Ich leide unter Zwangsgedanken. Wenn ich zur Kommunion gehe, denke ich, dass ich die Kommunion entheilige, weil ich gar nicht daran glaube. Wenn ich meine Kinder segne, kommen Gedanken hoch, der Satan könnte den Segen für sich missbrauchen. Rational weiß ich, dass das Unsinn ist. Trotzdem kommen die Gedanken in mir hoch. Wie soll ich damit umgehen?
Kämpfen Sie nicht gegen die Gedanken. Und verurteilen Sie sich nicht dafür, dass sie in Ihnen auftauchen. Es gibt zwei Wege, damit umzugehen. Der erste Weg betrachtet die Ursachen: Vermutlich haben Sie ein zu hohes Idealbild von sich, dass Sie nur fromm und nur gut sein wollen. Da wäre es gut, sich selbst auch mit seinen Schattenseiten zu umarmen. Wenn ich das Gute und das Böse in mir umarme, verliert das Böse seine Macht. Es wird durch die Liebe gleichsam aufgelöst. Aber ich muss akzeptieren, dass in mir nicht nur heilige Gedanken sind. Der zweite Weg ist spielerischer: Sie schauen die Gedanken an und lassen sie einfach weiterziehen. Sie beachten sie gar nicht. Auch die schauerlichsten Gedanken dürfen auftauchen. Sie schauen sie an, aber sie geben ihnen keine Macht. Sie können die Gedanken auch Gott hinhalten und sagen: „Lieber Gott, Du siehst, welch komische Gedanken da in mir auftauchen. Durchdringe Du sie mit Deinem Licht. Dann haben sie keine Chance in mir.“ Vor allem aber: Haben Sie keine Angst vor den Gedanken. Sie sind nicht verantwortlich für die Gedanken, die in Ihnen auftauchen, sondern nur dafür, wie Sie mit ihnen umgehen.
Ich habe jahrelang Therapie gemacht. Ich weiß, was die Ursache meiner Probleme ist. Und ich habe viel über mich erfahren. Aber es geht mir trotzdem noch nicht gut. Ich komme nicht weiter. Ich sehne mich nach Heilung. Gibt es spirituelle Wege, die mir auf dem Weg der Heilung helfen könnten?
Es ist gut, dass Sie eine Therapie gemacht haben. Da haben Sie Ihre Verletzungen kennengelernt. Aber das Wissen allein heilt nicht. Weder der Therapeut, noch der Seelsorger vermag zu heilen. Die Heilung ist Gottes Sache. Halten Sie alles, was Sie in der Therapie erkannt haben, im Gebet Gott hin und stellen Sie sich vor, dass Gottes Liebe und Gottes heilender Geist in diese Wunden, in diese empfindlichen Stellen, in diese Ohnmacht, in diese Schwäche, in diese neurotischen Muster einströmt und alles von innen her verwandelt und heilt. Natürlich werden Sie nach einmaligen Beten keine Heilung feststellen. Aber vertrauen Sie darauf, dass sich nach und nach etwas wandelt in Ihnen. Zumindest hören Sie den vergeblichen Kampf auf, dass Sie Ihre Empfindlichkeit total überwinden müssen. Ihre Wunden dürfen sein. Aber sie verlieren ihren nagenden Schmerz, wenn Gottes Liebe darin einströmt.