Bewegungs­geschichten im Kindergarten

Geschichten und Imaginationen spielen im Alltag von Kindern eine große Rolle. Sie regen die Fantasie an und öffnen neue Erfahrungsräume. Was liegt näher, als tiefer in die Geschichte einzusteigen und sie physisch erfahrbar zu machen?

Bewegungsgeschichten im Kindergarten
© iStock, evgenyatamanenko

„Wir gehen (heut‘) auf Bärenjagd. Wir fangen einen ganz großen.“ In der bekannten Bewegungsgeschichte nach dem gleichnamigen Bilderbuch „Wir gehen auf Bärenjagd“ von Michael Rosen werden Kinder zu mutigen Bärenjägern, die auf ihrer Suche durch dichte Wälder stolpern, durch Schneestürme stapfen, durch breite Flüsse waten, durch hohe Wiesen streifen usw. Doch, wenn sie den Bären endlich finden, nehmen sie die Beine schnell in die Hand und laufen geschwind wieder zurück nach Hause – und zwar wieder durch Wälder, Schneestürme, Flüsse, Wiesen usw.

Bewegungsgeschichten in Kitas und Schulkindbetreuung ermöglichen einen neuen Zugang zu Texten und holen auch aktive Kinder ab.

Bewegungsgeschichten unterstützen und fördern …

… die Konzentration. Gerade für junge Kinder ist es oft schwer, beim passiven Zuhören über einen längeren Zeitraum am Ball zu bleiben. Eine Bewegungsgeschichte fesselt die Aufmerksamkeit nachhaltiger, denn die Kinder wollen ja ihren Einsatz nicht verpassen.

… die Vorstellungskraft. Wie sieht der Löwe aus, wenn er brüllt? Wie stampft ein Räuber durch den Wald? Durch Mitmachen und Nachspielen interpretieren Kinder die Aktionen auf ihre ganz eigene Weise.

… die Sprache. Die Verknüpfung von Worten und Bewegungen erweitert den Wortschatz. Gleichzeitig nehmen die Kinder auch feine Unterschiede zwischen einzelnen Wörtern wahr, um die richtige Bewegung auszuwählen.

… die Bewegung. Mitmachgeschichten unterstützen den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder.

… die Empathie. Die Kinder versetzen sich aktiv in Charaktere hinein und spielen Gefühle nach.

Zwei tierische Bewegungsgeschichten

Sie benötigen einen ausreichend großen Raum mit viel freier Fläche, am besten den Bewegungsraum Ihrer Kita. Bereiten Sie den Raum entsprechend der Geschichten vor. Die Geschichten eignen sich für eine Gruppe in der Größe von vier bis max. acht Kindern, die zwischen drei und acht Jahre alt sind. Eignen Sie sich die Geschichten im Vorfeld an, sodass Sie diese frei erzählen können. Machen Sie den Kindern die Bewegungen mit Lust und Freude vor. Sie sind das Bewegungsvorbild für sie!

Zu Besuch bei den Wiesentieren

Vorbereitend pflücken Sie auf einer Wiese lange Gräser entsprechend der Anzahl der Kinder. Klären Sie zuvor mit dem Eigentümer der Wiese oder mit der Kommune, ob Sie hier pflücken dürfen. Legen Sie im Bewegungsraum zudem Sitzkissen in einem Kreis aus. Nun kann es losgehen. Empfangen und begrüßen Sie die Kinder bereits an der Tür zum (Bewegungs-)Raum: „Herzlich willkommen (Name des Kindes)! Wir besuchen heute die Wiesentiere. Nimm bitte schon einmal im Kreis Platz“. Geben Sie jedem Kind einen Wiesengrashalm in die Hand. Sind alle Kinder da, kann die Geschichte beginnen.

