Diakonia 3/2020

Heft 3/2020Stiften heißt säen!

Inhalt
1. Auflage 2020
Bestellnummer: Z060032
Erscheinungstermin PDF: 2020
Bestellnummer PDF: D100535

Bürgersinn ist der Kitt, der eine Gesellschaft von innen zusammenhält. Der durch die Corona-Pandemie bedingte Lockdown des öffentlichen Lebens hat ungeahnte Kräfte entfesselt, die man in den neoliberalen Gesellschaften des Westens nicht mehr für vital gehalten hätte. Allerorten erblühten vielfältige Formen des kreativen Tuns und der Solidarität. Auf Not wurde mit Eigeninitiative reagiert. Die Zivilgesellschaft sprang für den Staat ein, wo dieser an seine Leistungsgrenzen stieß. Denken wir nur an die private Organisation von Millionen Mund-Nase-Masken oder die unzähligen freiwilligen EinkaufshelferInnen. Wir alle wurden für mehrere Wochen zu Zeugen einer Kultur der bürgerschaftlichen Sorge und eines hoffnungsvollen Beginns einer sog. Crowd Culture, die die wirtschaftliche Entschleunigung auch dazu nutzte, den Kurs, auf dem sich unsere Gesellschaften befinden, auf seine Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit hin zu hinterfragen. Somit könnte man eigentlich davon sprechen, dass wir gegenwärtig eine Stunde der Stifter und der Stiftungsideen erleben: Stiften bedeutet, etwas anpacken zu wollen und etwas in die Zukunft zu tragen, von dem wir überzeugt sind, dass es wert ist, erhalten zu bleiben – oder mit dem Titel des vorliegenden Heftes gesprochen: Stiften heißt säen!

Gleichzeitig werden uns während der Corona-Krise aber auch die Schattenseiten von Stiftungen vor Augen geführt. So ist die Bill & Melinda Gates Foundation nach dem Ausstieg der USA aus der WHO der größte private Geldgeber dieser gemeinnützigen Organisation, die ohne private Mittel nicht mehr handlungsfähig ist. Oder denken wir an die Bertelsmann-Stiftung, die in Deutschland als wichtigster nichtstaatlicher Thinktank im Bildungswesen agiert und immer wieder die Agenda deutscher Bildungspolitik maßgeblich bestimmt. Wie steht es hier mit der Dominanz und Transparenz privater Akteure, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen, zugleich aber enorme Steuervorteile genießen? Diese beiden Beispiele werfen die grundsätzliche Frage auf, ob es sinnvoll ist, zentrale Bereiche der Daseinsvorsorge ganz oder teilweise aus der Hand des Staates zu geben. Es geht dabei letztlich um das Selbstverständnis unserer Gemeinwesen.

Das vorliegende Heft blendet diese diskussionswürdigen Seiten von Stiftungen nicht aus, zeigt aber auch zugleich an vielen Beispielen, dass Stiften Sinn stiftet, indem Stiftungen ihren Sozialraum mitgestalten, gute Ideen verwirklichen und Selbstwirksamkeit erfahrbar werden lassen. Probieren Sie es einfach mal selbst aus und werden Sie Stifter!

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