Es ist ein harter Winter 1609 in Jamestown im heutigen US-Bundesstaat Virginia. Zwei Jahre zuvor haben 104 Kolonisten hier die erste dauerhafte englische Siedlung in Amerika gegründet, 13 Jahre bevor die Pilgerväter im heutigen Massachusetts landen. Den ersten Winter überleben nur 38 Menschen – zwei Drittel sterben an Krankheiten, durch giftiges Trinkwasser oder fallen im Kampf gegen die einheimischen Powhatan-Indianer. Vor allem hungern sie, weil sie in einer der schwersten Dürren seit Jahrhunderten ins Land gekommen sind.
Akt der Verzweiflung
Jetzt haben Forscher die Knochen von 16 Hunden untersucht, die zwischen 1609 und 1617 in Jamestown gelebt haben. Schnittspuren und verkohlte Stellen an diesen Knochen belegen, dass die Tiere damals von den Menschen geschlachtet und gegessen wurden – wohl in höchster Not. Einer der Anführer der Kolonisten sagte später, „dass man erst die Pferde, dann Hunde, Ratten, Mäuse und letztlich die eigenen Stiefel gegessen habe“.
Eine konfliktreiche Beziehung
Bei einigen Tieren konnten die Wissenschaftler die DNA indigener Hunde nachweisen – ein Zeichen dafür, dass sich die Hunde der Einheimischen und der Siedler gepaart haben. Möglicherweise haben die Siedler auch Hunde der Indianer geschlachtet, bevor sie ihre eigenen, aus Europa mitgebrachten Tiere opferten. Jedenfalls war die Beziehung zwischen Einheimischen und Siedlern konfliktreich. Letztere nahmen 1613 sogar vorübergehend Pocahontas gefangen, die Tochter des Oberhäuptlings der Powhatan-Indianer.