Diakonia 3/2022

Heft 3/2022Change! Frisches Denken in der Amtsfrage

Inhalt
1. Auflage 2022
Bestellnummer: Z060040
Erscheinungstermin PDF: 2022
Bestellnummer PDF: D100722

Im Februar dieses Jahres fand in Frankfurt die viel beachtete Synodalversammlung statt, die sich in einem ihrer vier Synodalforen intensiv mit dem Thema der »Priesterlichen Existenz heute« beschäftigte. Dabei wurden Fragen der Persönlichkeitsbildung und Professionalisierung ebenso diskutiert wie Maßnahmen zur Prävention von sexuellem Missbrauch in der Kirche sowie der Umgang mit Tätern und die Frage der mit dem Priesteramt derzeit zumindest überwiegend noch verbundenen Pflicht zur priesterlichen Ehelosigkeit. Im Rahmen der Synodalversammlung konnte das Thema der priesterlichen Existenz so offen und weitgehend ohne Denkverbote diskutiert werden, wie dies vor einem Jahrzehnt in der katholischen Kirche in Deutschland noch nicht möglich gewesen wäre.

Auffallend ist dabei: Die im Rahmen der Synodalversammlung behandelten Themenkomplexe wie beispielsweise die Professionalisierung des Personaleinsatzes, die Professionalisierung der Personalentwicklung und des Qualitätsmanagements sowie die Professionalisierung der Beziehung unter den pastoralen Berufsgruppen sind traditionell eher im Human Ressource Management als in der Theologie beheimatet. Natürlich haben diese in Frankfurt diskutierten Aspekte mit Blick auf die (Re-)Organisation der Kirche ihre (auch theologische) Dignität und Berechtigung. Aber sie sind durch Perspektiven zu ergänzen, die die Frage nach der Zukunft des Amtes in der Kirche in einem spezifisch theologischen Horizont stellen.

Hilfreich sind hier theologische Impulse, die wenige Monate zuvor im Rahmen der von Thomas Ruster organisierten Veranstaltung »Change! Fresh Thinking in the Question of Church Ministry« vorgetragen und diskutiert worden sind. Die Vorträge dieser Veranstaltung, die im August 2021 im Kontext der »European Academy of Religion« in Münster stattfand und zu der sich Theolog*innen aus Deutschland, Österreich und Ungarn zusammenfanden, werden in dieser Ausgabe der Diakonia dokumentiert. Ergänzt werden diese Vorträge durch drei weitere thematisch einordnende Beiträge von Julia Knop, Johannes Pock und Hans Waldenfels. Gemeinsam ist den Artikeln in diesem Heft: Sie laden dazu ein, Fragen zur Gestalt des Amtes in der Kirche sowie zur Zukunft des Weihesakraments ebenso offen zu durchdenken und zu diskutieren, wie dies zuletzt im Februar dieses Jahres in Frankfurt möglich war.

Über diese Ausgabe

Thema

  • Plus S. 152-159

    Gastliche AufnahmeEine Reinterpretation von Amt und Heiligkeit mit der Geste Melchisedeks

    Pandemische Krisen, ernst zu nehmende ökologische Herausforderungen, Migrationsbewegungen, die global die kulturellen und soziopolitischen Konstellationen verschieben; in den Kirchen außerdem Skandale um Missbrauch, steigende Austrittszahlen, Auseinandersetzungen um die Segnung homosexueller Paare und der lange Kampf um die Weihe bzw. das Priestertum der Frau.

  • Plus S. 167-174

    Der katholischen Kirche ist es wichtig, dass die Ordination ein Sakrament ist! Warum?

    Der Missbrauch von Priestern in der katholischen Kirche ist nur die Spitze eines Eisbergs, der Jahrhunderte, fast 2000 Jahre zurückreicht: im geistlichen und körperlichen Machtmissbrauch gegen diejenigen, für die man eigentlich heilend und befreiend aus der Perspektive des Evangeliums handeln sollte.

