Trödeln statt wegwerfenGebrauchtes Spielzeug tauschen und weiterverwerten

Um ein Zeichen gegen Müllvermeidung zu setzen, veranstalteten die Kinder und Fachkräfte vom offenen Ganztag der Elisabethschule (Essen) einen Trödelmarkt. Wie es dazu kam, berichtet unsere Autorin.

Trödeln statt wegwerfen
© Mja

Die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Umweltschutz“ sind uns sehr wichtig und so leben wir dies den Kindern im Alltag immer wieder vor. Bspw. vermeiden wir eine unnötige Beleuchtung in den Fluren, verschwenden kein Papier und achten darauf, Lebensmittel vollständig zu verwerten. Wir sprechen mit den Kindern oft darüber, welche Möglichkeiten es gibt, die Umwelt zu schonen und zu schützen. Unter diesem Aspekt besuchten wir im Achja!-Theater 2019 auch das Theaterstück „Motte will MEER!“, das Plastikmüll in den Ozeanen thematisierte.

Überfluss im Kinderzimmer reduzieren

Der Theaterbesuch hatte die Kinder zum Nachdenken gebracht und so erzählten sie uns im Anschluss von all dem überflüssigen (Plastik-)Spielzeug in ihren Kinderzimmern, das sie schon lange nicht mehr nutzen. Angeregt durch diese Gespräche kam den Kindern und Fachkräften in der AG „Nachhaltigkeit – Müllvermeidung – Umweltschutz im Alltag“ die Idee, einen Trödelmarkt zu veranstalten, um ausgedientes Spielzeug untereinander zu tauschen oder zu verkaufen. Die Idee wurde von allen Beteiligten direkt positiv aufgenommen und der anstehende Trödelmarkt wurde zu einem wichtigen Gesprächsthema auf dem Schulhof. Die Kinder gestalteten Plakate für ihre Verkaufsstände und tauschten sich angeregt darüber aus, welche Spielsachen sie zum Verkauf anbieten möchten.

Die Eltern miteinbeziehen

Eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern zählt ebenso zu unseren Kernaufgaben, weshalb wir diese miteinbezogen. So kam es, dass wir im Sommer 2019 unseren Schulgarten zu einem Trödelmarkt mit Imbiss umfunktionierten, zu dem wir alle Eltern in Form eines Gruppennachmittags einluden. Direkt nach Schulschluss bereiteten wir gemeinsam mit den 25 Kindern der Gruppe alles vor: Wir Fachkräfte besorgten die Getränke und rührten einen Waffelteig, während die Kinder ihre mitgebrachten Spielsachen auf Trödeldecken ausbreiteten und eigens mitgebrachte Dosen als Kassen bereitstellten. Zudem gab es einen Stand, an dem die Kinder selbst gemachte Limo zum Kauf anboten. Die Eltern spendeten Kuchen und Kekse. Solche Aktionen beleben unseren pädagogischen Alltag und lassen sich gut mit der Kontaktpflege zu den Eltern verbinden. Es brauchte nicht viel Organisation, und aufgrund strahlenden Sonnenscheins stand dem Gelingen nichts mehr im Weg.

Neue Spielsachen erhalten – Abfall vermeiden

Die Kinder tauschen generell gern ihr Spielzeug miteinander und durch ihre Trödelgeschäfte erhielten sie „neue“ Dinge, ohne etwas Neues zu kaufen. Sie boten v. a. Fußballkarten, Puppen, Autos, Accessoires wie z.B. Sonnenbrillen oder Tücher sowie kleinere Spiele (Memospielkartensets, Trumpfspiele o.Ä.) an. Da dies ein Gruppennachmittag war, kannten sich die Kinder gut, wodurch vielmehr eine kleine Tauschbörse für Spielsachen entstand und Geld keine große Rolle spielte. Das hier und da eingenommene Geld stellte für die Kinder einen zusätzlichen Reiz dar, war jedoch nicht ausschlaggebend. Laut den anschließenden Aussagen und Wünschen der Kinder hätte der Trödelmarkt eine immer wiederkehrende Aktion werden können. Durch Corona dauerte es jedoch etwas länger, bis ein erneuter Trödelmarkt stattfand – diesmal für die gesamte Schule.

Nachhaltigkeit im Alltag vorleben

  • Unser Verständnis von Wertevermittlung: Wir pädagogischen Fachkräfte agieren als Vorbild und leben einen respektvollen Umgang gegenüber der Umwelt und allen Dingen, die sich darin befinden, vor. Wir zeigen Respekt gegenüber unseren Mitmenschen und gegenüber uns selbst.
  • Nachhaltigkeit äußert sich nicht in Form von großen Aktionen oder Projekten, sondern im Alltäglichen. Hinter vermeintlich nutzlosem „Müll“ stecken oftmals noch nützliche Gegenstände: Die Kinder freuen sich z.B. über ausgediente Möbelstücke, die sie als Kindersessel nutzen, eine ausrangierte Holzkiste lässt sich zu einer Schatztruhe umgestalten und alte Sofakissen eignen sich hervorragend zum gemütlichen Budenbauen im Schulgarten.
  • Ein weiteres großes Anliegen ist uns eine verantwortungsvolle Nutzung von Lebensmitteln. Seit einiger Zeit ist es uns möglich, nicht verzehrte Lebensmittel für die Kinder aufzubewahren bzw. mitzugeben. Zudem lassen wir uns das Obst und Gemüse nicht geschnitten liefern, sondern die Kinder bereiten ihr Obst und Gemüse bedarfsgerecht selbst zu, damit es länger frisch bleibt.
  • Darüber hinaus gibt es immer wieder Gelegenheiten, übliche Alltagsgegenstände und Naturmaterialien nachhaltig mit Kindern zu nutzen. Egal ob Schraubgläser, Eisstäbchen, Papprollen usw.: Immer wieder haben wir nützliche Einfälle, um vermeintliche Abfallprodukte wiederzuverwerten.

Gut zu wissen

  • Kinder unter sieben Jahren sind nicht geschäftsfähig und dürfen nichts kaufen oder verkaufen.
  • Nach dem siebten Lebensjahr sind Kinder beschränkt geschäftsfähig. D. h., sie können ohne das Beisein der Eltern etwas kaufen oder verkaufen.

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