Die Kirche sei wie ein Orchester, heißt es im Abschlussdokument der Synode, die in den letzten Wochen im Vatikan getagt hat. Doch nun legt der Dirigent den Taktstock beiseite und das Orchester soll weiterspielen. Kann das gut gehen?

"Die Wahrheit ist symphonisch", heißt ein Buch von Hans Urs von Balthasar, das Aspekte des christlichen Pluralismus näher bedenkt. Im Abschlussbericht der gerade in Rom zu Ende gegangenen Bischofssynode findet sich ein Bild für die Kirche, das ebenfalls aus dem Bereich der Musik stammt. Kirche sei ein Orchester! "Die Vielfalt der Instrumente ist notwendig, um die Schönheit und die Harmonie der Musik zum Leben zu erwecken, in der die Stimme eines jeden im Dienst der gemeinsamen Sendung ihre Eigenart bewahrt" (Art. 42).

Ein Orchester kann großartige Symphonien zum Klingen bringen. Voraussetzung nur, dass alle ihre Instrumente auf einen gemeinsamen Grundton gestimmt haben und das Vorzeichen des Werkes beachten. Die Aufführung gelingt, wenn alle aufeinander hören und ihren Part dann einbringen, wenn er gefragt ist. Klar kann es Dissonanzen geben, sie bereichern das Klangbild – aber es muss eine Perspektive geben, dass sie aufgelöst werden. Auch kann es Veränderungen in Tempo und Lautstärke geben, das fördert die Spannung – aber es bedarf eines Dirigenten. Was, wenn dieser den Taktstock beiseitelegt?

Das Ende soll der Anfang sein. Die Synode ist aus, es lebe die Synodalität. So will es der Papst.

Papst Franziskus hat entschieden, nicht zu entscheiden. Das Abschlussdokument, das die Arbeit des mehrjährigen synodalen Prozesses bündelt und als Entscheidungsvorlage für den Papst konzipiert war, erhält umgehend päpstliche Rückendeckung. So hat es der Papst bei der Abschlussansprache zugesichert. Der synodale Prozess und seine offenen Agenden erhalten damit ein pontifikales Gütesiegel, ohne dass Franziskus noch einmal sichtet und sondiert, um finale Punktsetzungen vorzunehmen. Das sei großartig, ja, eine Sensation, ist allseits zu hören. Ich zögere. Die Punktsetzung ist, dass es keine Punktsetzung gibt. Zumindest jetzt nicht. Das Ende soll der Anfang sein. Die Synode ist aus, es lebe die Synodalität. So will es der Papst.

Noch nie hat ein Papst nach einer Bischofssynode mit ihren vielstimmigen Voten kein postsynodales Schreiben verfasst. Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI., sie alle haben Synoden durch Punktsetzungen finalisiert. Jetzt bleiben Dissonanzen stehen, ohne dass bereits eine Auflösung in einem Schlussakkord in Sicht wäre. Man könnte sagen: Das ist eine Lektion für mehr Ambiguitätstoleranz in der Kirche, ein Appell, gemeinsam weiterzugehen, eine Ermutigung für eine synodale Kirche. Gewiss!

Definitiv ist hier nichts definitiv

Aber nehmen wir nur den Diakonat der Frau, der von den einen entschieden gefordert, von den anderen nicht minder entschieden abgelehnt wird. Die Frage sei "noch nicht reif", ließ Franziskus über Kardinal Fernandez ausrichten, nachdem er das Thema zunächst von der Synodenagenda gestrichen und in eine Studiengruppe delegiert hatte.

"Noch nicht reif"? Bereits zwei päpstlich eingesetzte Kommissionen haben alles, was historisch, liturgisch und theologisch beachtenswert ist, aufgearbeitet. Es hat in der Geschichte einen spezifisch weiblichen Diakonat gegeben, es könnte ihn auch heute geben. Schon während des Zweiten Vatikanischen Konzils hat Jean Daniélou vorgeschlagen, geweihte Diakoninnen nach dem Modell der Urkirche wiedereinzuführen. Das müsste die Einheit des Ordo von Diakonen-, Presbyter- und Bischofsamt nicht antasten. Der Papst könnte das entscheiden, aber er will offenbar nicht. Der Präfekt des Glaubensdikasteriums sekundiert ihm: Kein grünes Licht!  – um sogleich hinzuzusetzen, das bedeute keinen definitiven Schlussstrich. Definitiv ist hier nichts definitiv. Kein Nein – und kein Ja. Die Entscheidung wird auf weitere synodale Verständigungsprozesse verschoben. Wie lange, so fragt man sich, soll das Orchester hier noch ohne Dirigent weiterspielen?

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