Diakonia 4/2024

Heft 4/2024der die das Fremde

Inhalt
1. Auflage 2024
Bestellnummer: Z060050
Erscheinungstermin PDF: 2024
Bestellnummer PDF: D103449

Grammatikalisch kommt der Begriff »Fremde« in allen drei Genera vor: als »der Fremde«, »die Fremde« und »das Fremde«. Ähnlich vielfältig verhält es sich mit der Fremdheitserfahrung sowie der Auseinandersetzung mit dem Fremden, die in diesem Heft der Diakonia thematisiert werden. Es geht letztlich um intrapersonale und interpersonale Phänomene und Beziehungen, die sich in ganz verschiedenen Feldern des menschlichen Zusammenlebens und damit auch der Pastoral realisieren. Die Beiträge in diesem Heft fokussieren dabei »der die das Fremde« in der spezifischen Beziehung zu anderen Religionen, zu Menschen mit einem Migrationshintergrund, zu deren Beheimatung in Muttersprachlichen Gemeinden und in der pastoralen Praxis weltkirchlicher Priester, die in Deutschland tätig sind.

Mit Blick auf die verschiedenen Perspektiven zeigt sich: der, die oder das Fremde stellt für alle Beteiligte eine interkulturelle beziehungsweise interreligiöse Herausforderung dar und erfordert die Bereitschaft, sich nicht ängstlich an liebgewonnene Wahrheiten zu klammern oder die eigene Existenz unzweifelhaft zu definieren. Stattdessen ermutigt die Auseinandersetzung mit Fremdheitserfahrungen alle Beteiligten dazu, liebgewonnene Selbstverständlichkeiten hinter sich zu lassen und sich für das Neue zu öffnen. Hilfreich ist dabei die Erfahrung, dass eine fluide Identität keine Bedrohung ist, sondern mit Blick auf die eigene Persönlichkeit die Entwicklung und Weitung der eigenen Existenz ermöglicht.

Die Auseinandersetzung mit dem Fremden realisiert sich letztlich in den verschiedenen Formen des Dialogs, zu denen schon Papst Paul VI. in der für sein Pontifikat programmatischen Enzyklika »Ecclesiam suam« vom 6. August 1964 eingeladen hat. Die Reflexion, wie solche Dialoge konkret gestaltet werden können, ist heute nicht zuletzt auch durch postkoloniale Diskurse ebenso geprägt wie durch Diskurse zur Interkulturalität und Impulse der Komparativen Theologie. Sie befreien die Diskursteilnehmer*innen vom Ballast eines statischen und allzu sperrigen abstrakten Wahrheitsverständnisses, laden ein zu einer Kultur der Gastfreundschaft und ermutigen dazu, sich selbst als Gast zu erleben. Dadurch ermöglichen sie eine Weitung der eigenen Identität durch die Begegnung mit dem Fremden.