  • Plus S. 175-181

    Keine Vision, sondern praktizierte RealitätVerheiratete Priester in der katholischen Kirche

    Wie gut, dass sich mit Blick auf die Amtsfrage in der Bibel keine ideologischen Abhandlungen, sondern ganz praktische Überlegungen niederschlagen. Und wie gut, dass Papst Franziskus in seiner programmatischen Exhortatio »Evangelii gaudium« ganz im Sinn eines solchen biblischen Pragmatismus allein 27 mal den Begriff »konkret« verwendet und immer wieder darauf hinweist, dass es ihm nicht zunächst um abstrakte Prinzipien, sondern um ganz konkrete Lebenswirklichkeiten geht.

  • Plus S. 182-188

    Gewaltenteilung in der KircheEin Vorschlag für eine neue Gestalt des kirchlichen Amtes, der ohne Weiteres umgesetzt werden kann

    Der Reformprozess in der katholischen Kirche kommt nicht voran, weil man nicht so weit geht, die Gestalt des kirchlichen Amtes und die diese tragende Theologie in Frage zu stellen. Solange Bischöfe und Priester in einer Person das Amt der Leitung, der Heiligung und der Lehre innehaben, kann es keine Gewaltenteilung in der Kirche geben. In aller Freiheit kann eine neue Theologie des Amtes entwickelt werden, aus der sich eine neue Gestalt und Praxis ergeben wird.

  • Plus S. 189-197

    Die weit geöffnete Tür des PfarrberufsEine lutherische Antwort auf die Herausforderungen des kontextbezogenen kirchlichen Dienstes in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn

    Für die Pfarrausbildung der in der Diaspora-Situation wirkenden Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn bedeutete in den letzten Jahren die Nachwuchsfrage eine der größten Herausforderungen. Die Herausforderung zeigt sich hier in erster Linie nicht auf administrativer, sondern vielmehr auf pastoraltheologischer Ebene. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie die Kirche auf die kontextuellen Fragen des Pfarrberufs reagieren kann und welche praktischen Lösungen sie anstrebt, um die pastorale Versorgung sicherzustellen. Die Frage wird anhand der Ausweitung des theologischen Ausbildungsprogramms für evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer in Ungarn mit Rücksicht auf die reformatorische Tradition des Pfarrberufs und auf die wichtigsten theologischen Lehren untersucht.

  • Plus S. 198-204

    "Frauen ins Amt!"Doch mit welchen Argumenten?

    Unter dem Titel »Frauen ins Amt!« (Freiburg 2022) veröffentlichte die Benediktinerin Philippa Rath zusammen mit dem Würzburger Studentenpfarrer Burkhard Hose ein Buch, in dem über 100 Bischöfe, zum Teil renommierte Theologen und im kirchlichen Dienst oder sonst wie tätige Männer für Frauen im Amt werben. Der Band ist leider in seinen Argumentationen in mehrfacher Hinsicht enttäuschend.

  • Plus S. 205-207

    Beziehungsstark, postklerikal, gastlichDas sakramentale Amt neu denken und anders leben

    Priesterinnen sind keine Lösung – Priester auch nicht. Dieser Satz, mit dem Judith Müller ihren Beitrag in diesem Heft überschreibt, bleibt im Gedächtnis. Er bündelt, was dogmatisch, kirchenrechtlich und pastoraltheologisch, spirituell und ekklesial ineinander verwoben, geradezu verknotet ist: In der überkommenen Theologie des sakramentalen Amtes kommen theologische Konzepte und kirchliche Praktiken zusammen, die höchst unterschiedlichen Zeiten, Frage- und Problemkontexten entstammen und diverse Logiken und Kontexte voraussetzen (Ruster). Was bedeutet und wozu beauftragt die sakramentale Ordination – und in welchem Verhältnis steht das Amtspriestertum zur priesterlichen Würde aller Getauften?

  • Plus S. 208-211

    Die Amtsfrage in der DauerschleifeMacht und Leitung, Dienst und Gnade

    Seit Jahrzehnten gibt es in der Frage nach einer Weiterentwicklung des kirchlichen Amtes viele Überlegungen auf Seiten der Theologie und wenig Bewegung auf Seiten der Entscheidungsträger (was hier nicht gegendert werden muss). Die Beiträge dieses Diakonia-Heftes zeigen viele der bekannten Argumente auf. Im Folgenden möchte ich einige Aspekte ergänzen bzw. auch bestärken.

Aus dem Fuchsbau