Wie ein Schwamm
Viele tun sich mit dem Gedanken schwer, dass Jesus unsere Sünden sühnen muss. Manche verbinden das auch mit Strafe: Gott hat seinen Sohn an unserer Stelle für unsere Sünden bestraft. Doch was ist das für ein Gottesbild? Daher ist es wichtig, dass wir genau hinschauen, was Paulus hier schreibt. Im Griechischen steht: „hilasterion“. Es ist der Deckel der Bundeslade, der jedes Jahr mit Blut gereinigt werden muss, damit die Israeliten wieder Zugang zu Gott bekommen. Der Neutestamentler Klaus Berger hat Römer 3,25 so übersetzt: „Gott hat Jesus zum Ort der Sühne (hilasterion) gemacht mit seinem Blut, und wir haben Zugang dazu durch den Glauben.“ Jesus wird also mit dem Deckel der Bundeslade verglichen. Es ist klar, dass Paulus hier in Bildern spricht. Doch was meint dieses Bild? Der Deckel der Bundeslade ist der heiligste Ort Israels. Der heiligste und reinste Ort in Israel zieht alle Sündenschuld des Volkes an sich. Klaus Berger vergleicht das mit einem Magnet, der „alles Metall anzieht, das gegenläufig gepolt ist“. So zieht Jesu als der von Sünden reine Mensch alle Schuld der Menschen an sich. „Weil Jesus heilig und gerecht war und ohne eigene Schuld, konnte er grenzenlos die Schuld aller anderen in sich aufsaugen wie ein Schwamm. Und wie der Schwamm ausgedrückt wird, so wurde alle Sündenschuld durch Jesu Tod entsorgt.“
Heilsame Bilder
Bei allen Aussagen des hl. Paulus über die Erlösung müssen wir uns immer der Bildhaftigkeit seiner Sprache bewusst sein. Dann ist auch das Wort über die Sühne eine heilsame Aussage. Sie sagt uns: Wir haben uns durch unsere Sünden Gott gegenüber verschlossen. Wir waren in uns selbst eingeschlossen. Die Worte Gottes sind nicht mehr durchgedrungen durch die Verkrustungen unseres Herzens. Durch sein Blut, das Ausdruck seiner Liebe bis zur Vollendung des Todes ist, hat Jesus unsere verschlossenen Herzen wieder geöffnet. Wir wurden wieder fähig, uns für Gott zu öffnen. Wir sind wieder kultfähig geworden, wie Paulus das in Röm 3,25 ausdrückt. Wir bekamen wieder Mut, uns vor Gott zu stellen und uns seiner Liebe zu öffnen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Die Liebe, die im Tod Jesu stärker war als alle Sünde der Welt, ermöglicht uns, Gottes heilende Liebe zu erfahren. Der Glaube an das Geheimnis der Liebe, mit der Jesus im Tod die Sünde besiegt hat, verschafft uns wieder Zugang zu Gott. Und darin besteht die Erlösung.