Liebe Leserin, lieber Leser,
„Mein Gott, sie machen mir Angst“, soll Feldmarschall Wellington ausgerufen haben, als er zum ersten Mal Kosaken erblickte – seine Verbündeten im Kampf gegen Kaiser Napoleon. Die Männer auf ihren struppigen Pferden waren zum Albtraum der Grande Armée geworden und hatten deren Rückzug aus Moskau in einen Todesmarsch verwandelt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stellten Kosaken das Gros der russischen Kavallerie. Es waren freie Männer in einem Land der Knute und Leibeigenschaft.
Die Geschichte der Kosaken hat ihren Anfang in den Grenzgebieten zu den Reichen der Osmanen und Tataren. Hier konnten verwegene Männer ihr Leben selbst in die Hand nehmen und ganz nebenbei als Reiterkrieger oder Flusspiraten Beute machen. Es waren Kosaken, die das Tor zu den unendlichen Weiten Sibiriens aufstießen, es waren Kosaken, die dem polnisch-litauischen Reich den Todesstoß versetzten und das Fundament der heutigen Ukraine legten, es waren Kosaken, die Mittelasien für den Zaren unterwarfen.
Die Kosaken reiten wieder! Sowohl in Russland als auch in der Ukraine erleben die Krieger eine Renaissance. War in der ehemaligen Sowjetunion das Kosakentum nur noch Folklore, drängen heute Neo-Kosaken in Putins Russland in ihre alte Position zurück: Sie dienen als staatstreue Hilfspolizisten und Kämpfer gegen unliebsame Autonomiebestrebungen. In der Ukraine avancierte der Kult um die Kosaken zum Gründungsmythos. So stimmt die Nationalhymne an: „[…]und wir werden zeigen, Brüder, dass wir vom kosakischen Stamm sind“.
Ihr, Euer
Klaus Hillingmeier
Chefredakteur