Kinder verwenden eine sehr verletzende SpracheEin Experte gibt Rat

Eine Frage aus der Schulkindbetreuung.

„Immer wieder erleben wir, dass die Kinder eine sehr verletzende Sprache verwenden, auch uns Fachkräften gegenüber, z. B. ‚F**k dich!‘ Wie gehe ich damit um?“

Mira Demir, pädagogische Fachkraft im Hort

ANTWORT DES EXPERTEN:

Niemand fühlt sich gern erniedrigt und der Impuls, sofort sehr deutlich zu reagieren scheint allzu menschlich. Doch bedenken Sie bitte, dass Sie weder die Beweggründe kennen, die Kinder zu solchen Aussagen bringen, noch wissen Sie, ob die Kinder sich der Wirkung bzw. der Bedeutung ihrer Wortwahl wirklich bewusst sind. Ihre Haltung muss klar gegen eine gewalttätige und verletzende Sprache sein und diese gilt es, den Kindern vorzuleben und im Bedarfsfall auch einzufordern. Bspw. durch eine persönliche Aussage mit klarer Haltung und Begründung: „Ich möchte nicht, dass du mich so ansprichst, das verletzt mich.“ Stellen Sie sich zuerst die Frage, ob und wie sehr Sie sich von dieser Aussage „triggern“ lassen, was sie in Ihnen auslöst und welche Emotionen Sie empfinden. Nur wenn Sie sich selbst kontrollieren, können Sie auch die Situation kontrollieren. Als Erstreaktion offensiv zu reagieren, das Kind zu maßregeln und vielleicht sogar Strafen anzudrohen, scheint hier kein guter Ratschlag zu sein. Sie würden unweigerlich in eine Art Kampfsituation geraten, die Sie schon vor Beginn verloren haben. Zeigen Sie eine Haltung der Offenheit und der Neugierde. Die Aussage „Nicht ärgern, nur wundern“, ist hier ein guter Ansatz. Beim Ärgern begeben Sie sich in eine Haltung, um den „Angriff “ abzuwehren. Wir wissen jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht viel über die Beweggründe der vermeintlich verletzenden Aussage. Auch nonverbales Verhalten, z. B. die Hände in die Hüften stemmen oder gar den Zeigefinger heben, bilden keine angenehme Atmosphäre, um ein unangenehmes Thema zu bearbeiten. Eine offene und staunende, überraschte und neugierige pädagogische Fachkraft findet hier einen besseren Gesprächseinstieg. Führen Sie ein Gespräch mit vielen offenen Fragen, die Verwunderung und Interesse ausdrücken. Damit behalten Sie das Gespräch in Ihrer Hand und unterstützen das Kind, sich mit Sprache wirklich zu beschäftigen. Zudem können Sie das Thema mit der ganzen Gruppe am Folgetag behandeln. Fragen Sie die Kinder z. B.:

  • Was ist für euch Gewalt?
  • Wann fängt für euch Gewalt an?
  • Gibt es gute Gewalt?
  • Gibt es Gewalt in der Sprache?
  • Wie wollen wir miteinander umgehen?

Natürlich sind hier zudem die Eltern wichtige Ansprechpersonen. Unachtsame Sprache im Familienalltag kann sich auch bei ansonsten reflektierten Eltern einschleichen und die Kinder zum Nachahmen anregen. Vor dem Gespräch mit den Eltern ist es jedoch ratsam, zuerst mit dem Kind zu sprechen. Sollte sich die Sprache des Kindes in eine achtsamere Richtung entwickeln, können Sie auf ein Elterngespräch verzichten. Wichtig ist in jedem Fall, das Elterngespräch nicht als Drohung zu verkaufen, Sie laufen ansonsten Gefahr, die Beziehung zum Kind nachhaltig zu verschlechtern.

Die Entdeckungskiste im Abo

  • 6 Ausgaben pro Jahr
  • Impulse für die Umsetzung der frühkindlichen Bildungspläne für Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren
  • Leicht umsetzbare und aktuelle Praxisideen
  • Pädagogisch fundiert und erprobt – von Fachkräften aus der Praxis für die Praxis
  • Kostenlose digitale Zusatzmaterialien wie Kopiervorlagen, Bild- und Fotokarten, Checklisten u.v.m.
Jetzt testen