Menschen und BücherGenialer Gottsucher: Blaise Pascal

Seit über 300 Jahren fasziniert dieser Denker die Menschen: Blaise Pascal (1623-1662) war ein ehrlicher Gottsucher, und jemand, der an seinem Rigorismus gescheitert ist und gerade dadurch zu einer neuen inneren Freiheit und Weite gereift ist.

Genialer Gottsucher: Blaise Pascal
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Zwischen Wissen und Glauben

Blaise Pascal war hochbegabt, ein genialer Mathematiker. Mit 16 Jahren verfasst er eine Abhandlung über Kegelschnitte, die ihn berühmt macht. Später erfindet er eine Rechenmaschine und entwirft den Plan einer Art Omnibusunternehmen, damals natürlich mit Fuhrwerken, aber mit einem genauen Fahrplan. Doch Pascal war auch ein tief religiöser Mensch. Allerdings geriet er in den Konflikt zwischen den Jansenisten, die eine strenge Moral lehrten, und den Jesuiten, die mehr auf die Gewissensfreiheit setzten. Er schreibt Briefe voller Zynismus und unerbittlicher Schärfe gegen die Theologie der Jesuiten. Romano Guardini meint, das Tragische an Pascal war sein Mangel an Humor. Doch offensichtlich spürt er selbst, dass Polemik nicht weiterführt. In seinen letzten Jahren versucht er eine Apologie, eine Art Verteidigungsrede, des christlichen Glaubens zu schreiben, in der er den Konflikt zwischen Glauben und Wissen reflektiert. Aber es sind nur Fragmente geblieben, die unter dem Titel „Pensées“ (= Gedanken) nach seinem Tod erschienen. In seiner Philosophie hat Pascal vieles vorweggenommen, was später bei anderen Philosophen, etwa Kant und Karl Popper, wieder anklingt. Er glaubt an die unausschöpfbare Fruchtbarkeit des menschlichen Geistes. Aber zugleich sieht er das Elend des Menschen darin, dass das Denken zurückbleibt vor dem unbegreiflichen Gott. Berühmt ist die Wette, die er im Gespräch mit einem Atheisten entwirft: Wer auf die Existenz Gottes wettet, der ist demnach auf jeden Fall besser dran als der, der gegen die Existenz Gottes wettet.

Gotteserfahrung

Pascal hat in der Nacht des 23.11.1654 eine tiefe spirituelle Erfahrung gemacht. Er hat sie aufgeschrieben in seinem „Memorial“, das er in seinen Anzug einnähte und immer bei sich trug. Erst nach seinem Tod hat es ein Diener in diesem Anzug entdeckt. Es beginnt mit: „Feuer. Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfindung. Freude, Friede, Gott Jesu Christi.“ Offensichtlich war es eine tiefe erschütternde Erfahrung des lebendigen Gottes, die sein Leben geprägt hat. Blaise Pascal, mit seiner hohen Begabung und seiner kränklichen Verfassung, hat sehr an sich gelitten. Aber er hat sich selbst im Zwiespalt zwischen Glauben und Wissen ausgehalten. Und er meint einmal, es sei das große Elend des modernen(!) Menschen, dass keiner mehr allein in seinem Zimmer bleiben kann.

Innere Weite und Freiheit

Pascal spricht von der Verborgenheit Gottes. Aber er hält daran fest, dass der Mensch „gottfähig“ ist. Der Mensch ist zwar Sünder, aber die Gottesintention ist in ihm wirksam. Die Verborgenheit Gottes ist zudem nicht absolut, sie ist kein Unbekanntsein, sondern eine Verschleierung. So sucht der Mensch mit seiner Vernunft und mit seinem Herzen nach dem verborgenen Gott und erfährt in ihm Erfüllung und Glück. So kann Pascal am Ende seines Lebens schreiben: „Der Gott der Christen ist ein Gott der Liebe und des Trostes. Es ist ein Gott, der die Seele und das Herz derer erfüllt, die er besitzt. Er ist ein Gott (...), der sich mit dem tiefsten Grunde ihrer Seele verbindet, der sie mit Demut und Freude, mit Vertrauen, mit Liebe erfüllt; der sie unfähig macht, ein anderes Ziel zu haben als ihn selbst.“

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