Liturgiedesigner am WerkNotizen vom Katholikentag IV

Der freihändige Umgang mit der liturgischen Ordnung beim Abschlussgottesdienst sendet ein falsches Signal.

Abschlussgottesdienst des Erfurter Katholikentags
© Harald Oppitz/KNA

Abschlussgottesdienst des Katholikentags auf den Erfurter Domstufen. Hauptzelebrant ist Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der Gottesdienst enthält "klassische Elemente": Kyrie, Gloria und Agnus Dei werden auf Latein und Griechisch vom Chor gesungen; auch der vom Messbuch für den 9. Sonntag im Jahreskreis vorgesehene Kommuniongesang wird vom Chor als lateinische Motette vorgetragen.

Doch beim Ablauf der Messe, insbesondere im Wortgottesdienst, sind Liturgiedesigner am Werk. Der Friedensgruß, der in der römischen Liturgie vor der Kommunion vorgesehen ist, erfolgt in Erfurt zu Beginn der Messe, im Anschluss an das Allgemeine Schuldbekenntnis. Großes, allseitiges Händeschütteln auf dem Domplatz also, während der Chor das Kyrie singt. Die Predigt – vorgetragen als "Dialogpredigt" von Bätzing im Wechsel mit der Theologin Juliane Eckstein – wird nach der zweiten Lesung gehalten, nicht, wie eigentlich vorgesehen, nach dem Evangelium. Erst nach der Dialogpredigt folgen Halleluja-Ruf und Evangelium. Nach einem längeren Moderationstext, der den Zusammenhang zum Evangelium herstellt, geben verschiedene im sozialen Bereich tätige Personen Einblicke in ihre Arbeit. Jeder Sprecher erhält für seinen Vortrag freundlichen Applaus. Danach wird ein Lied gesungen. Das am Sonntag in der Liturgie vorgesehene Glaubensbekenntnis entfällt. Es folgen die Fürbitten, an die sich die Gabenprozession anschließt. Bis dahin sind mehr als 45 Minuten vergangen.

Die Feier wirkt mit all den verschiedenen Texten und Sprechern völlig überfrachtet. Das eigentliche Problem ist aber der unbekümmerte Umgang mit der liturgischen Ordnung bei einer derart prominenten Gelegenheit. 

Die Feier wirkt mit all den verschiedenen Texten und Sprechern völlig überfrachtet. Das eigentliche Problem ist aber der unbekümmerte Umgang mit der liturgischen Ordnung bei einer derart prominenten Gelegenheit. Die Planer werden sicher jede Umstellung und jede Veränderung theologisch gut begründen können. Aber selbst wenn man die Erfurter Sonderliturgie für gelungen hält: Hier wird ein falsches Signal gesendet.

Die Liturgie kommt von weit her und führt ins Weite; sie ist nicht das Werk der Beteiligten; sie ist unverfügbar und gibt gerade dadurch Heimat; sie ist die vertraute Sprache der Gottesverehrung. Und schließlich: Der Ordnung zu folgen, den Ritus Ritus sein zu lassen, ist die beste Form des "Qualitätsmanagements". Denn es liegt in der Natur der Sache, dass die allerwenigsten kreativen Adaptionen der Liturgie wirklich überzeugender sind als das Original. Es ist Aufgabe und Herausforderung genug, das Vorgegebene gut auszuführen.

"Haupt- und Ehrenamtliche", die sich jetzt vor Ort zu freihändigen Umgestaltungen der Heiligen Messe ermutigt fühlen, werden mit allem Recht auf die Feier in Erfurt verweisen können. Oder gilt hier etwa: Quod licet Iovi, non licet bovi?

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