Zeitzeichen: 16. April 1525Das einmalige Blutgericht am Adel

Als die Truppen der Herrscher im Bauernkrieg 1525 schon Tausende Rebellen getötet haben, schlagen auch diese zu.

Die siegreichen Bauern führen den Grafen Helfen­stein zur Hinrichtung. Gemälde von 1879
Die siegreichen Bauern führen den Grafen Helfen­stein zur Hinrichtung. Gemälde von 1879© Wikimedia/Auktionshaus

Nur 60 gegen 6000! Das ist der Stoff für Heldengeschichten, mag sich Ludwig von Helfenstein gedacht haben. Oder der Graf verachtet die Bauern so abgrundtief, dass er mit seinen 60 Soldaten das 6000 Mann starke Rebellenheer im Bauernkrieg nicht einfach in Ruhe lassen will: Helfenstein beschießt am 14. April 1525 den friedlich vorbeiziehenden Haufen aus seiner Burg bei der württembergischen Stadt Weinsberg. Und greift mit seinen Reitern auch noch an: »Was hinten nachzog, erstach er allesamt«, berichtet ein Mönch aus dem nahen Heilbronn. »Das verdross die Bauern sehr.« Die Rebellen kehren daraufhin um und erstürmen zwei Tage später Burg und Stadt.

Den Grafen Helfenstein und neun weitere Adlige nehmen sie gefangen und jagen diese durch die Spieße: eine ritualisierte Form der Hinrichtung, bei der die Delinquenten durch eine Gasse von Männern schreiten müssen und von diesen erstochen werden. Es ist die einzige bekannte Gruppentötung durch die Rebellen im ganzen Bauernkrieg. Dennoch prägt die »Weinsberger Bluttat« das Bild vom Aufstand bis heute.