„Heute besuchen wir die Wiesentiere! Sie haben uns eine Einladung geschickt. Ihr haltet sie in den Händen. Schnuppert mal an eurem Wiesengras (an den Halmen schnuppern)! Mmh, das duftet. Wir machen uns gleich auf den Weg. Doch zuerst winken wir den Wiesentieren mit den Grashalmen zu. Wir winken ihnen im Sitzen und im Stehen zu (die Halme weit über den Kopf nach oben halten, sich dabei strecken und von links nach rechts wiegen; erst im Sitzen, dann im Stehen). Nun legt ihr eure Grashalme auf eurem Sitzkissen ab. Um zur Wiese zu gelangen, überqueren wir im Eiltempo die Straße (durch den Raum rennen) und stampfen über ein Stoppelfeld (mit großen Storchenschritten durch den Raum gehen). Nun sind wir an der Wiese angekommen. Wir spüren die warme Sommersonne auf der Haut (stehen bleiben und einen Moment innehalten) und ziehen unsere Schuhe sowie Socken aus (Schuhe und Socken ausziehen). Barfuß und auf leisen Sohlen schleichen wir dann durch das meterhohe Gras (leicht geduckt durch den Raum gehen und mit den Armen das Gras „wegschieben“). Gleich haben wir es geschafft! Endlich sind wir angekommen (sich auf den Boden plumpsen lassen). Biene, Grashüpfer, Schnecke und Schmetterling warten schon auf uns. Zur Begrüßung fassen wir uns alle an den Händen und tanzen im Kreis (sich an den Händen fassen, einen Kreis bilden und sich im Hopserlauf ein paarmal im Kreis bewegen). Jetzt tanzen wir so wie die Wiesentiere. Die Schnecke beginnt. Sie kriecht auf dem Boden von Stein zu Stein. Manchmal streckt sie ihre Fühler weit nach vorn (sich bäuchlings über den Boden bewegen und die Arme ab und zu weit nach vorn ausstrecken). Nun ist die Biene an der Reihe. Sie zeigt uns ihren Schwänzeltanz! Sie hopst einen Halbkreis und wackelt dann mehrmals mit dem Po (einen Halbkreis laufen, leicht in die Hocke gehen, den Po hinausstrecken und ihn mehrmals von links nach rechts schwingen). Puh! Die Wiesentiere und wir brauchen nach so viel Tanz eine kleine Pause. Deshalb legen wir uns hin und betrachten die Wolken am Himmel (sich rücklings auf den Boden legen und für eine Weile nach oben blicken). Frisch gestärkt tanzen wir nun weiter (wieder aufstehen). Seht, der Grashüpfer trippelt schon nervös mit seinen sechs Beinen (schnell trippeln), bis er endlich schwungvoll und in großem Bogen von Halm zu Halm hüpft (in die Hocke gehen und mehrmals so weit wie möglich durch den Raum hüpfen). Jetzt ist noch der Schmetterling an der Reihe. Er breitet langsam seine bunten Flügel aus und fliegt sanft von Blume zu Blume (die Arme parallel zur Seite ausstrecken, hoch- und hinunterschwingen und sich dabei hopsend durch den Raum bewegen). Schaut mal an den Himmel! Die Sonne geht schon unter. Es ist Zeit, den Wiesentieren Tschüss zu sagen und die Wiese zu verlassen. Wir stampfen wieder über das Stoppelfeld (mit großen Storchenschritten durch den Raum gehen) und überqueren im Eiltempo die Straße (durch den Raum rennen). Nun sind wir wieder zu Hause (im Kreis Platz nehmen). Wir winken den Wiesentieren zum Abschied zu (die Halme in die Hand nehmen und weit über den Kopf nach oben halten, sich dabei strecken und von links nach rechts wiegen). Tschüss, liebe Wiesentiere! Wir hatten viel Freude mit euch und kommen euch bald wieder besuchen (in die Hände klatschen).

Im Zauberwald

Wir gehen in den Zauberwald hinein (auf der Stelle gehen),
die Bäume sind so groß und fein (Arme hochstrecken).
Ein Eichhörnchen hüpft von Ast zu Ast (auf der Stelle hüpfen),
es ist flink und hat keine Rast (in die Hocke auf den Boden gehen und die Knie umarmen).
Der Wind weht durch die Blätter sacht (Arme wie Zweige im Wind bewegen),
hört ihr, wie der Wald erwacht (mit der Hand am Ohr horchen)?
Ein Bär tappst schwer durch das Gebüsch (mit schweren Schritten auf der Stelle stapfen),
er sucht nach Honig, oh wie frisch (mit der Nase Luft schnuppern)!
Jetzt kommt ein Reh ganz leise her (vorsichtig auf Zehenspitzen gehen),
es schaut sich um, von hier nach dort (Kopf in alle Richtungen drehen).
Ein Vogel fliegt hoch in der Luft (die Arme wie Flügel bewegen),
er singt ein Lied, wie wunderschön (mit den Händen einen Schnabel formen)!
Nun regnet es, wir werden nass (mit den Fingerspitzen einer Hand auf den anderem Arm stupsen und so Regentropfen imitieren),
schnell unter einen Pilz, das macht Spaß (in die Hocke gehen, Hände über den Kopf halten)!
Die Sonne scheint, der Regen geht (langsam aufstehen, Arme ausbreiten),
der Zauberwald in Farben steht.
Wir winken allen Tieren zu (winken)
und gehen nach Haus in einem Nu (auf der Stelle gehen).

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