Der heilige Laurentius ist bekannt mit dem Satz "Die Armen sind der Schatz der Kirche". Daran erinnert Papst Franziskus seit Amtsbeginn. Allein seine Namenswahl ermahnt, sich den Armen und Marginalisierten zuzuwenden. Franziskus selbst tut es in vielfacher Weise: nicht nur weist er in den Predigten immer wieder auf sie hin, er hat auch die Ausgaben des Vatikans für die Caritas drastisch erhöht. Für die Obdachlosen hat er am Petersplatz Einrichtungen geschaffen, in denen sie hygienische und medizinische Hilfe bekommen. Wenn mein Eindruck mich nicht täuscht, hat die Zahl der Armen und Obdachlosen um den Vatikan herum in den Jahren unter Franziskus zugenommen. Sie haben von seiner Liebe zu den Armen gehört. Sie sitzen am Straßenrand, haben ihre Zelte in den Kolonnaden oder wandern unter den Pilgern umher.
Der Papst gibt auch Tipps, wie man mit den Armen umgehen soll: Man soll auf jeden Fall etwas geben.
Natürlich entgeht einem nicht, dass sich unter den "Armen" sehr viele verschiedene Typen verbergen: da sind die, die in (zu) dramatischer Verkleidung um Aufmerksamkeit heischen; da sind die jungen Frauen oder auch solche, die zu Gruppen gehören und professionell betteln. Man sieht sie manchmal als Gruppe "nach der Arbeit" in den Bus steigen oder mit großen Autos davonfahren. Da sind die Alkoholiker. Da sind die, denen man ansieht, dass sie erst kürzlich das Leben auf der Straße begonnen haben. Und da sind die vielen, vielen wirklich Leidenden. "Egal!", würde Franziskus sagen. Die Tatsache, dass sie alle betteln, zeigt, dass da eine Armut ist, derer man sich nach dem Vorbild Jesu annehmen soll.
Papst Franziskus empfiehlt darüber hinaus, die Armen auch immer anzuschauen. Das versucht man normalerweise zu vermeiden, weil man befürchtet, dass man die Bettler nicht mehr losbekommt. Dabei ist "das Ansehen" eigentlich das, was sie am nötigsten haben.
Deshalb ist es in Rom hilfreich, immer ein kleines Budget von ein paar Münzen in der Tasche zu haben. Papst Franziskus empfiehlt darüber hinaus, die Armen auch immer anzuschauen. Das versucht man normalerweise zu vermeiden, weil man befürchtet, dass man die Bettler nicht mehr losbekommt. Dabei ist "das Ansehen" eigentlich das, was sie am nötigsten haben. Wenn man nichts zu geben hat, kann man den Armen wenigstens einen freundlichen Gruß oder ein gutes Wort schenken. So rät es jedenfalls der heilige Benedikt in seiner Regel dem Cellerar eines Klosters: Wenn der um etwas gefragt wird, das er nicht geben kann, soll er dem Bittenden wenigstens ein gutes Wort sagen.
Vor Gott sind wir alle arm
Mit der Zeit lernt man die Armen auch etwas kennen. Das ermöglicht, Lügengeschichten von echten Problemen zu unterscheiden. Ich habe einmal versucht, eine bettelnde junge Roma-Mutter zu überzeugen, sich legalisieren zu lassen. Sie war bereits vor ihrer Familie geflohen, weil sie dort Gewalt erfahren hatte. Am Ende wurde mir deutlich, dass sie die Freiheit der Straße dem bürgerlichen Leben vorzieht. Und sie sagte: Ich könnte Prostituierte sein oder Diebin, aber ich bevorzuge zu betteln. Ja, es ist nicht nur eine Frage der Umstände oder des Schicksals, es ist auch immer etwas freie Entscheidung dabei, wenn jemand auf der Straße lebt. Auch das gilt es, mit allen Konsequenzen, zu respektieren.
Die Armen auf den Straßen Roms erinnern daran, dass wir alle vor Gott arm sind. Letztlich verdanken wir ihm alles, was wir haben. Wir stehen genauso mit leeren Händen vor dem Herrn wie sie. Indem wir ihnen begegnen oder ihnen etwas geben, erlauben wir auch uns selbst, etwas von Gott zu erbitten, ja manchmal sogar zu erbetteln. Es ist tatsächlich ein Schatz, dass nicht nur Touristen, Kleriker und Einheimische die Straßen Roms besiedeln, sondern auch Arme.