Liebe Leserin, lieber Leser,
»Kein Triumph wird sein, nur viele Untergänge ohne Würde«, hatte Stefan George schon 1917 prophezeit. Der Dichter sollte recht behalten: Im August 1918 ist die letzte Offensive des deutschen Heeres gescheitert und für die Oberste Heeresleitung gilt eine Fortführung des Kriegs als „aussichtslos“. Trotzdem fordert Reichskanzler Max von Baden einen „Endkampf auf Leben und Tod“. Die Matrosen der Hochseeflotte stemmen sich gegen den Wahnsinn – ihre Meuterei wird zum Fanal der Revolution.
Das „alte und morsche“ Kaiserreich hat im November 1918 sein Ende gefunden. Während in Weimar die deutsche Nationalversammlung tagt, forcieren in Berlin und München die „Linken“ die zweite Phase der Revolution. Um eine „Räterepublik Deutschland“ zu verhindern, kommt es zu einem Bündnis der SPD mit den reaktionären Freikorps, die mit aller Härte den Berliner Aufstand der „Spartakisten“ niederschlagen und einen blutigen Schlussstrich unter die Münchner Räterepublik ziehen.
Es war ein Triumph der parlamentarischen Demokratie, als am 31. Juli 1919 die Verfassung der Republik beschlossen wurde: allgemeines und gleiches Wahlrecht, Meinungs- und Pressefreiheit, zwei Kammern mit Reichstag und föderalem Reichsrat. Die hehren Ziele der Revolution von 1848 schienen Realität geworden zu sein. Doch schon gibt es mahnende Stimmen, die vor einer gefährlichen Machtfülle des Reichspräsidenten warnen.
Ihr, Euer
Klaus Hillingmeier
Chefredakteur