Die kirchliche Statistik vermeldet nur 29 Priesterweihen für das Jahr 2024. Ein historischer Tiefstand. Könnte es sein, dass auch das innerkirchliche Klima dafür verantwortlich ist?

29 Priesterweihen gab es laut der gerade veröffentlichten kirchlichen Statistik 2024 in Deutschland. Die Zahlen sind schon lange rückläufig. Genauso wie die Zahl der Gläubigen. Wenn es weniger Katholiken gibt, "praktizierende" zumal, dann gibt es naturgemäß auch weniger Priester. Oder?

Durch Kirchenaustritte sowie mehr Todesfälle als Taufen sinkt die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland. 2024 waren es erstmals unter 20 Millionen. Außerdem ist der Anteil derjenigen, die am Sonntag den Gottesdienst besuchen, seit Jahrzehnten immer weiter zurückgegangen. In diesem Jahr ist er im Vergleich zum Vorjahr allerdings leicht gestiegen – auf 6,6 Prozent.

Doch erklärt sich die geringe Zahl der Neugeweihten – 2020 waren es noch fast doppelt so viele – tatsächlich nur aus der fortschreitenden Entkirchlichung? Nein, denn die Zahl der neuen Priester sinkt schneller als die Zahl der Kirchenmitglieder und der Gottesdienstteilnehmer.

Noch frappierender erscheinen die Zahlen, wenn man Deutschland mit manchen Nachbarländern vergleicht. In Österreich mit seinen 4,6 Millionen Katholiken gab es im vergangenen Jahr 20 Priesterweihen, im Jahr davor 31. In Frankreich wurden 2024 105 Männer zu Priestern geweiht.

Priester als Problem

Die Zahlen in Deutschland sind möglicherweise nicht nur der fortschreitenden Säkularisierung geschuldet. Könnte es sein, dass auch das innerkirchliche Klima in Deutschland eine Rolle spielt?

Wenn hierzulande von Priestern die Rede ist, dann geht es fast immer um Probleme: Das Priesteramt steht für "Klerikalismus" und "Machtmissbrauch". Bei der Suche nach den "systemischen Ursachen" für die Fälle von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche hatte man schnell die Spezifika des katholischen Amtsverständnisses ausgemacht. Seitdem die "ForuM-Studie" gezeigt hat, dass das Problem unter evangelischen Amtsträgern ähnlich verbreitet ist, ist diese Debatte deutlich leiser geworden.

Im Bistum Limburg wurde unlängst eine Frau zur "Priesterreferentin" ernannt. Das Bistum begründete das so:

"Die Schaffung der neuen Stelle geht auf Überlegungen zurück, die im Rahmen des MHG-Projektes des Bistums angestoßen wurden. Ausgehend von der durch die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Studie, die Ursachen und Muster sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland untersuchte, leitete das Bistum Limburg unter anderem Empfehlungen zur stärkeren Begleitung der Priester ab."

Auch hier erscheinen Priester als Problemfälle, als potenzielle Sexualstraftäter gar. Welcher junge Mann wird sich in einem solchen Klima allen Ernstes für diesen Beruf entscheiden?

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