Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Thor: Tag der Entscheidung“ und die siebte Staffel von „Game of Thrones“ haben vergangenes Jahr ein Millionenpublikum angelockt. Der Kinofilm und die Fernsehserie sind nur die jüngsten Erfolgsproduktionen, die auf den Mythen der Germanen und Kelten aufbauen. Tolkiens „Hobbit“ und „Herr der Ringe“, „Harry Potter“ sowie die 2016 verfilmte Computerspielreihe „Warcraft“ bilden weitere Beispiele für alten Sagenstoff in neuem Gewand.

Woher stammt die moderne Sehnsucht nach den Mythen des Nordens? Wieso erstehen diese wieder auf in höchst profitablen Fantasywelten voller Zwerge, Elben und Drachen? Darauf gibt es eine einfache und eine tiefergehende Antwort, schreibt die Literaturwissenschaftlerin Katharina Maier in einem klugen Beitrag ab Seite 16, den ich Ihnen besonders empfehlen möchte.

Noch fremdartiger als die Glaubenswelt unserer keltischen und germanischen Vorfahren erscheint diejenige im ganz hohen Norden. Was es mit dem monströsen Mischwesen „Tupilak“ auf sich hat, das Schamanen in Grönland zum Leben erwecken wollten, beschreibt die Ethnologin Christine Zackel ab Seite 22. Inzwischen tritt diese bizarre Kreatur ebenfalls in neuem Gewand auf: Aus dem Tod- und Unglücksbringer wurde ein beliebtes Souvenir für Touristen. Auch die Grönländer verstehen es, ihre Mythen lukrativ zu vermarkten.

Ihr

Christian Pantle
Chefredakteur