Beschenkt werden
Während der Corona-Krise haben wir erlebt, dass in manchen Kreisen eine neue Solidarität entstanden ist. Jüngere Menschen haben für ihre älteren Nachbarn eingekauft. Ministrantinnen und Ministranten haben bei Tafeln mit gearbeitet, weil die zumeist älteren Leute, die ehrenamtlich dort geholfen haben, das nicht mehr konnten oder durften. Die Menschen, die anderen geholfen haben, haben darunter nicht gestöhnt. Vielmehr haben sie erfahren, dass sie selbst durch das Helfen beschenkt werden. Sie wurden beschenkt mit der Dankbarkeit der alten Menschen oder mit der Dankbarkeit der ärmeren Menschen, die auf die Tafeln angewiesen sind. Sie haben neue Erfahrungen gemacht. Ihr Horizont hat sich erweitert. Das haben sie als bereichernd erlebt.
Zum Segen werden
Wir helfen dem anderen nicht, um selbst davon etwas zu bekommen. Vielmehr lassen wir uns auf den ein, der Hilfe braucht. Aber indem wir uns auf ihn einlassen, dürfen wir neue Erfahrungen machen. Es entsteht eine Begegnung, die auch uns verwandelt. Wir spüren, dass unser Leben einen Sinn hat. Wir leben nicht nur, um uns wohl zu fühlen. Wenn es uns immer nur um das Wohlgefühl geht, werden wir oft enttäuscht. Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse einmal loslassen und uns auf einen anderen Menschen einlassen, dann erleben wir, dass wir zum Segen werden dürfen für andere. Wir richten nicht nur den Armen und Gebeugten auf. Indem wir andere aufrichten, gehen wir selber aufrechter und froher durch das Leben.
Gebeugte aufrichten
Jesus sagt uns allerdings, wie wir anderen helfen sollen. Wir sollen uns im Helfen nicht gnädig zum anderen herabbeugen. Das Wort Jesu: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, legt Matthäus einem König in den Mund. Das bedeutet, wir sollen uns beim Helfen immer bewusst sein, dass wir Königinnen und Königen helfen. Und unsere Hilfe besteht darin, dass sich Menschen, die sich als erdrückt und gebeugt erleben, wieder aufrichten und sich wieder als Könige und Königinnen fühlen. Die Begegnung wird zu einer beglückenden, zu einer königlichen Erfahrung, die allen gut tut.