicht? Falsche Frage! Wer regelmäßig den Gottesdienst mitfeiert, wächst in das hinein, was dort gefeiert wird: Gottes Gnade wirkt – auch wenn nicht jede Liturgie perfekt ist.

Mauritius Wilde
© privat

"Dem Gottesdienst werde nichts vorgezogen", schreibt der heilige Benedikt in seiner Regel (RB 43,3). Dieser Satz bekommt seine Dringlichkeit für Mönche spätestens morgens um 4.30 Uhr (oder in manchen Klöstern etwas später), nämlich dann, wenn der Wecker klingelt und die Glocke zum Morgengebet ruft. "Soll ich aufstehen …? Oder soll ich vielleicht doch liegen bleiben? Geht es mir heute vielleicht nicht ganz so gut …?" Die Erfahrung der Mönche ist: Wenn wir diese Diskussion starten, haben wir bereits verloren. Es gibt nur eine Möglichkeit: nicht darüber diskutieren, sondern einfach aufstehen und hingehen.

Wie wäre es, wenn alle kämen? 

Das kam mir kürzlich bei der Debatte um den Besuch der Sonntagsmesse in den Sinn. Nun gibt es ja nur noch ganz wenige Kirchengebote, und diese werden praktisch nicht sanktioniert. Gründe, nicht am Sonntagsgottesdienst teilzunehmen, gibt es sehr viele, und natürlich auch berechtigte.  Aber vielleicht könnten wir die Sache einmal von der positiven Seite her ansehen: Wie wäre es, wenn sich tatsächlich alle an das Gebot halten würden? Kaum auszudenken! Manchmal spielen wir das auch im Kloster durch, weil auch dort – trotz unserer Gelübde – die Teilnehmerzahl nicht bei 100 Prozent liegt – aber doch um ein Vielfaches höher als die ca. 5 Prozent im deutschlandweiten Schnitt des Sonntagsbesuchs. Versuchen wir also, unsere Vorstellungskraft wirken zu lassen: Alte, Kinder, Berufstätige, Männer und Frauen (der verschiedensten Art), Verheiratete, Singles, Progressive, Konservative, Reformer und kirchenpolitisch Uninteressierte. Man stelle sich allein vor, was für einen Chor man zusammen bekäme, wie viel Musik-Talente. Es wären genug Ministranten da, Lektorinnen und Lektoren, Kommunionhelfer, Sakristane. Jeden Sonntag könnte man etwas Schönes auf die Beine stellen, auch nach dem Gottesdienst. Für viele ist ja die Begegnung hinterher mindestens so wichtig wie der Gottesdienst selbst. Man würde sich treffen, ratschen, feiern, sich bestärken und trösten, man würde sich sehen und miteinander reden und nicht übereinander, jede Woche.

Es kommt in erster Linie überhaupt nicht darauf an, wie gelungen die Predigt ist, ob mir die politische Ansicht des Priesters gefällt, wie lange die Messe dauert: Gott handelt, er handelt so oder so, auch an mir, auch an uns, aus reiner Gnade. 

Neulich durfte ich einen Kurs über den kontemplativen Aspekt der Eucharistiefeier geben. Der Aspekt, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am meisten fasziniert hat, war der alte dogmatische Grundsatz, dass jedes Sakrament seine heilende Wirkung ex opere operato hat, unabhängig von der Kondition des Spenders und des Empfängers. Wenn man das zum Sonntagsgebot noch einmal dazu denkt: Es kommt in erster Linie überhaupt nicht darauf an, wie gelungen die Predigt ist, ob mir die politische Ansicht des Priesters gefällt, wie lange die Messe dauert: Gott handelt, er handelt so oder so, auch an mir, auch an uns, aus reiner Gnade. Sein Angebot steht – und diesem Angebot entspricht das Gebot der Kirche.

Schließlich ist die Erfahrung der Mönche, dass Wiederholung guttut. Wenn ich den Gottesdienst regelmäßig besuche, muss nicht jeder einzelne für sich perfekt sein. Mit der Zeit, ja, mit den Jahren, wachse ich immer tiefer in das hinein, was da gefeiert wird. Die Wiederholung machts. Was gefeiert wird, wird mir immer lieber. Wie wäre es also, wenn wir am Wochenende nicht mit uns diskutieren würden, sondern einfach hingingen, und den Rest dem lieben Gott (und der Wiederholung) überließen?

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